Die Menschen in "Amador und Marcelas Rosen" des spanischen Regisseurs und Drehbuchautors Fernando Léon de Aranoa sind Gestrandete. Marcela ist schwanger, kann sich aber eine Zukunft mit ihrem Freund nicht wirklich vorstellen. Der alte Amador kann das Bett nicht mehr verlassen und weiß, dass seine Tage gezählt sind. Aus Geldnot beschließt Marcela schließlich, Amadors Tochter den Tod des Vaters bis zum Monatsende zu verschweigen. Jeden Tag sitzt sie stundenlang neben dem Toten und legt dessen Puzzle, von ihrem schlechten Gewissen geplagt. Die Stille in dieser Wohnung, der Nachhall der kurzen Bekanntschaft, die Extremsituation oder noch mal ein ganz anderer, unsichtbarer Grund setzen in Marcela eine Veränderung in Gang.
Die peruanische Schauspielerin Magaly Solier schweigt als Marcela die meiste Zeit. Dabei wirkt sie bedrückt von ihrer Unwissenheit und dem Gefühl, dem Schicksal ausgeliefert zu sein. Aber wenn sie mit Amador, dargestellt von Celso Bugallo, halb scherzhaft, halb im Ernst über ihre unterschiedlichen Ansichten debattiert, sieht sie auf einmal jung und selbstbewusst aus. Mit Nelson, den Pietro Sibille spielt, tauscht sich Marcela hingegen nie aus, es sei denn, über den neuen Kühlschrank, den er unbedingt wollte und den sie abbezahlen soll.
Sie konfrontiert Amador damit, dass sie seine Puzzles für Zeitverschwendung hält. Er aber kontert, auch im Leben gehe es darum, die einzelnen Teile, die einem gegeben wurden, zusammenzufügen. Das Motiv des Puzzles kehrt später in der Geschichte wieder, wie auch die halb mystischen Fantasien und Weisheiten des Alten, der Marcelas ungeborenem Kind seinen Platz auf der Welt vermachen will und öfters von Meerjungfrauen spricht. Nach seinem Tod arbeiten Amadors Worte in Marcela weiter, wovon man die meiste Zeit aber nicht viel mitbekommt. Der Alte liegt viele Tage tot unter einem Tuch in seinem Bett, und Marcela schleppt Rosen an, Duftspray und einen Ventilator, um den Geruch zu vertreiben. Dann sitzt sie still in der Küche und wartet.
Mit der Zeit wird dieser Mangel an Bewegung im Film langweilig. Es gibt nur noch spärliche Begegnungen, die kurz für Spannung sorgen oder den zähen Fluss auflockern. Vor allem die ältere Prostituierte, gespielt von Fanny de Castro, die Amador einmal die Woche aufsuchte und nach seinem Tod zu Marcelas Verbündeter wird, sorgt für einige interessante Dialoge mit Marcela. Aber irgendwann fragt man sich, warum man weiterhin in der Wohnung des Toten ausharren sollte, um zu schauen, ob Marcelas Rechnung aufgeht. Da hilft es auch nicht mehr viel, dass der Schluss mit einigen Überraschungen aufwartet.
Fazit: Der zarte Charme einer Begegnung zweier ungleicher Menschen und das Rätselhafte, das "Amador und Marcelas Rosen" auszeichnet, weichen bald einem zähflüssigen Verlauf.