Als wohl wichtigster Vertreter der Nouvelle Vague revolutionierte der frühere Filmkritiker Jean-Luc Godard das Kino der späten 1950er Jahre und hinterließ dabei Meisterwerke für die Ewigkeit. Nun ist er im Alter von 91 Jahren verstorben.
Wer sich mit der Geschichte des modernen Films beschäftigt, kommt an einer Sichtung von „Außer Atem“ nicht vorbei. Der so dialoglastige wie lässige Gangsterfilm machte nicht nur seinen Hauptdarsteller Jean-Paul Belmondo zum Weltstar, sondern brach mit allen Konventionen des damaligen Mainstreams, den Jean-Luc-Godard und seine Mitstreiter wie François Truffaut in die Mottenkiste beförderten.
Mit ungewohnten Kameraeinstellungen, dem Verzicht auf die klassische Schuss-Gegenschuss-Montage, einer natürlichen Ausleuchtung und dem legendären Jump-Cut etablierte Jean-Luc Godard einen völlig neuen Stil, der bis heute Filme aus der ganzen Welt beeinflusst. In den 1960er Jahren gelangen ihm dann weitere Großtaten wie „Die Verachtung“ und „Elf Uhr nachts“, die ebenfalls mit den Konventionen des damaligen Kinos brachen. Jetzt ist der Filmemacher im Alter von 91 Jahren verstorben, wie unter anderem Der Spiegel berichtet.
Von wem wir uns in diesem Jahr noch verabschieden mussten, erfahrt ihr im Video.
Ehren-Oscar, Gesellschaftskritik und die deutsche Teilung
Im Gegensatz zu Jean-Paul Belmondo wandte sich Jean-Luc Godard in seiner langjährigen Karriere niemals auch nur annähernd dem Blockbusterkino zu. In den 1970er Jahren drehte er als Teil der sogenannten „Groupe Dziga Vertov“ von einem größeren Publikum kaum noch wahrgenommene gesellschaftskritische Filme, in denen er vor allem das kapitalistische System der westlichen Welt angriff. 2010 wurde er dennoch von Hollywood mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet, was seinen Einfluss auf das dortige Kino noch einmal deutlich unterstreicht.
In den späten 1980er Jahren entstand das Film-Essay „Deutschland Neu(n) Null“, in dem Jean-Luc Godard Eddie Constantine noch einmal in seine Paraderolle des Agenten Lemmy Caution schlüpfen ließ. Der zum depressiven Rentner umgedeutete Spion wurde seinerzeit auch als Kommentar zu den letzten Jahren des geteilten Deutschlands gelesen.
Bis 2018 entstanden noch einige weitere Filme von Jean-Luc Godard, die meist dem Experimentalfilm zugerechnet werden, was sich auch in der Wahl ihrer Mittel niederspiegelt. Vornehmlich entstanden die immer sperriger werdenden, sehr persönlichen Filme mittels einer Videokamera, was dann auch wieder an Godards Anfänge und damit an „Außer Atem“ erinnert. Den Klassiker könnt ihr bei Amazon im Stream anschauen.