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„Avengers: Endgame“-Regisseure haben Schuldige für Marvel-Krise gefunden: Junge Zuschauer

„Avengers: Endgame“-Regisseure haben Schuldige für Marvel-Krise gefunden: Junge Zuschauer
© IMAGO / Everett Collection

Das erfolgsverwöhnte MCU hat in letzter Zeit erfahren müssen, wie sich echte Flops anfühlen. Für die Regisseure von „Avengers: Endgame“ gibt es dafür einen Grund – und es ist nicht Marvels Schuld.

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Das Marvel Cinematic Universe (MCU) ist tatsächlich die finanziell erfolgreichste Kinoreihe aller Zeiten und dominierte bis vor Kurzem den kulturellen Zeitgeist wie kein anderes Franchise. Die Erfolgsgeschichte erhielt in der Zeit nach dem Mega-Event „Avengers: Endgame“ jedoch einige Risse und das vergangene Jahr war eher eines zum Vergessen für die Verantwortlichen.

Neben manchen Hits („Guardian of the Galaxy Vol. 3“, Staffel 2 von „Loki“) gab es auch die ersten richtigen Flops zu verbuchen. Nach einer eher als durchwachsen wahrgenommenen Phase 4 sollte „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ Phase 5 des MCU feierlich einläuten. Der Film enttäusche jedoch sowohl hinsichtlich der kritischen als auch finanziellen Resonanz. Noch schlimmer wurde es dann mit der Serie „Secret Invasion“, deren Finale gelinde geschrieben zerpflückt wurde. Mit „The Marvels“ gab es dann auch den ersten Flop an den Kinokassen zu bestaunen; gerade einmal 206 Millionen US-Dollar spielte der Film weltweit ein (via Box Office Mojo).

Wenn ihr diese und weitere Marvel-Titel im Kino verpasst habt: Hier auf Disney+ findet ihr (fast) alle im Stream

Schon seit einiger Zeit reden die Kritiker*innen des MCU eine Superheld*innenmüdigkeit beim Publikum herbei und die Umsätze liefern dieser Narrative jetzt erstmals einige Argumente. Mit „Deadpool & Wolverine“ dürfte der einzige MCU-Film des Jahres angesichts des Hypes zweifellos ein finanzieller Erfolg werden. Die Frage steht aber im Raum, ob das erneut ein kurzes Aufflackern ist oder danach eine Trendwende eingeläutet werden kann.

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Laut Joe und Anthony Russo dürfte das durchaus schwer werden, obwohl das nicht einmal Marvels Schuld ist. Die Regie-Brüder inszenierten für das MCU „The Return of the First Avenger“, „The First Avenger: Civil War“ sowie das Doppelereignis „Avengers: Infinity War“ und eben „Avengers: Endgame“. Im Gespräch mit Total Film äußerten sich die beiden zur heraufbeschworenen Superheld*innenmüdigkeit und sagten, dass sie stattdessen einen anderen Schuldigen identifiziert haben: die junge Generation. So meinte Joe Russo:

„Es gibt eine große Kluft zwischen den Generationen bezüglich der Art des Medienkonsums. Es gibt eine Generation, die daran gewöhnt ist, sich einen Termin zu setzen und zu einem bestimmten Datum ins Kino zu gehen, um etwas zu sehen, aber diese Generation altert. Die neue Generation hingegen sagt: ‚Ich will es jetzt, ich will es jetzt verarbeiten‘, und geht dann zum nächsten Film über, den sie verarbeitet, während sie zwei andere Dinge gleichzeitig tut. Wissen Sie, es ist ein ganz anderer Zeitpunkt in der Geschichte als je zuvor. Ich glaube, dass alle, auch Marvel, diese Übergangsphase durchleben. Und ich denke, das ist wahrscheinlich das, was mehr als alles andere eine Rolle spielt.“

Der aktuelle Marvel-Plan, der es für das MCU wieder richten soll, sieht wie folgt aus:

Hollywood hat sich durchaus selbst geschadet

Der Regisseur fügte hinzu, dass der Generationenkonflikt nicht nur Hollywood betrifft – aber eben auch:

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„Noch nie haben wir kollektiv, global, unsere Gespräche so intim und schnell verarbeitet wie heute. Ich denke, das schafft Probleme, weil wir zu viel verarbeiten und uns nicht mehr um den Kontext kümmern. Wir kommunizieren über Memes und Schlagzeilen, wobei niemand mehr als zwei Sätze liest, so dass alles 100 Zeichen oder weniger hat – oder über 10-Sekunden-Videos in den sozialen Medien, durch die man wischt. Ich denke, dass das zweistündige Format, die Struktur, die einen Film ausmacht, jetzt über ein Jahrhundert alt ist und dass alles immer ineinander übergeht. Es verändert sich also wieder etwas und diese Form ist repetitiv. Aber es ist schwer, diese Form neu zu erfinden und ich glaube, die nächste Generation sucht nach Wegen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen, die ihrem eigenen kollektiven ADHS dienen.“

Um direkt mal bei den Memes zu bleiben: Ein wenig erinnert Joe Russos Analyse an das berühmte Rektor-Skinner-Meme aus „Die Simpsons“, bei dem er sich fragt, ob er nicht mehr hip genug ist – und sich dann selbst Nein sagt und den Kindern die Schuld gibt.

Denn natürlich macht man es sich etwas leicht, nur einem Generationswechsel die Schuld zu geben. Anhand von Kritiken ist immerhin klar ersichtlich, dass die Qualität der Marvel-Produktionen aus der Sicht vieler Menschen unabhängig vom Alter abgenommen hat. Dabei sorgte das MCU eben für einige der erfolgreichsten Filme aller Zeiten:

Es stimmt jedoch auch, dass sich die Sehgewohnheiten geändert haben; wobei die jüngere Generation dabei federführend vorangeht, diesen Trend allerdings nicht alleine prägt. Durch die Corona-Pandemie hat sich der Zugang zu Kinofilmen dank der vorgezogenen Streamingstarts verändert. Immer mehr Personen warten deswegen lieber ein paar Monate, um einen Film von ihrer Couch aus zu sehen, anstatt ins Kino zu gehen, was auch eine Studie untermauert.

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Hollywood hat noch kein wirkliches Patentrezept dagegen erarbeitet. Der Gang ins Kino müsste wieder mehr zu einem Event werden, was Hits wie „Barbie“, „Oppenheimer“ und „Top Gun: Maverick“ bewiesen haben. Waren Superheld*innenfilme früher Kassenschlager, sind sie jetzt auch von dieser Entwicklung betroffen. Wenn die Marvel-Maschinerie gefühlten Einheitsbrei produziert, bleibt der Erfolg aus. „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ hat mit einem weltweiten Einspielergebnis von 845 Millionen US-Dollar erst letztes Jahr jedoch bewiesen, dass das MCU immer noch erfolgreich sein kann (via Box Office Mojo).

Es braucht eben schlicht emotional überzeugende Geschichten und/oder Neuerfindungen, die Event-Charakter versprühen. Das ist die Hoffnung, an die sich Marvel klammern kann, zumal es auch historische Vorbilder gibt, wie Anthony Russo anmerkte:

„Ich denke, es ist eine allgemeine Ermüdung. Die Frage der Superheld*innenenmüdigkeit gab es schon lange vor unserer Arbeit. Es ist also eine Art Dauerbeschwerde, die wir in den Anfängen unserer Arbeit mit Superheld*innen immer wieder anführten. Früher beschwerten sich die Leute genauso über Western, aber die hielten sich über Jahrzehnte und Jahrzehnte und Jahrzehnte. Sie wurden immer wieder neu erfunden und auf ein neues Niveau gebracht, während sie weiterliefen.“

Ob ihr bei der Flut an Marvel-Titeln in den letzten Jahren den Überblick behalten habt, verrät euch unser Quiz:

MCU-Filmquiz: 48 Titel, 48 Fragen – Wie gut schneidet ihr ab?

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