In einem Interview hat James Cameron einen Vergleich zwischen Marvel-Filmen und „Avatar 2“ direkt abgetan. Sein Film sei in dieser Hinsicht weit überlegen.
Mit „Avatar 2: The Way of Water“ erscheint schon in wenigen Tagen die Fortsetzung zu einem Film, der 2009 das Kino und die Art, wie wir Filme schauen, zumindest für eine ganze Weile entscheidend beeinflusst hat. Keine Frage, die 3D-Technologie hat es zwar schon im Vorfeld gegeben, wollte aber nicht wirklich funktionieren und sorgte eher für Unbehagen beim Kinopublikum. Vielleicht war die Zeit einfach nicht reif dafür Anfang der 1980er-Jahre, als diese Technik erstmals auf breiter Front lanciert wurde. James Cameron nahm sich dieser Thematik an und machte es mit dem Megahit „Avatar: Aufbruch nach Pandora“, den ihr über Disney+ streamen könnt, salonfähig. In diesem Sinne agiert er stets wie der legendäre Tech-Entrepreneur Steve Jobs.
Nun will der 68-Jährige einmal mehr eine Evolution anstoßen, allerdings eine, die um einiges natürlicher, fließender vonstatten geht und daher womöglich vom Publikum gar nicht wirklich wahrgenommen wird: Die Na’vi in „Avatar 2“ sollen über emotionale Gesichtszüge verfügen, mit denen es kein anderer Film aufnehmen kann. Das hat er im Interview mit ComicBook.com verraten und dabei erneut einen Seitenhieb gegen das Marvel Cinematic Universe (MCU) ausgeteilt:
„Je mehr visuelle Effekte die Leute einbauen – und offensichtlich sind die großen Comic- [und] Superheld*innenfilme ein treibender Faktor für die schiere Menge in der [Film-]Industrie, richtig? – diese steigende Flut an Technik bringt alle zusammen nach oben. Sie gibt dir mehr qualitative Künstler*innen, sie gibt dir mehr Werkzeuge, Plugins und Codes zur Hand. Man hat wesentlich mehr talentierte Leute mit Kenntnissen für Coding, Simulationen und so weiter, als wir unser Team zusammengestellt haben und WETA Digital laufend neue Leute eingestellt hat. Alles wird durch diesen Pool verbessert. In dieser Hinsicht ist WETA ungeschlagen. Ich meine, ILM (Industrial Light & Magic, Anm. d. Red.) macht großartige Arbeit, aber wenn es um die Emotionen und Gesichtszüge geht, die wir haben… Ich meine, Thanos? (computergenerierter großer Feind der Avengers der ersten drei Marvel-Phasen, Anm. d. Red.), lass mich damit bloß in Frieden. Du hast den Film gesehen, es ist nicht einmal nah dran.“
Wobei man auch erwähnen sollte, dass es in keinster Weise als Angriff gemeint war, wie Cameron selbst direkt zu Beginn betont hat. Er liebe die Filme von Marvel und DC. Ohne sie, wie er zugibt, wäre die Filmindustrie heute nicht da, wo sie steht. Seine Aussage kann vor diesem Hintergrund als gesundes Selbstbewusstsein und im Sinne eines freundschaftlichen Wettstreits betrachtet werden. Wir haben mit „Avatar 2“-Produzent Jon Landau gesprochen und er hat uns im Video erklärt, wieso es 13 Jahre gedauert hat bis zur Fortsetzung.
„Avatar: The Way of Water“: James Cameron will eine tiefgreifend-emotionale Geschichte erzählen
James Camerons Aussage verdeutlicht aber wiederum seine Kritik vor allem am MCU insofern, dass hier seiner Meinung nach keine echten Lebenssituationen und -umstände wiedergegeben werden, mit denen man sich identifizieren könne. Oberflächlich betrachtet haben die Charaktere Beziehungen zueinander und zu anderen, sie haben ein Privatleben, Menschen, die ihnen am Herzen liegen. Gleichzeitig aber verhalten sie sich so, als wären sie frei von Ängsten und Verpflichtungen. Das Ende der Welt naht? „Oh, oh, schnell mal Kostüm überstreifen und alles ist gut.“ Jemand gestorben, die ihnen viel bedeutet? Trauer in der einen Szene, in der übernächsten ist die Person schon vergessen, weil sie ja nicht mehr im Drehbuch steht. Coole Sprüche fallen auch schon wieder en masse. Echte Konsequenzen sehen anders aus.
In „Avatar: The Way of Water“ spielen Emotionen und Konsequenzen eine wichtige Rolle. Und die werden noch immer von den Schauspieler*innen getragen. Die Stars von „Avatar: The Way of Water“ wie Zoe Saldaña, Sam Worthington, Sigourney Weaver, Kate Winslet und Stephen Lang haben ihre Rollen über Performance Capture gespielt. Im Gegensatz zum Motion Capturing werden hier nicht nur die Bewegungen erfasst und digital übertragen, sondern auch die Gesichtszüge. Das erlaubt einen ungleich emotionaleren Bezug zum finalen Charakter später auf der Leinwand. Selbst Cameron war stellenweise vom Ergebnis überrascht:
„Ich sitze buchstäblich manchmal bei Besprechungen da und frage: ‚Seht ihr, was ich sehe?‘ Manchmal versteht man den inneren Monolog eines Charakters und was sie fühlen, noch bevor sie auch nur ein Wort gesprochen haben.“
Klingt ganz danach, als müsste das Publikum auch jede Menge Taschentücher mit ins Kino ab dem 14. Dezember 2022 nehmen, wenn die langersehnte Fortsetzung „Avatar: The Way of Water“ hierzulande startet.
Bevor ihr dann ins Kino geht, frischt doch euer Wissen mit diesem Quiz auf: