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Annette: Verrückte Rockoper über die Liebe eines Comedian und einer Opernsängerin und ihrer Tochter Annette.

Handlung und Hintergrund

Henry (Adam Driver) ist der zynische Stand-Up-Comedian, Ann (Marion Cotillard) ist der gefeierte Opernstar. Gemeinsam sind sie vor den Augen der Welt ein glamouröses Paar, das trotz ihrer Unterschiede durch eine innige Liebe geeint wird.

Die Geburt der gemeinsamen Tochter Annette wirbelt jedoch das geordnete Leben gehörig durcheinander. Ein außergewöhnliches Schicksal erwartet das junge Mädchen, das die Welt schon bald ins Staunen versetzt und in Henry ein Gefühl von Wahn auslöst.

„Annette“ – Hintergründe, Besetzung, Kinostart

Es ist die erste englischsprachige Produktion des gefeierten französischen Regisseurs Leos Carax, der mit „Holy Motors“ (2012) international für Aufsehen sorgte. Schon zuvor kämpfte er fünf Jahre verzweifelt um die Finanzierung eines englischsprachigen Projekts namens „Scar“. Mit „Annette“ konnte er nun die Cannes Filmfestspielen 2021 eröffnen. Von dort ging Carax schließlich mit dem Preis als Bester Regisseur nach Hause.

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Zunächst war „Annette“ nicht als Film konzipiert, sondern als Album der Band Sparks. Die Brüder Ron und Russell Mael, ihres Zeichens eben besser bekannt als Band Sparks, wollten das Konzept als Tour veröffentlichen.2012 trafen sie in Cannes auf Leos Carax, der für „Holy Motors“ einen Song der Band verwendete. Gemeinsam schrieben sie die Idee zu einem Drehbuch um. Die Dreharbeiten fanden in Los Angeles, Belgien und in Deutschland im Herbst 2019 statt.

Die Hauptrollen für die bildgewaltige Rockoper übernahmen Adam Driver („The Last Duel“), Marion Cotillard („La Vie en rose“) und Simon Helberg („Florence Foster Jenkins“). Ron und Russell Mael sind ebenfalls in einem Cameo-Auftritt im Film zu sehen.

Der Soundtrack zur Rockoper wurde von der Band Sparks produziert, die auch öfter im Film zu hören sind. Während „Annette“ in den USA direkt beim Streamingdienst Amazon Prime erscheint, ist der deutsche Kinostart für den 16. Dezember 2021 geplant.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Leos Carax
Produzent
  • Charles Gillibert,
  • Paul Dominique Vacharasinthu
Darsteller
  • Adam Driver,
  • Marion Cotillard,
  • Simon Helberg,
  • Genevieve Lemal,
  • Rebecca Dyson-Smith,
  • Anaïs Dahl
Drehbuch
  • Leos Carax,
  • Russell Mael,
  • Ron Mael
Kamera
  • Caroline Champetier
Schnitt
  • Nelly Quettier
Casting
  • Marjolaine Grandjean,
  • Mustapha Souaidi

Kritikerrezensionen

  • Annette: Verrückte Rockoper über die Liebe eines Comedian und einer Opernsängerin und ihrer Tochter Annette.

    Verrückte Rockoper über die Liebe eines Comedian und einer Opernsängerin und ihrer Tochter Annette.

    Einen passenderen Eröffnungsfilm für das 74. Festival de Cannes hätte der künstlerische Leiter Thierry Frémaux kaum finden können, den ersten Film seit neun Jahren des einstigen Enfant terribles Leos Carax, der natürlich mit 60 Lebensjahren längst kein „Enfant“ mehr ist, aber nach allem, was man hört, beim Dreh immer noch ganz schön „terrible“ sein kann: „Annette“ mit Adam Driver und Marion Cotillard in den Hauptrollen ist ein Funkenflug im Wortsinne, eine Rockoper aus der Feder der Sparks, die immer dann richtig großartig ist, wenn der „Rock“ die Kontrolle übernimmt, aber auch auf der Stelle treten kann, wenn die „Oper“ die Oberhand gewinnt, wenn der Wahnsinn in den Hintergrund tritt und der Film sich mit Ansage um Bedeutsamkeit bemüht. Eine Variation ewiger Themen des Theaters, des Musiktheaters, des Kinos ist diese Neuerzählung von der Schönen und dem Biest. Beides, das Schöne und das Biestige, vereint sich in Regisseur Leos Carax, und so ist diese Geschichte einer tragischen Leidenschaft immer auch ein Kampf zweier Seelen in einer Brust, um das Lachen geht es immer wie auch den Tod, weil das eine nicht sein kann ohne das andere, weil wir Menschen sind.

    Man solle gefälligst leise sein, hört man eine Stimme zu Beginn, am besten solle man überhaupt nicht atmen, einen letzten Atemzug nehmen um dann gebannt der Handlung zu folgen. Als erstes sieht man Leos Carax selbst im Aufnahmestudio, wo das Brüderpaar Russell und Ron Mael, also die Sparks, einen Song aufnimmt, der die Ouvertüre ist, die Schauspieler vorstellt und das Publikum einstimmt. „So may we start“, sagt Zeremonienmeister Carax. Und los geht’s mit den Schauspielern auf die Straßen von Los Angeles - eine Szene, die mindestens so toll ist wie die mittlerweile legendäre Sequenz aus „Holy Motors„, Carax‘ Meisterwerk von 2012, in der Denis Lavant am Akkordeon eine mobile Band anführte, die entschlossen marschierend einen Song von RL Burnside zum Besten gibt. „We’ve fashioned a world, a world - built just for you/A tale of songs and fury - with no taboo“, singen sie in einem berauschenden Crescendo wie in einem kleinen Gottesdienst und geben ein Versprechen, das der Film die kommenden 140 Minuten zu halten versucht. Und mühelos halten würde, wenn alle Songs so gut wären wie dieser.

    Denn ab jetzt wird vor allem gesungen und wenig gesprochen. Die Handlung teilt sich durch die Songs mit und ist deshalb abhängig von deren Qualität, ihrem Wiedererkennungswert, ihrer Emotionalität. Henry McHenry ist ein für seine Provokationen geliebter Stand-up-Comedian, der in seinem Programm „The Ape of God“ sich und sein Publikum hinterfragt. Ann ist eine Opernsängerin, so rein und pur und erfüllt vom Leben, dass sie jeden Abend auf der Bühne erneut sterben darf. Die beiden ungleichen Künstler verlieben sich, die Schöne und das Biest, und er entführt auf seinem Motorrad, seinem Holy Motor. Sie sind leidenschaftlich, haben Sex, bekommen eine Tochter, die kleine Annette, ein ungewöhnliches Geschöpf, eine Puppe aus Holz zunächst, mehr „Anomalisa“ als „Pinocchio“. Die verbotene Frucht, der rote Apfel, von dem Ann immer wieder abbeißt, deutet es bereits an: Mittlerweile hängt der Haussegen schief. Mit Henrys Karriere geht es bergab, er trinkt, ist eifersüchtig auf den Erfolg Anns. Auf stürmischer See kommt es zur Katastrophe, und das Baby Annette rückt in den Mittelpunkt dessen, was nunmehr eine Geister- und Rachegeschichte wird. Wenn „Annette“ - eine internationale Koproduktion mit der Detailfilm von Fabian Gasmia als deutschem Koproduktionspartner - ist wie „Tommy“, Ken Russells wahnwitzig fiebrige Filmadaption der Rockoper von The Who, dann elektrisiert der Film mit einem irren Glitzern im Auge. Aber Russell hatte die besseren Songs und arbeitete mit einer populären Vorlage. Die Sparks sind auf ihre Weise ebenfalls brillant, wie der diesjährige Dokumentarfilm von Edgar Wright, eine einzige große Liebeserklärung an die „Lieblingsband deiner Lieblingsband“, entschieden unterstreicht. Aber immer wieder zähmen ihre kopflastigen Kompositionen den Film, zwingen seine Schauspieler dazu, sich bedeutungsschwanger ansehen zu müssen, anstatt sich von seiner Energie mitreißen zu lassen. Es hilft, dass es Adam Driver und Marion Cotillard sind, die diese Blicke austauschen. Weil da dann doch immer der Wahnsinn und die Leidenschaft mitschwingen, die Leos Carax einen unberechenbaren Ausnahmekünstler sein lassen.

    Thomas Schultze.
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