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Den brysomme mannen: Inmitten einer kargen Landschaft hält ein Bus und spuckt seinen einzigen Passagier in eine neue Welt aus. Andreas hat keine Ahnung, wie er hierher gekommen ist und was er tun soll, doch das braucht er auch nicht. Er wird in ein vorgefertigtes und anonymes Leben gesteckt, erhält Wohnung, einen Job, Kleider und Nahrung. Die Umgebung ist schön und die Arbeitskollegen sind nett. Andreas, der nun täglich Zahlen in...

Handlung und Hintergrund

Mitten in der grauen Einöde steigt Andreas (Trond Fausa Aurvåg) aus einem Bus aus: Zwar weiß er nicht, wie er hierher kam, aber ein Empfangskomitee steht schon bereit und führt ihn in eine neue Welt, wo ihn eine Wohnung, ein Bürojob und freundliche Leute erwarten. Er lernt Anne-Britt (Petronella Barker) kennen und heiratet sie. Allerdings interessiert sie sich - wie alle anderen Bürger dieser kinderlosen Stadt - nur für schöner Wohnen. Das soll nun Andreas Leben sein? Eine Affäre mit Ingeborg (Birgitte Larsen) hilft auch nicht weiter.

Prachtexemplar einer surrealen schwarzen Komödie mit leisem Humor, die wahlweise an David Lynch, Terry Gilliam oder Jeunet & Caro erinnert. In der Tradition von „Songs From the Second Floor“ gelingt dem Norweger Jens Lien eine absurd-nachtschwarze Satire.

Der melancholische Andreas landet in einer Stadt und in einem Job, in dem alle nett zueinander sind. Abends isst man gemeinsam in den immer gleich schick eingerichteten Wohnungen, doch es fehlt das richtige Gefühl, der Geschmack. Auch ein Seitensprung hat keine Konsequenz. Da bleibt nur der Selbstmord, von allen ignoriert.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Jens Lien
Produzent
  • Jørgen Storm Rosenberg
Darsteller
  • Trond Fausa Aurvåg,
  • Petronella Barker,
  • Per Schaaning,
  • Birgitte Larsen,
  • Johannes Joner
Drehbuch
  • Per Schreiner
Musik
  • Christian Schaanning
Kamera
  • John Christian Rosenlund
Schnitt
  • Vidar Flataukan

Kritikerrezensionen

    1. Schlagworte wie Anonymität der Großstadt, oberflächliche Gefühls- und Lebenswelt, anspruchslose Konsumgesellschaft füllt dieser Film mit Leben. Als satirische Parabel stellt er eine vollständig nivellierte Gesellschaft vor, in der Mittelmaß herrscht, wo leidige Zufriedenheit mit Glück verwechselt wird, steckt seinen Protagonisten in eine vollständig gesättigte Umgebung, wo es keine Auswüchse an übergroßen Gefühlen gibt, wo jeder stets an seinem Platz bleibt, in einem vorprogrammierten Alltag, aus dem es kein Entrinnen gibt.

      Und er stellt beständig die Frage, ob dieses überspitzt dargestellte Universum, das „Anderland“, so anders ist als unsere tatsächliche Welt, in der wir leben. Andreas wird in den Hamsterkäfig gesteckt, bekommt für wenig Arbeit genug Geld zum Leben, schöne Wohnung, eine Freundin – und soll dafür das ewiggleiche Laufrad der Eintönigkeit akzeptieren. Selbstdenken ist nicht gefragt, Mitgefühl bleibt außen vor, es herrscht ständige unverbindliche Freundlichkeit, die emotionale Bindungen nie zulässt. Das ist ein bequemes Leben, angenehme Arbeit, nette Menschen – es ist aber ein ganz veräußerlichtes Dasein, in dem Gesprächsansätze, die sich um Innenleben, Gefühle, Träume, alles Nicht-Oberflächliche drehen, als unbehaglich empfunden werden. Alles schmeckt gleich, alles riecht gleich – doch das ist Teil der Annehmlichkeiten von Anderland, wo stets das Erwartbare geschieht, auf dem Weg des geringsten Widerstands. Höher hinauf soll keiner wollen, dafür sorgen die grauen Herren in ihren grauen Autos, die verirrte Schafe immer wieder dahin zurückbringen, wo sie hingehören.

      Andreas aber reicht das nicht, ein vages Gefühl von Mangel bohrt an ihm, die nagende Gewissheit, dass es mehr geben muss im Leben. Der Film folgt ihm, dem schwarzen Schaf in der Einheitsgesellschaft, und charakterisiert dabei lakonisch-satirisch das Mittelmaßmilieu, das sich mit allem zufrieden gibt. Da schneidet sich Andreas den Finger ab, und es heißt „Da kannst du nicht sitzen bleiben“. Da erzählt Andreas seiner Frau, dass er sich anderweitig verliebt hat und sich trennen will, und sie sorgt sich, weil sie Samstag Gäste erwartet. „Wenn du willst, bleib ich bis Samstag noch hier.“ – „Oh, das wäre schön.“ – und sie wendet sich wieder ihrem Innenarchitektur-Video zu.

      Immer wieder bricht Regisseur Jens Lien seine Erzählung mit Splattereffekten auf, die keine seiner Figuren (außer Andreas) interessieren: Ein Selbstmörder, aufgespießt auf einen Eisenzaun, oder das vielmalige Überfahrenwerden mit der U-Bahn, das keinen juckt. Dramatische, exzessive Szenen, die den Kontrast zum gleichförmigen Anderland-Leben pointiert verdeutlichen.

      Mit Andreas, der unmittelbar betroffen ist, entdecken wir den Alptraum einer gefühllosen, kalten, vereinheitlichen Welt der Moderne – in einem Film, der mit Mitteln der Satire, des schwarzen Humors, mit bösem Witz und skurrilen Bildern auf einer absurden Ausgangssituation eine Gesellschaft porträtiert, die vielleicht gar nicht so weit weg ist von der Wirklichkeit.

      Fazit: Eine glänzend konzipierte satirische Parabel, die mit bösem Witz eine absurde Einheitsgesellschaft porträtiert – und damit uns alle meint.
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