In einem Interview sprach Regisseur James Cameron über den bevorstehenden Kinostart von „Avatar 2: The Way of Water“ und verriet, wieso er sich davor fürchtet.
Wir alle kennen die Situation kurz vor einer Prüfung, vor einem Bewerbungsgespräch oder vor einem Date: Jetzt bloß nichts falsch machen. Hat man sich gut genug vorbereitet? Alle Eventualitäten bedacht? All die investierte Zeit, Schweiß und Blut: Es darf nicht umsonst sein! Der Moment der Wahrheit ist gekommen. So oder ähnlich dürfte es bei allen sein. Auf einmal überkommt die meisten das Gefühl einer Ohnmacht, wenn sie glauben, nicht mehr länger Herr/Frau über die Lage sein. Jetzt kann man nur noch loslassen und den Dingen ihren Lauf lassen. Und da sind Genies nicht von ausgenommen. Auch ein James Cameron nicht. Oder gerade ein James Cameron nicht.
Denn der Meisterregisseur, der mit Werken wie „Aliens – Die Rückkehr“, „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“, aber vor allem „Titanic“ und „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ Kinogeschichte geschrieben und die Art, wie das Publikum Filme genießt, entscheidend mitgeprägt hat, wird ab dem 14. Dezember 2022 nach 13 langen Jahren erstmals wieder mit einem Film in den weltweiten Kinos vertreten sein. Dann startet „Avatar 2: The Way of Water“, die lang erwartete Fortsetzung zum 2009er-Megahit „Avatar“, den ihr über Disney+ streamen könnt.
Und obwohl oder gerade weil er sich damit rühmen kann, einer der kommerziell erfolgreichsten Filmemacher*innen unserer Zeit zu sein, spüre er den immensen Druck kurz vor dem Kinostart von „Avatar 2“, wie der 68-Jährige gegenüber Associated Press wissen ließ:
„Wer auch immer behauptet, vor einem Film nicht nervös zu werden, ist verdammt verlogen. Ja, es ist ein großes Spiel. Es ist eine große Wette. Und wir werden erst am zweiten oder dritten Wochenende wissen, wo wir stehen. Der Erfolg des ersten Films – wir hatten einen ziemlich guten Start mit 75 Millionen US-Dollar. Aber die Eröffnungszahlen übertreffen das heutzutage um den Faktor 2 oder gar 3. Selbst wenn wir einen fulminanten Start haben, werden wir erst in ein paar Wochen erfahren, wo wir stehen, denn der erste Film wurde ja von den Leuten immer wieder angesehen. Die Leute wollten mehr davon sehen. Wenn uns das wieder gelingen sollte, wären wir wahrscheinlich auf einem guten Weg.“
Und bei Produktionskosten von geschätzten 250 Millionen US-Dollar nur für „Avatar 2“ von insgesamt vier geplanten Fortsetzungen seien hohe Einnahmen nicht gleichbedeutend mit Gewinn, betonte der Filmemacher:
„Wir werden nicht weitere Filme machen, die Geld verlieren, auch wenn sie gut aussehen und eine Menge Geld einbringen. Das ist eine Situation, in der man abwarten und sehen muss, ob die Leute sie annehmen.“
Falls ihr jetzt neugierig seid, welche Filme zumindest aktuell zu den erfolgreichsten aller Zeiten zählen, wir haben die elf erfolgreichsten im Video für euch.
„Avatar“-Filme: Der Erfolg entscheidet über die weiteren Fortsetzungen
Jüngst wurde vermeldet, dass Cameron und sein Team bereits angefangen haben, „Avatar 4“ zu entwickeln. Ein gutes Zeichen dafür, dass die Verantwortlichen bei Disney großes Vertrauen in den Erfolg der Fortsetzungen haben, denn zunächst hieß es, dass der Erfolg von „Avatar 2“ ausschlaggebend sein werde für die Zukunft der Filmreihe.
Und es steht nicht in Stein gemeißelt, dass „Avatar 2“ den gleichen Erfolg feiern wird wie seinerzeit „Avatar“. Nicht nur die Kinolandschaft hat sich verändert, sondern auch die Art und Weise, wie das Publikum Filme konsumiert. Streaming war anno 2009 noch kaum verbreitet und man darf bei allem nicht vergessen, dass die Corona-Pandemie und die Inflation mitsamt all ihrer Sorgen das Konsumverhalten weltweit negativ beeinflusst haben.
Dazu kommt die Schnelllebigkeit popkultureller Einflüsse, selbst die Marvel-Marke schwächelt neuerdings. In diesem Kontext ist „Avatar“ ein Werk aus vergangenen Tagen, das nicht durch Fortsetzungen im Bewusstsein des Publikums geblieben ist. Das weiß auch Cameron:
„Wir haben nicht das Marvel-Spiel gespielt. Wir spielen hier ein längeres Spiel. ‚Avatar‘ geht nirgendwohin, wir haben nur nicht mit einem kontinuierlichen Feuerwerk nachgelegt, um ihn in der Öffentlichkeit und im öffentlichen Bewusstsein zu halten, was man ja tun müsste.“
Dass „Avatar 2“ ein Erfolg wird, ist zweifellos garantiert. Nur an den immensen Erfolg des ersten Films heranzukommen, dürfte schwierig werden. Und es wird davon abhängen, wie schnell der Micky-Maus-Konzern das Epos über Disney+ zum Streamen bereitstellen will.
2009 war die Filmlandschaft eine komplett andere. Erinnert ihr euch noch an die Filme des Kinojahres? Testet euch: