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Auf der anderen Seite: "Auf der anderen Seite" erzählt die Geschichte von sechs Menschen, deren Leben auf schicksalhafte Weise miteinander verwoben sind. Sechs Leben in verschiedenen Welten. Wege, die sich kreuzen, ohne sich zu berühren. Erst der Verlust führt alle Schicksale zusammen, die von Anfang an unausweichlich miteinander verbunden waren.

Handlung und Hintergrund

Der Bremer Rentner Ali (Tuncel Kurtiz) zahlt der Prostituierten Yeter (Nursel Köse) runde Sümmchen, damit sie ihm daheim Gesellschaft leistet. Sein Sohn, Germanistikprofessor Nejat (Baki Davrak), freundet sich mit ihr an und begibt sich nach einem tragischen Unfall auf die Suche nach ihrer Tochter in der Türkei. Die heißt Ayten (Nurgül Yesilçay), ist politische Aktivistin und taucht in Deutschland unter, wo sie der aus gutem Hause stammenden Lotte (Patrycia Ziolkowska) den Kopf verdreht. Lottes Mutter (Hanna Schygulla) ist das gar nicht recht.

Nach seinem Kritiker- und Publikumserfolg „Gegen die Wand“ schlägt Fatih Akin im zweiten Teil der „Liebe, Tod und Teufel“-Trilogie besinnlichere Töne an. Seine Reise zwischen den Kulturen weist ein famoses Ensemble auf und eine Struktur, die „Babel“ nahe kommt.

Charlotte verliebt sich zum Verdruss ihrer Mutter, einer vereinsamten, aber aufrechten Alt-68erin, in die gleichaltrige Ayten. Nejat hat die Welt seines Vaters Ali hinter sich gelassen, doch dann verliebt er sich in die Gefährtin seines Vaters, Yeter, eine Frau in seinem Alter, die sich in Deutschland prostituiert, um ihrer Tochter in Istanbul ein Studium zu ermöglichen. Der Tod einer der Figuren führt die Schicksale zusammen.

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Ali bietet der in die Jahre gekommenen Prostituierten Yeter an, ihren Job an den Nagel zu hängen und bei ihm Zuhause zu arbeiten. Sie willigt ein. Als Ali sie aber herumkommandieren will kommt es zur Auseinandersetzung, Yeter stürzt und stirbt. Alis Sohn Netar lässt Deutschland hinter sich und wagt einen Neubeginn in dem ihm fremden Istanbul. Gleichzeitig verliebt sich die Studentin Charlotte zum Verdruss ihrer Mutter in die Illegale Ayten. Als Ayten geschnappt und ausgewiesen wird, reist Charlotte ihr hinterher.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Fatih Akin
Produzent
  • Klaus Maeck,
  • Andreas Thiel
Darsteller
  • Baki Davrak,
  • Nursel Köse,
  • Tuncel Kurtiz,
  • Nurgül Yesilçay,
  • Hanna Schygulla,
  • Patrycia Ziolkowska
Drehbuch
  • Fatih Akin
Musik
  • Shantel
Kamera
  • Rainer Klausmann
Schnitt
  • Andrew Bird
Casting
  • Monique Akin

Kritikerrezensionen

    1. Nach „Gegen die Wand“ ist „Auf der anderen Seite“ Fatih Akins zweiter Film seiner geplanten Trilogie „Liebe, Tod und Teufel“. War „Gegen die Wand“ pulsierend in seiner Wucht, ist „Auf der anderen Seite“ ein Zugvogel, der, wo immer er sich zur Rast niederlässt, von dem Ort träumt, an dem er als nächstes sein könnte. Der in Cannes mit dem Drehbuchpreis prämierte Film ist meditativ statt emotional. Akins Thema ist auch diesmal der Konflikt von Türken in Deutschland zwischen den Kulturen. Diesmal sucht er nach Verbindungen, Mustern, Bedeutungen, die sich aus der Vogelperspektive ergeben könnten, wie bei den Botschaften der Außerirdischen in der Wüste von Nazca.

      Der deutsche Beitrag für die nächste Oscar-Nominierung ist in drei Episoden geteilt. Die in Bremen spielende Geschichte „Yeters Tod“ mit ihren hungrigen, getriebenen Figuren fesselt durch die schauspielerische Präsenz der Darsteller von Ali und Yeter. Was für eine Idee – dass der Rentner Ali eine türkische Hure bezahlt, um sie zu seiner Frau zu machen! Ihr ein Heim zu bieten, von dem Huren zumindest im Film immer träumen, und sich selbst einen Hafen in der Fremde.

      Die Utopie ist zu schön, um gut zu gehen. Alis Sehnsucht nach Verwurzelung reißt immer neue Löcher auf, und Yeter kann der Gewalttätigkeit ihrer patriarchalen Gesellschaft nicht entkommen, vor der sie bei Ali Schutz suchte. Leider packt Akin schon in diese Episode noch mehr rein, was der Film nur behauptet, statt es plausibel aufzudröseln und mit Leben zu füllen: Der einfache alte Mann sitzt mit einem Germanistikprofessor im Garten, denn der ist sein Sohn. Die Gespräche zwischen Ali und Nejat wirken holprig, gequetscht.

      Dann hebt der Film erst mal ab und sieht so viele Schauplätze, dass er sich für keinen mehr so richtig entscheiden mag. Die Schlüsselszene am Flughafen von Istanbul kommt zweimal vor: Yeters Sarg wird aus dem Flugzeug gezogen, später wird ein Sarg zurück verfrachtet: Charlotte. In dieser zweiten Episode sind die Charaktere nur noch Typen, die sich weit isoliert haben. Die militante Ayten ist immer auf dem Sprung, wippt beim Gehen wie eine durchtrainierte Joggerin, ihre Blicke, Gesten, Worte sind romantische Bedingungslosigkeit. Später dann, plötzlich: Ayten sagt sich im türkischen Gefängnis von ihrer Gruppe los, um sich mit Charlottes Mutter zu versöhnen: Welche Strecken vor dieser Landung überwunden werden mussten, hat man nicht gesehen.

      Hanna Schygulla spielt als Charlottes Mutter eine Frau, die nach dem Tod ihrer Tochter in Istanbul zu neuem Leben erwacht. Sie umfängt die einsamen Jungen, Nejat und Ayten, mit ihrer mütterlichen Wärme. Schygullas Gesichtsausdruck ist schon fast entrückt in seinem Strahlen, das von innen kommt – beeindruckend, aber auch hier hebt der Film wieder ab ins Symbolische. Man darf gespannt sein, wo der nächste Film dieser Trilogie zum Auftanken landet.

      Fazit: Fatih Akin lässt Menschen auf der Suche nach ihren Angehörigen zwischen Deutschland und der Türkei hin- und herfliegen, doch die Geschichte lässt sich nirgends nieder.
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