Der neueste Marvel-Titel sollte eigentlich feierlich die neue große MCU-Phase einläuten und Lust auf mehr machen. Laut den Kritiken gelang das aber eher schlecht als recht…
Das Marvel Cinematic Universe (MCU) geht 2023 in sein 15. Jahr. In der schnelllebigen Unterhaltungswelt ist es bereits eine Leistung, so lange durchgehalten zu haben, zumal das MCU dabei ja noch ausgesprochen erfolgreich ist, immerhin ist es die umsatzstärkste Filmreihe aller Zeiten. Zwar hagelt es immer wieder Kritik von berühmten Regisseur*innen und seit Jahren wird Superheld*innen-Müdigkeit prophezeit, doch Marvel-Filme erfreuen sich weiterhin starker Einspielergebnisse. Das änderte sich auch nicht in Phase 4 des MCU, die von vielen als eher durchwachsen angesehen wurde.
Doch selbst die kleinsten Zweifel sollte „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ aus dem Weg fegen. Immerhin erwartet uns im bislang größten Solo-Abenteuer von Scott Lang alias Ant-Man (Paul Rudd) ein epischer Trip in die Quantenebene, wo unter anderem Kang, der Eroberer (Jonathan Majors) wartet – seines Zeichens der neue große MCU-Bösewicht, der auch im nächsten MCU-Großereignis „Avengers: The Kang Dynasty“ als Bedrohung fungiert und vielleicht auch im darauffolgenden „Avengers: Secret Wars“. In der Multiverse-Saga, die die MCU-Phasen 4 bis 6 umfasst und eben ganz im Zeichen des Multiversums steht, nimmt Kang also die Rolle ein, die Thanos (Josh Brolin) in der vorherigen Infinity-Saga spielte. Was sein erster Auftritt für die Zukunft des Franchise bedeutet, verrät euch das folgende Video:
Nachdem Phase 4 eher die Nachwehen von „Avengers: Endgame“ aufgriff und eine neue Generation an Held*innen etablierte, soll Phase 5 jetzt mit „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ zum Auftakt wieder stärker zu einem zusammenhängenden MCU führen, was eben in den beiden kommenden Avengers-Filmen kulminiert. Doch der Einstand gleicht offenbar eher einer Fehlzündung, zumindest wenn es nach den Kritiker*innen geht.
Bei Rotten Tomatoes erhielt „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ zum Start äußert mäßige 53 % positiver Bewertungen – doch damit war noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Inzwischen steht Marvel-Film sogar bei nur 49 %. Das ist im ansonsten so verwöhnten MCU, bei dem etliche Titel auch mal 90 % und mehr an positiven Kritiken einfahren, eine bemerkenswert niedrige Zahl. Tatsächlich ist es in 15 Jahren erst der zweite MCU-Film, der eine sogenannte Rotten-Einstufung erhält, das heißt, weniger als 60 % der Kritiken sind positiv. Mit 47 % steht aktuell nur „Eternals“ noch schlechter da als „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“, was sich aber auch wieder ändern könnte, denn: Der jüngste Marvel-Film stand bei Rotten Tomatoes bis vor Kurzem ebenfalls bei 47 % und teilte sich entsprechend den zweifelhaften Ruf als laut Rotten Tomatoes schlechtester MCU-Film überhaupt.
Selbst die oft kritisierten Filme „Der unglaubliche Hulk“ (67 %), „Thor: The Dark Kingdom“ (66 %) sowie die jüngeren Einträge „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ (74 %) sowie „Thor: Love and Thunder“ (64 %) schnitten positiv ab. Im gesamten MCU gibt es aktuell sogar nur vier Titel, die von Kritiker*innen als „rotten“ eingestuft wurden: An der Serienfront ergänzen „Inhumans“ (11 %) und „Marvel’s Iron Fist“ (37 %) die Aufzählung.
Was wir von „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ halten, verraten wir euch hier:
Marvel-Fans verstehen die Kritik nicht
Der Konsens für den neuesten Marvel-Film lautet:
„‚Ant-Man and the Wasp: Quantumania‘ lässt größtenteils den Spaß, der die früheren Abenteuer aufwertete, vermissen, aber Jonathan Majors‘ Kang ist ein aufregender Bösewicht, der den Verlauf des MCU beeinflussen dürfte.“
Wie so oft müssen sich die Fans natürlich selbst ein Bild machen, was sie auch bereits tun. „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ ist dabei offenbar ein weiterer Fall, bei dem die Meinung der Kritiker*innen und die des Publikums stark voneinander abweichen. Bei Rotten Tomatoes kommt das Werk auf 84 % Zustimmung bei den Zuschauer*innen, womit er sich als guter MCU-Titel etabliert. Bei derzeit über 5.000 Bewertungen könnte dieser Wert natürlich noch fallen, aber so schlecht wie bei den Kritiker*innen dürfte er bei Weitem nicht mehr werden. Auf Reddit fragen sich Marvel-Fans in etlichen Beiträgen sogar, wieso der Film so schlecht abschneidet und können die Kritik offenbar nicht nachvollziehen. Bei IMDb scheint die Allgemeinheit angesichts einer durchschnittlichen Bewertung von nur 6,6 Punkten jedoch ebenfalls nicht sonderlich angetan zu sein. Der CinemaScore ist mit einem B ebenfalls so schlecht, wie er im MCU sonst nur bei „Eternals“ war.
Da drängt sich der Verdacht auf, dass das MCU tatsächlich ein treues Fanlager aufgebaut hat, das es Titeln auch nachsieht, wenn diese nichts wirklich Neues versuchen. In diesen Kreisen ist es offenbar wichtiger, die bekannten Figuren wiederzusehen, als was tatsächlich mit diesen Figuren gemacht wird und Andeutungen auf künftige Projekte werden offenbar deutlich stärker zelebriert. All das ist natürlich völlig legitim, es scheint jedoch nur eine entsprechende Dissonanz zu Kritiker*innen zu geben, die anscheinend (inzwischen) mehr von den MCU-Werken verlangen und sie folglich abstrafen, wenn diese ihrer Meinung nach nicht liefern. Wir dürfen also gespannt sein, ob es solch starke Unterschiede in den Wahrnehmungen auch zukünftig geben wird und inwieweit sich das womöglich auf den Erfolg der Filme auswirkt. „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ legte jedenfalls überraschend gut los – könnte allerdings dennoch Probleme bekommen.