Dass Filme oberflächlich gesehen zumeist ganz anders wirken, als das, was uns ihre tatsächliche Botschaft vermitteln möchte, machen einige Beispiele aus der jüngeren Filmgeschichte mehr als deutlich. Filme wie „Dirty Dancing“, „The Shining“ oder „Fight Club“ werden zum Teil vollkommen falsch interpretiert und in ihrer Bedeutung anders gelesen, als von den RegisseurInnen ursprünglich erdacht. Wir fassen die prägnantesten Beispiele zusammen und zeigen euch 14 Filme, die eine völlig andere Bedeutung haben, als vom Publikum angenommen.
(500) Days of Summer
Unglücklich verliebt sein, tut weh. Wie sich das äußern kann, zeigt dieser Film auf humoristische Art und Weise. Jedoch geht es auch um etwas anderes: Tom glaubt, dass die richtige Person seinem unglücklichen Leben auf die Sprünge helfen kann. Doch es liegt nicht am Partner, diese Hoffnung zu erfüllen. Es liegt an einem selbst. Und das bestätigte auch Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt selbst: „… findet heraus, wie egoistisch“.
The Shining
Ein Film über einen Vater, der in einem abgelegenen Hotel verrückt wird und seine Familie umbringen will - das klassische Horror-Szenario also?! Falsch! Eine Sache, die Regisseur Stanley Kubrick von der Vorlage übernahm, ist die Tatsache, dass der Film vor allem auch den Kampf des Vaters mit dem Alkohol darstellt. Schließlich geraten die Dinge erst so richtig außer Kontrolle, nachdem Jack Nicholsons Charakter die Bar des Hotels besucht hat.
American Sniper
Viele politische Intentionen wurden dem Film zugesprochen. Die einen nahmen den Film als Propaganda für einen ungerechtfertigten Krieg, die anderen sahen in ihm die Bebilderung der Bedrohung durch den Terrorismus im Mittleren Osten. Die Filmemacher selbst gaben an, dass es dem Film nur um den offensichtlichsten Grund geht: Ein Soldat, der nach Hause zurückkehrt und mit posttraumatischen Störungen zu kämpfen hat.
Natural Born Killers
Von vielen Zuschauern und den Medien wurde der Film als eine „reine Gewaltorgie“ verteufelt. Dabei benutzte Regisseur Oliver Stone die Bilder vor allem dazu, um die Obsession der Medien mit Gewalt aufzuzeigen. Nicht umsonst ist die Figur des TV-Moderators, gespielt von Robert Downey Jr., so wichtig und präsent im Film.
American Psycho
Auch „American Psycho“ wurde angeklagt, Gewalt sinnlos zu verherrlichen. Zuschauer nahmen an, der Film glorifiziere den Killer Patrick Bateman und seine Taten. Doch eigentlich wollte Regisseurin Mary Harron den Zuschauern vielmehr die oberflächliche Welt von Bateman verdeutlichen und das Bild einer hedonistischen Gesellschaft auf brutal ehrliche Art und Weise auf die Leinwand bringen. Batemans Opfer sind alle tot und dennoch wird eines von ihnen mit einer anderen Person verwechselt, weshalb Bateman letztlich sogar ungestraft davon kommen kann. Die Verwechselbarkeit und Identitätslosigkeit der Menschen, mit denen Bateman tagein tagaus zu tun hat und denen er selbst zugehörig ist, zeigt „American Psycho“ auf eindrückliche Art und Weise.
Fight Club
Den alles umfassenden Kapitalismus als Angeklagten des Films zu sehen, ist leicht. Der Erzähler ist unglücklich und erst Tyler Durden holt ihn aus dieser Konsum-Welt hinaus. Das mag zumindest ein Aspekt sein. Doch eigentlich geht das Thema von „Fight Club“ tiefer. Der Film ist vielmehr ein warnendes Beispiel über die Gefahren der von einer Gesellschaft geprägten Vorstellung von Männlichkeit.
Dirty Dancing
Schnell mag man „Dirty Dancing“ als zeitlosen Liebesschmonz abtun, der als leichte Unterhaltung für den Sonntagabend herhalten kann. Jedoch geht es weniger um das einfache Zueinanderfinden von Baby und Johnny, sondern eher um den Ausdruck der eigenen sexuellen Freiheit, die Frauen zur Handlungszeit des Films eben noch nicht gegeben war.
The Cabin in The Woods
Vor allem Horrorfans sind im Jahr 2012 in die Kinos gestürmt, um sich bei „The Cabin in The Woods“ eine Portion blutigen Genre-Spaß abzuholen. Enttäuscht wurden die Fans zumindest in der Hinsicht nicht, dass am Ende tatsächlich reichlich Blut fließt. Und trotzdem dürften sich manche gewundert haben, nachdem sie bemerkt hatten, dass der Horrorstreifen in anderthalb Stunden nahezu alle bekannten Horrorklischees abklappert. In „The Cabin in The Woods“ wird nicht nur das Genre parodiert, es werden darüber hinaus sogar die Horrorfans ein Stück weit beleidigt, schließlich sind sie es, die sich tagein tagaus gleich gestrickte Filme ansehen und damit die Maschinerie am Laufen halten.
Funny Games
Michael Hanekes erschreckend nüchtern inszenierte Regiearbeit über Gewalt, Voyeurismus und medialen Konsum wurde von vielen Kritikern hochgelobt, das Publikum hingegen tat sich mit „Funny Games“ eher schwer. Es fehle der Unterhaltungswert sowie ein Hoffnungsträger, der es den Zuschauern bis zum Ende ermöglicht, mitzufiebern – so zumindest der Vorwurf. Genau an diesem Punkt setzte der Regisseur jedoch an, um zu zeigen, dass Gewalt, die nicht ästhetisch und visuell überladen inszeniert ist, kaum erträglich ist. Gute Unterhaltung und ein zu genießender Schauwert sind beim Original und beim US-Remake fehl am Platz. Stattdessen versuchte Haneke, sein Publikum zur Reflektion über den eigenen Medienkonsum anzuregen.
„Inception“
Wie der berühmte Kreisel am Ende des Films drehten sich die meisten Zuschauer um die falsche Frage: Befindet sich Leonardo DiCaprios Charakter nun letztlich in einem Traum oder nicht? Darsteller Michael Caine lieferte Jahre später die Antwort, dass das Ende in der Realität spielt. Regisseur Christopher Nolan stellte schon zuvor klar, dass diese Frage völlig irrelevant ist. Ihm ging es am Ende darum, zu zeigen, dass der Protagonist sich nicht mehr fragt, ob er in einem Traum ist oder nicht. Vielmehr wolle er einfach Zeit mit seinen Kinder verbringen und akzeptiert endlich seine Realität. Deswegen wartet er auch nicht ab, ob der Kreisel nun wirklich fällt.
„The Wolf of Wall Street“
Genau wie bei „Wall Street“ Jahre zuvor entbrannte auch um Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“ eine kontroverse Diskussion. Einige unterstellten dem exzessiven Werk, Raubtierkapitalismus zu beschönigen und so mancher Zuschauer ging mit dieser Botschaft tatsächlich aus dem Film. Sie folgten dem Protagonisten Jordan Belfort (erneut Leonardo DiCaprio), als dieser hart arbeitende Bürger ausraubte, um sich selbst zu bereichern. Die Botschaft des Films ist natürlich eine andere. „The Wolf of Wall Street“ glorifiziert solch ein Verhalten nicht, sondern zeigt in all den kriminellen Machenschaften, zerstörerischen Drogenexzessen und natürlich dem eskalierenden Ende samt Gefängnisaufenthalt, dass die Protagonisten hier keine Vorbilder sind.
„Vergiss mein nicht!“
Bleiben Joel und Clementine nun in ihrem erneuten Anlauf für immer zusammen oder sind sie dazu verdammt, die Erinnerungen an einander erneut zu löschen? Zuschauer debattieren auch hier über das offene Ende dieser Romanze und übersehen dabei erneut, worum es eigentlich geht. Clem weist Joel am Ende darauf hin, dass ihre Beziehung wohl erneut scheitern wird. Er reagiert darauf nur mit einem simplen: „Okay“. Für ihn überwiegen die positiven Erinnerungen die schlechten und deswegen ist er bereit, sich und Clem erneut eine Chance zu geben. Dabei ist es gar nicht wichtig, ob die Beziehung diesmal für immer hält, die Erfahrung der Liebe an sich ist das Risiko wert. Oder wie es anders so schön heißt: „Es ist besser, geliebt und verloren zu haben, als nie geliebt zu haben.“
„10 Cloverfield Lane“
Der Sci-Fi-Thriller kam bei den Zuschauern und Kritikern zwar generell gut an, aber das Ende stieß dann doch auf viel Unverständnis. Nachdem Michelle aus dem Bunker und von Howard entkommen konnte, muss sie sich draußen plötzlich gegen Aliens behaupten. Auf viele wirkte dieser Genre-Wechsel unpassend, dabei greift das Ende das eigentliche Thema des Films auf: häusliche Gewalt. Michelle kann sich vor dem Ende zwar von Howard befreien, muss aber draußen feststellen, dass der eigentliche Kampf gegen die sie unterdrückende Welt erst beginnt. Sie trifft hier die Entscheidung, nicht länger das Opfer sein zu wollen, weswegen sie ganz zum Schluss den Aliens entgegenfährt, um sich ihrer eigentlichen Herausforderung zu stellen.
„Starship Troopers“
Die übertriebenen Propagandavideos im Film, die lächerlichen Zitate, die auch noch in bester Trash-Manier vorgetragen werden, der übermäßige Einsatz von Gewalt. Es gab und gibt viele Gründe, warum „Starship Troopers“ bei einigen Zuschauern auf Unverständnis stieß. Regisseur Paul Verhoeven fragt sich derweil, warum so viele nicht verstanden haben, dass sein extravaganter Militärfilm eine Satire ist. „Krieg macht uns alle zu Faschisten“, fasste der Filmemacher seine Intention hinter dem Werk zusammen. Verhoeven überspitzte in „Starship Troopers“ deswegen bewusst den patriotischen Ton seiner Charaktere und den Eindruck eines Militärpornos. Die Figuren, die am stärksten von ihrer militärischen Macht überzeugt sind, enden nicht ohne Grund auf die harte Art auf dem Boden der Tatsachen.