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Antikörper: In Berlin wird der mutmaßliche Mörder Gabriel Engel (André Hennicke) von einem Sonderkommando unter Leitung von Kommissar Seiler (Heinz Hoenig) gefasst. Eine über Jahre andauernde Ritualmordserie an Kindern scheint damit ihr Ende gefunden zu haben. Aus einem katholischen Landweiler reist Dorfpolizist Martens (Wotan Wilke Möhring) herbei, weil er sich über den brutalen Mord an einem kleinen Mädchen Aufklärung verspricht...

Handlung und Hintergrund

In Berlin wird der mutmaßliche Mörder Gabriel Engel (André Hennicke) von einem Sonderkommando unter Leitung von Kommissar Seiler (Heinz Hoenig) gefasst. Eine über Jahre andauernde Ritualmordserie an Kindern scheint damit ihr Ende gefunden zu haben. Aus einem katholischen Landweiler reist Dorfpolizist Martens (Wotan Wilke Möhring) herbei, weil er sich über den brutalen Mord an einem kleinen Mädchen Aufklärung verspricht. Doch stattdessen hält Engel beunruhigende Neuigkeiten für Marten parat.

Mit einem stark besetzten Killerthriller à la „Sieben“ fordert der deutsche Jungregisseur Christian Alvart die internationale Konkurrenz heraus.

Der Polizei geht der Psychopath Gabriel Engel ins Netz, der mehr als 15 Jugendliche ermordet haben soll. Bei den Verhören scheitert Kommissar Seiler jedoch an Engels Kaltblütigkeit. Zu den Ermittlungen wird Dorfpolizist Michael Martens hinzugezogen, in dessen Dorf vor eineinhalb Jahren die kleine Lucia ermordet wurde. Martens glaubt nicht an Engels Schuld.

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Besetzung und Crew

Regisseur
  • Christian Alvart
Produzent
  • Boris Schönfelder,
  • Theo Baltz,
  • Dr. Rainer Kölmel
Darsteller
  • Wotan Wilke Möhring,
  • André Hennicke,
  • Heinz Hoenig,
  • Ulrike Krumbiegel,
  • Nina Proll,
  • Hauke Diekamp,
  • Laura Szalski,
  • Norman Reedus,
  • Jürgen Schornagel,
  • Gudrun Ritter,
  • Klaus Zmorek,
  • Hans Diehl
Drehbuch
  • Christian Alvart
Musik
  • Michl Britsch
Kamera
  • Hagen Bogdanski
Schnitt
  • Philipp Stahl

Kritikerrezensionen

    1. Steht am Beginn amerikanische Thrillerstimmung mit erstaunlich amerikanisch agierenden Polizisten, entwickelt sich der Film allmählich zu einem Tatort in Kinolänge. Low-Key und ein gutes Drehbuch sorgen für unterhaltsame Atmosphäre und einen gelungenen Killer gibt es obendrein. Zwar verträgt sich die Kietz-Coolness eines Heinz Hoenig nur schwer mit dem Rest, doch völlig ohne Schwachstelle kommen wohl die wenigsten Filme aus.

      Ist „Antikörper“ ein Thriller? Vielleicht einer, der Kopf steht. Denn er beginnt dort, wo gängige Pendants enden: Mit der Verhaftung des Killers. Eine Tatsache, die dem Film zwar die gewohnte emotionsgeladene Effekthascherei verbietet, aber den Weg bereitet für eine neuartige Form der Spannung. Obwohl es so scheint, als sein kein Mensch in direkter Gefahr vor dem Killer, der sich ja in einem Hochsicherheitstrakt hinter Gittern befindet, muss zumindest der Dorfpolizist Michael lernen, dass Sicherheit vor dem Bösen nicht mehr gewährleistet ist, wenn das Böse aus einem selbst kommt.

      Gabriel und Michael. Als Erzengel verehrt, von denen der eine – Michael – mit Schwert und Lanze in den Kampf gegen Luzifer zieht und nebenbei auch als Seelenwäger fungiert. Der Film wirft bewusst mit biblischen Zitaten um sich und stellt das geheuchelte Moralistentum einer deutsch-katholischen Dorfidylle bloß. Dabei wird er teilweise geradezu sarkastisch. Und es drängt sich die Frage auf, was besser ist: Offen ausgelebte oder unter dem Deckmantel der Rechtschaffenheit verborgene Unmoral.

      Martens, einmal passenderweise auch als „Herr Nächstenliebe“ bezeichnet, ist ein Musterkatholik. Sonntags geht er in die Kirche, unreine Gedanken duldet er nicht. Er zählt in der Tat zu denen, die als Kind beim Räuber und Gendarm spielen immer den Gendarm spielten, weil ihnen niemand die Rolle des Räubers abgenommen hätte. Ist er das Schaf, dann ist der Killer der Wolf. Ist er der Christ, ist Gabriel der Antichrist. Der eine scheint auf den ersten Blick das abgründige Spiegelbild des anderen zu sein. Doch ist das wirklich so?

      Diese Frage wird dem Zuschauer immer wieder gestellt. Und mit dieser Frage muss sich vor allem Michael Martens auseinandersetzen. Denn das Böse ist scheinbar wie ein Virus, ansteckend, wenn man damit in Berührung kommt. Und nun wird Michael geprüft, ob sein Immunsystem – seine ‚Antikörper’ – stark genug sind, mit dem Abgrund fertig zu werden, der sich in ihm auftut, ohne bei der Gratwanderung zwischen Gut und Böse abzurutschen.

      Unter der keuschen Oberfläche von Martens brodelt es, bis die Begierde offen zutage tritt. Das Abgründige in ihm taucht dabei nicht plötzlich auf. Es ist bereits vorhanden. Und so ist auch die bestechend angenehme Virus-Idee nicht mehr tragbar. Jeder sieht sich plötzlich mit der Frage konfrontiert: „Hältst du dich für einen guten Menschen?“ Definitionen von Schuld, Definitionen von Gerechtigkeit, Definitionen von Gut und Böse wechseln sich ab mit philosophischen Sinnsprüchen à la „Der Mensch ist, woran er glaubt“. Sind wir alle Monster? Hat Gott eine dunkle Seite? So in etwa stellen sich die Fragen dar, die der Serienkiller in die Welt kotzt.

      Das ist die Basis für einen überraschenden, interessanten und durchweg unterhaltsamen Film - vorausgesetzt natürlich, man lässt sich auf ihn ein. Wem der Sinn nach nervenaufreibender Spannung steht, der dürfte mit „Antikörper“ nicht viel Freude haben. Der Film nennt sich zwar ‚Thriller’ setzt aber nicht auf Schockeffekte und hat weder Verfolgungsjagden noch verzweifelte Opfer zu bieten. Wer allerdings bereit ist, sich der ein oder anderen Frage über das Böse im Menschen zu stellen und Fan subtiler Spannung ist, dem sei ein Kinobesuch empfohlen.

      Fazit: Ein interessanter und überraschender Film, allerdings nichts für Fans gängiger Thriller-Konzeptionen.
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      1. Mit seinem Kinodebüt hat Regisseur Christian Alvart einen in allen Belangen perfekten Spannungsfilm inszeniert, der internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht. Noch außergewöhnlicher wird diese Leistung, wenn man weiß, dass er auch der Autor des sehr komplexen und anspruchsvollen Drehbuches ist.

        Obwohl der Zuschauer bereits zu Beginn des Films - ein fulminanter Einstieg! - mit dem sadistischen Serienkiller konfrontiert wird, verliert der Film bis zum Ende nicht seine Spannung. In seltener Sorgfalt malt der Film nicht nur das erschreckende Psychogramm eines Massenmörders - Zitate zu „Schweigen der Lämmer“ und „Sieben“ sind nicht zu übersehen. Aber „Antikörper“ ist weit mehr als nur eine Genre-Variante im Serienkiller-Kino. Nicht die grobschlächtigen Effekte und Schockmomente sind das Interesse des intelligenten Films. Die Inszenierung gibt allen Protagonisten genug Raum, ihre Charaktere mit allen Facetten zu entwickeln. Das gilt in erster Linie für den im Zentrum des Geschehens stehenden Dorfpolizisten Martens, der von eigenen Dämonen zerrissen zwischen Gut und Böse schwankt. Erschreckend dabei der Vater-Sohn-Konflikt zwischen ihm und seinem Sohn, der um Haaresbreite in einem Opfertod endet. Wotan Wilke Möhring gibt hier eine schauspielerische Glanzleistung als Polizist Martens.

        Sehr variationsreich und mit immer neuen Blickwinkeln liefert die hervorragende Kamera von Hagen Bogdanski dem spannenden Geschehen seine beklemmende Atmosphäre. Passend dazu auch die präzise Montage von Philipp Stahl. Die Besetzung der Charaktere kann man ohne Ausnahmen als sehr gelungen bezeichnen. Dies gilt im Besonderen für André Hennicke, der den sadistischen Killer glaubhaft und ohne Überzeichnung verkörpert. Aber auch Heinz Hoenig, Hauke Diekamp, Ulrike Krumbiegel, Jürgen Schornagel und all die anderen Darsteller geben den Beweis für ihre schauspielerischen Fähigkeiten ab.

        Geschickt balanciert der Film die Gegensätze von Stadt und Land, von Berlin und Thüringen. Archaisches scheint auf in den Bildern aus dem Dorf und von der Jagd, mutig muss man es nennen, wie der Film dabei sogar Anklänge an die Bilder der Romantik evoziert. Die Schlussszene mit den Rehen im Wald ist visuell außergewöhnlich und berührend. Insgesamt ist es beeindruckend, mit welcher Kunstfertigkeit Regisseur Christian Alvart die verschiedenen Erzählstränge verknüpft und wie der Film nicht nur handwerklich sondern auch psychologisch überzeugt.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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