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Am Tag als Bobby Ewing starb: Die symbiotische Beziehung zwischen einem Sohn und seiner Mutter zerbricht, als beide 1986 in eine Kommune unweit einer AKW-Baustelle ziehen.

Handlung und Hintergrund

Mitte der 80er zieht Teenager Nils (Franz Dinda) mit Mutter Hanne (Gabriela Maria Schmeide) von der Stadt in eine Landkommune in der Provinz, nicht weit entfernt von der zu jener Zeit heftig umkämpften AKW-Baustelle Brokdorf. Während Mutti mit Kommunenhäuptling Peter (Peter Lohmeyer) anbandelt, sucht Nils Orientierung bei der militanten Protestbewegung und findet eine neue Liebe in der Bürgermeistertochter Martina (Luise Helm). Da geschieht das Unglück von Tschernobyl und hinterlässt seine Spuren auch im norddeutschen Alltag.

Heiter-besinnliche Erinnerungen an die 80er stehen im Mittelpunkt des Gewinnerfilms vom Max-Ophüls-Festival 2005.

Nach der Scheidung der Eltern zieht der 17-jährige Niels 1986 mit seiner Mutter Hanne von Bremen nach Schleswig-Hostein - in eine Kommune unweit der AKW-Baustelle Brokdorf. Als Hanne mit dem Kommunenguru Peter eine Liaison wiederaufleben lässt, rebelliert Niels und beteiligt sich am gewaltbereiten Widerstand gegen das AKW.

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Man schreibt das Jahr 1986. Obwohl die Protestbewegung gegen den Bau des Atomkraftwerks in Brokdorf bereits abflaut, zieht Hanne mit ihrem Sohn Niels im nahegelegenen „Alternativen Wohnkollektiv Regenbogen“ ein. Und während sich die Mama mit Kommunenguru Peter über ihre Scheidung hinwegtröstet, nimmt Niels vor dem reglementierten WG-Leben Reißaus. Stattdessen beteiligt er sich mit der Tochter des örtlichen Bürgermeisters und dem Dorfrocker Rakete am gewaltbereiten Widerstand gegen das AKW.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Lars Jessen
Produzent
  • Peter Stockhaus,
  • Elke Peters
Darsteller
  • Peter Lohmeyer,
  • Gabriela Maria Schmeide,
  • Franz Dinda,
  • Nina Petri,
  • Richy Müller,
  • Luise Helm,
  • Peter Heinrich Brix,
  • Jens Münchow,
  • Rocko Schamoni,
  • Lisa Maria Potthoff,
  • Barbara Focke,
  • Jan Peter Heyne,
  • Ingo Haeb,
  • Lars Gärtner,
  • Falk Rockstroh,
  • Marion Breckwoldt,
  • Ulrich von Bock
Drehbuch
  • Lars Jessen,
  • Ingo Haeb,
  • Kai Hensel
Musik
  • Element of Crime,
  • Jakob Ilja,
  • Paul Rabiger
Kamera
  • Andreas Höfer
Schnitt
  • Elke Schloo
Casting
  • Gitta Uhlig

Kritikerrezensionen

  • Am Tag als Bobby Ewing starb: Die symbiotische Beziehung zwischen einem Sohn und seiner Mutter zerbricht, als beide 1986 in eine Kommune unweit einer AKW-Baustelle ziehen.

    In seinem ersten langen Spielfilm „Am Tag als Bobby Ewing starb“ rechnet Lars Jessen ernsthaft-heiter mit der 68er-Generation ab und verarbeitet eigene Kindheitserfahrungen in Wohn- und Beziehungsexperimenten seiner Eltern. Das Porträt einer Landkommune und die Proteste gegen das AKW Brokdorf, endlose Diskussionen und gemeinsames Plantschen im Badezuber sind von rührender Naivität und Sympathie geprägt.

    Für den jungen Regisseur musste der Film „jetzt gemacht werden“. Er will „keine Abrechnung im klassischen Stil“ und laviert deshalb zwischen leiser Kritik, latenter Bewunderung und leichter Nostalgie. Anfangs wirkt das chaotische Miteinander auf dem Bauernhof in Norddeutschland wie eine krude Ansammlung von Altbekanntem. Da soll die Urschrei-Therapie für Befreiung sorgen, laufen Männlein und Weiblein nackt und fröhlich in der Natur herum, stellt man Windräder auf, um „autark“ zu sein und statt „imperialistischen Bohnenkaffee“ schlürfen die in einfaches Strickzeug Gewandeten ein braunes Gesöff aus Getreide. In diese Idylle platzt die Sozialpädagogin Hanne mit Sohnemann Niels. Die Städterin gewöhnt sich schnell an Gemüsepuffer, Gewaltverzicht und die wöchentliche Dallas-Dosis, der Teenager hält dagegen wenig von den bekifften Landkommunarden des alternativen Wohnkollektivs Regenbogen. Statt mit der neuen Großfamilie sanft gegen das AKW zu protestieren, fraternisiert er mit dem Dorf-Rocker Rakete, der sich die Bierchen reihenweise reinkippt. Während sich die Mama mit dem WG-Chef lustvoll im Laken vergnügt, genießt der Teenie ersten Sex mit der Bürgermeisterstochter, findet Molotow-Cocktails und das Ansäbeln von Strommasten spannender als Pazifismus.

    „Am Tag als Bobby Ewing starb“ kommt es zur Zäsur, nicht nur weil der Erdöldynastie-Spross entschlummert, sondern im weit entfernten Tschernobyl der Super-GAU eintritt, die tödliche Atomwolke in den nächsten Tagen gen Westen driftet. Nicht ist mehr, wie es einmal war. Die Gratwanderung von Lars Jessen gelingt nicht immer. Manchmal glaubt man sich in einem schlechten Kostümfilm, wenn Peter Lohmeyer als Ober-Kommunarde eine ziemlich schreckliche Langhaar-Perücke trägt und Schafe schert oder die Welt sich aufteilt in versponnene Idealisten und reaktionären Dörfler. Die persönliche und autobiografische Zeitreise schrappt hart am Klischee entlang, auch wenn ganz authentisch der Flokati den Boden bedeckt, „bumsen“ mit weichem S gesprochen wird und der Joint kreist. Es fehlt die Entscheidung zwischen einer konsequenten Coming-of-Age Geschichte aus dem Blickwinkel des Jungen und dem Porträt einer Generation, die den Aufbruch mit unkonventionellen Mitteln wagte. Gut gezeichnet Niels‘ Grundkonflikt mit der Mutter und ihrem Liebhaber und seine „Emanzipation“, wenn er am Ende nicht den Wehrdienst verweigert, sondern an der Waffe ausgebildet werden will. Da ist der Generationenbruch handfest spürbar. Für Jessen wurden so viele Schranken eingerissen, dass sich seine Generation „ganz auf unsinnige Frisurenexperimente, schlechte Musik und bunte Mixgetränke konzentrieren“ konnte. Ausgezeichnet mit dem Max Ophüls-Preis 2005 sollte diese liebevolle Komödie ihre Nische im Kino finden. mk.
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