Niko von Glasow ist ein Theater- und Filmregisseur, der sich von seiner eigenen körperlichen Behinderung als Contergangeschädigter nie in seiner Kreativität hat einschränken lassen. Sein neuestes Projekt, welches der Film begleitet, soll denen Mut machen, die sein Schicksal teilen. Für das Theaterstück castet er 14 Schauspieler, teils körperlich behindert, teils nicht behindert, und bringt sie zusammen auf die Bühne. Schnell zeigt sich, dass sich auch Nicht-Behinderte mit Handicaps konfrontiert sehen. Es ist ein ganz besonderes Projekt, dem sich von Glasow mit ALLES WIRD GUT widmet. Der Film begleitet die Proben des Stücks, gibt allen Protagonisten den nötigen Raum, dem Zuschauer nahe zu kommen und die eigenen kleinen und großen Konflikte zu verarbeiten. Von Glasow blickt dabei auch kritisch auf sich selbst, ist Teil des Projekts, aber auch respektvoller und sensibler Betrachter seiner Truppe. Am Ende des Films wird das Stück aufgefürt. An diesem Punkt ist der Zuschauer bereits ein Fan geworden. Von talentierten und kreativen Menschen, die den Mut haben, ihren großen Traum auf der Bühne auszuleben. Und sich von nichts aufhalten lassen. Berührend und inspirierend zugleich.
Jurybegründung:
Ein Theaterprojekt mit Schauspielern und Laien. Die meisten von ihnen leben mit einer Behinderung. Sie sitzen im Rollstuhl, sind von Geburt an blind oder sind contergangeschädigt, so wie Regisseur Niko von Glasow, der sich selbst als „der einzige kurzarmige Regisseur Deutschlands“ bezeichnet. „Alle Schauspieler sind behindert, besonders die guten“. so von Glasow. Aber wer kann schon von sich behaupten, er sei perfekt, nur weil er nicht behindert ist?
Der Film folgt den Proben des Stücks, alle Mitwirkenden werden nach und nach in ihren Rollen vorgestellt, ihre besondere Eignung für die jeweilige Rolle vom Regisseur deutlich gemacht. Der Zuschauer kann sie immer wieder beim Proben beobachten, auch die emotionale Selbstausbeutung bleibt nicht verborgen. Ob hier der Regisseur dazu beiträgt, wird einmal von einem Mitwirkenden als Frage in den Raum gestellt, bleibt aber unbeantwortet. Hier geht es wohl nicht anders zu als überall am Theater. Der Regisseur muss seinen Darstellern alles abverlangen, manchmal auch gegen deren Willen. Niko von Glasow sieht das als positive Diskriminierung. Er fordert seine Schauspieler auf, die Identität der Behinderung abzurufen, weil er einer von ihnen ist.
Bei seiner Arbeit als Regisseur ist Niko von Glasow fast in jeder Einstellung zu sehen, so erscheint es jedenfalls. Wie sehr sich seine Protagonisten gelegentlich von ihm benutzt fühlen, kann der Zuschauer nur vermuten.
Indirekt angeregt wurde das Projekt durch Dieter Bohlen, so kann man es im Abspann lesen, dem Vater aller Castingshows. Diese amüsante Fußnote sollte eigentlich am Anfang stehen, denn die Theaterdokumentation thematisiert das Format der Castingshow und spielt gelegentlich etwas kokett mit den Methoden einer Freakshow. Als ‚Making-of‘ gerät der Film mit einer Dauer von 96 Minuten sehr ausführlich und dadurch in Gefahr, gelegentlich redundant zu wirken. Die einzelnen Schauspieler auch persönlich näher kennen zu lernen, sieht der Film nicht vor. Es wurde vermisst, sie auch im privaten Umfeld zu erleben, was eine Bereicherung hätte darstellen können.
Behinderte und ’normale‘ Schauspieler auf ein vergleichbares künstlerisches Niveau zu bringen, kann als besondere Fähigkeit und Anstrengung des Regisseurs betrachtet werden und wurde ausdrücklich durch die Jury gewürdigt, die sich einstimmig für das Prädikat ‚wertvoll‘ aussprach.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)