Kurztext:
Ein neuer Computerchip soll das Leben verändern. Der Bodychip wird un-ter die Haut gepflanzt und enthält alle vorstellbaren Informationen über seinen Träger. Keine Schlüssel, kein Personalausweis mehr, extrem hoher Lebens- und Sicherheitsstandard - ein „goldenes Zeitalter“ wartet. Sandra Harkow, die einen Imagefilm für das Hersteller-Unternehmen drehen soll, bemerkt die Risiken, die die einheitliche und staatlich verordnete Einführung des Bodychips hätte. David Dietls Drama Auf Nummer sicher? behandelt das ernste Thema der Datensicherung, Berechenbarkeit und permanenten Überwachung. Dabei führt er an Hand einer sehr authentischen Mischung aus dokumentarischem und fiktivem Material Pro- und Contra-Argumente aus und erhebt einen hohen informativen An-spruch. Das brillante Ergebnis wird komplettiert durch vielschichtige Figuren, eine spannende Erzählweise und große schauspielerische Leistung.
Gutachten:
Sandra, Journalistin und seit kurzem Mitarbeiterin der Firma, die RFID mit Macht zum Einsatz bringen will, ist damit beschäftigt, den überragenden Nutzen und die Notwendigkeit der Radio Frequenzy Identification werbewirksam in einen PR-Film einzubringen. Im Laufe ihrer Recherchearbeit wird ihr immer deutlicher, dass die Gefahr, die mit dem Einsatz von RFID einhergeht, unterschätzt, wenn nicht gar unterdrückt wird. Der Film ist als Doku-Drama entwickelt und zeigt eine gekonnte Verflechtung von Spielszenen und realen Interviews zu den Themen Überwachung, Kontrolle, Datenschutz.
Das persönliche Umfeld Sandras wird in die Handlung einbezogen und zeigt, dass ihr Vater ihre Recherchen unterstützt. Der persönliche Bezug Sandras zum Thema, wird in Gestalt ihres kleinen Sohnes eingeführt, der an ADS leidet, was allerdings durch den kleinen Darsteller wenig glaubhaft wird. So ist die dramaturgische Geschlossenheit gewahrt und trägt zum Spannungsaufbau bei. Die gut besetzte Titelrolle wird von der Schauspielerin Anne Ratte-Polle ausgefüllt. Allerdings geht das Drehbuch gelegentlich etwas holzschnittartig mit seinen Figuren um, so dass ein Einwand der FBW-Jury lautet, dass die Figurenentwicklung nicht ausreichend erscheint. Überzeugend dagegen die Entwicklung Sandras von der auf den Job ausgerichteten zur kritischen Journalistin, die auf eigene Faust Zusammenhänge recherchiert.
Kurz vor der alles entscheidenden Pressekonferenz verunglückt Sandra tödlich, so dass sie die Einführung und grenzenlose Ausbreitung von RFID nicht mehr beeinflussen kann. Mit diesem radikalen, pseudorealistischen Schluss, der auf einer Schrifttafel nachgeschoben wird, entzieht sich das Drehbuch, der Regisseur, geschickt einer weniger glaubwürdigen Wendung, die nicht nachvollziehbar gewesen wäre.
Die Jury entschied sich, dem Film wegen seines Themas und der gelungenen schauspielerischen Leistungen wie auch der insgesamt sorgfältigen Regie das Prädikat wertvoll zu verleihen.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)