Jonas hat seinen festen Wohnsitz aufgegeben, seine Zelte abgebrochen und lebt in einem Kleinbus. Sein Geld verdient er sich mit Gelegenheitsarbeiten, zum Beispiel als Möbelpacker. Bei einem solchen Job lernt er Ruth kennen. Ruth ist eine ältere resolute Dame, die sich vehement gegen die Zwangsräumung ihrer Wohnung wehrt. Doch es hilft nichts, Ruths Sachen werden in eine kleine Mietwohnung verfrachtet. Als Ruth nach einem Selbstmordversuch von Jonas gefunden wird, kümmert er sich zunächst unwillig um die verzweifelte Frau. Doch nach und nach erfährt er mehr über Ruths Vergangenheit als Sängerin im Berlin der 1970er Jahre. Und die Geschehnisse aus der Kindheit, die sie bis heute verfolgen. AUF DAS LEBEN! erzählt von einem spannenden und bewegten schicksalhaften Leben. Von einer unbeschwerten Kindheit in Polen, die mit dem Einmarsch der Nazis ein jähes Ende fand, über den grausamen Tod der Eltern, bis hin zu einem Neubeginn als starke und stolze jüdische Sängerin, die mit ihrem charismatisch charmanten Wesen alle Zuhörer in ihren Bann zieht. Dies sind die Erinnerungen, die im Film dargestellt werden. Es sind die Erinnerungen von Ruth, gewohnt intensiv verkörpert von der großartigen Hannelore Elsner. In ihrem Sarkasmus, den sie in den spitzen Dialogen an den Tag legt, spiegeln sich die seelischen Wunden wieder, die nie heilen konnten. Als junge Ruth überzeugt Sharon Brauner, ihr jiddischer Gesang zieht sich als musikalischer roter Faden durch die Geschichte, verkörpert Wehmut und Klage, Stärke und Trost zugleich. Max Riemelt als Jonas ist die Verkörperung des Zuschauers, der das Leben Ruths wie ein Bilderbuch aufdeckt und durch die Freundschaft mit Ruth die Kraft findet, sich seinem eigenen Schicksal zu stellen. Produzentin Alice Brauner und Regisseur Uwe Janson ist ein bewegender und unglaublich dichter Film gelungen, über die Kraft und die Macht der Erinnerungen, die einen Menschen bis zum Ende seines Lebens begleiten.
Jurybegründung:
Die 83jährige Ruth (Hannelore Elsner) ist schlagfertig und hat eine spitze Zunge. Früher sang sie schmissige jüdische Lieder im Cabaret und jetzt wird sie gezwungen in ein Altenheim umzuziehen. Beim Umzug lernt sie Jonas (Max Riemelt) kennen. Er erinnert sie an ihre große Liebe Victor (ebenfalls Max Riemelt), der einen Film über die Sängerin Ruth drehte. Erinnerungsfetzen steigen in Ruth auf, an ihre Vertreibung und an den Tod ihrer Familie, die von den Nazis ermordet wurde. Über diese Erinnerungen, die häufig wie in einem Zerrspiegel verfremdet sind, wird ihr Leben erzählt. Das Trauma ihrer Vergangenheit lässt sich nicht auslöschen. Doch trotz alledem scheint ihr Lebensmut ungebrochen.
Jonas hilft Ruth und rettet sie nach einem Suizidversuch. So werden sie Freunde. Auch Jonas leidet. Sein Trauma ist seine Krankheit. Er leidet an Multipler Sklerose im Anfangsstadium. Es soll niemand wissen. Deswegen hat er sich von seiner Freundin getrennt.
Die Geschichte zweier Menschen wird auf diese Weise miteinander verknüpft und es entsteht ein dichter und ergreifender Film über den Sinn des Lebens, über Lebensmut und den Wert von Freundschaft. Beide Figuren machen durch ihre Begegnung eine Wandlung durch, die sie wieder dem Leben zugewandt werden lässt.
Die Jury lobte die gelungene professionelle Umsetzung in technischer Hinsicht, Kamera, Licht und Ausstattung, wie auch das sich entwickelnde Universum der Hauptfiguren. Bei aller Empathie für den Film bemängelt das Gutachtergremium jedoch das zu glatte Aufbereiten der Story. So wirkt der Film etwas zu konventionell als habe der Mut gefehlt stilistisch neue Wege zu gehen. Kritisch bewertet wurde auch ein fast überbordendes Einbeziehen möglichst vieler Details und Nebenstränge.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)