Thanos hat sein Ziel also wirklich erreicht. Um uns im Trailer zu „Avengers 4: Endgame“ auf den deprimierenden Boden der Tatsachen zu zerren, bestätigte Black Widow, dass er in „Avengers: Infinity War“ tatsächlich die Hälfte aller Lebewesen ausgelöscht hat. Dies tat Thanos angeblich, um eine Balance im Universum herzustellen, da Überbevölkerung und Knappheit von Ressourcen zu unnötigem Leid führen würden. Leider ergibt der Plan von Thanos keinen Sinn, wie wir euch hier anhand mehrerer Gründe erklären wollen.
Kurz zur Erinnerung: Wie lautet sein Plan?
Seine Heimatwelt Titan war dem Untergang geweiht, weswegen Thanos seinerzeit eine drastische Lösung vorschlug: Zufällig sollte die Hälfte der Bevölkerung ausgelöscht werden, um den Mangel an Ressourcen ausgleichen zu können. Auf Thanos‘ Idee folgte eine Aufruhe und einige Bewohner des Planeten begingen Selbstmord. Thanos wurde deswegen ins Exil verbannt und Titan ging später tatsächlich unter, wie der Ausgestoßene vorausgesagt hatte.
Um eine Balance zwischen den Lebewesen und allen Ressourcen herzustellen, überfiel Thanos in der Folge zahlreiche Welten mit seiner Armee und tötete stets die Hälfte der Bevölkerung; unter anderem auch bei Gamoras Heimatplaneten. Diesen aufwendigen, blutigen Prozess wollte er mit Hilfe der Infinity-Steine abkürzen, was ihm am Ende von „Avengers: Infinity War“ tatsächlich gelang. Mit der vereinten Macht aller sechs Steine konnte er mit einem Fingerschnippen die Hälfte aller Lebewesen im Universum auslöschen und so seine begehrte Balance herstellen.
Grund 1: Thanos‘ Plan ist nicht gnädig
In „Avengers: Infinity War“ behauptet Thanos, der Einsatz der Infinity-Steine sei ein gnädiger Akt, um Balance herzustellen. Die Hälfte aller Lebewesen wird zufällig ausgewählt und hört schlicht auf, zu existieren. Im Vergleich zu seinen zuvor verübten Genoziden mag der Einsatz der Steine gnädiger sein, so vollständig ohne Leid, wie Thanos versucht, es darzustellen, ist dieser Ansatz aber auch nicht.
Nicht nur, dass die Opfer des Schnipsers kurz noch mitbekommen, wie sie sich auflösen, unter den anderen bricht aufgrund der Aktion verständlicherweise blanke Panik aus. Viele mussten mitansehen, wie ihre Liebsten sich auflösen, wussten nicht warum und konnten sich wohl lange nicht sicher sein, ob es sie nicht auch plötzlich erwischt.
Grund 2: Es wurden garantiert mehr als 50 Prozent aller Lebewesen getötet
Von dem emotionalen Leid einmal abgesehen, dürfte der Schnipser aber auch später für weitere Todesopfer verantwortlich gewesen sein. Die Post-Credit-Szene von „Infinity War“ mit Nick Fury zeigte uns das Chaos in den Städten. Autos krachen ineinander, sogar ein Hubschrauber stürzt in ein Bürogebäude und explodiert. Neben diesen direkten Todesopfern brachen wohl zusätzlich weitere Teile der Gesellschaft für bestimmte Zeit zusammen. Die medizinische Versorgung muss auf der Erde und anderen zivilisierten Planeten grauenvoll gewesen sein, was sicherlich weitere Tode zur Folge hatte.
Grund 3: Thanos‘ Aktion ist nach circa 40 Jahren hinfällig
Zum ersten Mal lebten eine Milliarde Menschen auf unserem Planeten im Jahr 1804. Die zweite Milliarde war 1927, also 123 Jahre später erreicht. Für drei Milliarden Menschen brauchte es dann noch einmal 32 Jahre, 1959 war dieser Meilenstein geknackt. Von sechs auf sieben Milliarden Erdbewohnern vergingen anschließend sogar nur noch 12 Jahre.
Was diese Statistik zeigt: Die Bevölkerung nahm exponentiell zu. Das liegt nicht nur daran, dass es mehr Menschen gab, die sich miteinander fortpflanzen konnten. Auch die medizinische Versorgung steigerte sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich schneller als in vielen Jahrhunderten zuvor. Da Thanos das Wissen der Menschheit um Impfungen, Antibiotika, bessere Operationstechniken und dergleichen nicht auch mitausgelöscht hat, war seine Aktion sehr kurzfristig gedacht. Sich einfach auf einem fernen Planeten zur Ruhe zu setzen, scheint Thanos nach all dem Trubel also nicht „vergönnt“ zu sein.
Die Menschheit bräuchte sicherlich einige Jahre, um sich von dem Verschwinden der halben Bevölkerung strukturell zu erholen. Beim letzten Mal dauerte es allerdings nur 40 Jahre, bis sich die Bevölkerung von drei Milliarden auf sechs Milliarden Menschen verdoppelt hatte. Aufgrund des jetzt schon vorhandenen Fortschrittes würde es beim zweiten Mal wohl noch schneller gehen. Zumal nach Thanos Plan nun ja auch mehr Ressourcen vorhanden wären, mit denen die Menschheit versorgt ist. Wobei uns dies direkt zum nächsten Problem bringt…
Grund 4: Die Überlebenden haben kaum mehr überlebenswichtige Ressourcen
Wie MCU-Chef Kevin Feige bestätigte, hat Thanos‘ mit seinem Schnipser „alles Leben“ halbiert. Sprich neben Menschen und Aliens waren auch Tiere und wohl selbst Pflanzen sowie Bakterien betroffen. Dies wurde in „Avengers: Infinity War“ nicht dargestellt; wir haben keinen Baum und keinen Strauch gesehen, der sich aufgelöst hätte. Im ersten Trailer zu „Avengers 4: Endgame“ spricht Black Widow allerdings auch von „Lebewesen“.
Sollte Thanos‘ also tatsächlich selbst die Hälfte aller Tiere und Pflanzen vernichtet haben, hätten die Überlebenden Menschen und andere Alienrassen aber von diesen wichtigen Ressourcen nicht mehr. Es wurden ja alle zu gleichen Teilen dezimiert. Entsprechend gäbe es für die Verbliebenen nicht direkt mehr Nahrung, mit der sie sich die Bäuche vollschlagen könnten. Lediglich Aspekte wie die Umweltverschmutzung und der Aufbrauch von natürlichen Ressourcen wie Edelmetallen und dergleichen würde durch das Schnippen für eine gewisse Zeit eingedämmt werden.
Denken wir den vorherigen Punkt aber extrem weiter, wären selbst die verschonten Menschen nicht sicher. Schließlich leben in uns allen zahlreiche Bakterien, die wir zum Überleben brauchen. Zählen diese als einzelne Lebewesen, von denen auch die Hälfte verschwunden ist? Vermutlich nicht, schließlich machen Captain America und Iron Man im ersten Trailer zu „Avengers 4: Endgame“ den Umständen entsprechend einen halbwegs fitten Eindruck.
Warum hat Thanos nicht einfach alle Ressourcen verdoppelt?
Dank der vereinten Macht aller Infinity-Steine besaß Thanos am Ende von „Avengers: Infinity War“ quasi göttliche Kräfte. Warum nutzte er die nicht einfach, um alle Ressourcen im Universum zu verdoppeln? Das sollte ja eigentlich denselben Effekt haben, wie alle Lebewesen zu halbieren, nur eben ohne den Tod, das Leid und so weiter. Dies war der wohl häufigste Kritikpunkt an Thanos‘ Plan, die Macher des Films stellten dem eine einfache Antwort entgegen: Thanos wird nicht ohne Grund als Mad Titan, als verrückter Titan bezeichnet.
Als sein Heimatplanet dem Untergang geweiht war, bot Thanos die aus seiner Sicht einzige Lösung an. Er wurde ins Exil verbannt und seine Heimat starb, was Thanos als Bestätigung seiner Ansicht wertet. Entsprechend sieht er seine Antwort weiterhin als die einzig richtige an, er sucht gar nicht nach Alternativen. Laut Regisseur Joe Russo ist der Titan kein zurechnungsfähiger Charakter, auch wenn er im Film den Eindruck erwecken sollte. Als Indiz dafür gilt laut dem Filmemacher seine manipulative, misshandelnde Art gegenüber seinen Adoptivtöchtern Gamora und Nebula. Im Grunde geht es Thanos gar nicht darum, durch seinen Schnipser den Überlebenden ein schönes Leben zu bereiten. Vielmehr will er einfach Recht haben und entsprechend seinen Plan, der damals abgelehnt wurde, endlich in die Tat umsetzen.
Noch ist Thanos nicht an seinem Ziel angekommen
Die erste Runde ging zwar eindeutig an Thanos, doch die Avengers sind noch nicht endgültig geschlagen. In „Avengers 4: Endgame“ geht die Schlacht gegen den Titan mit seinem Plan weiter und ab dem 25. April 2019 könnt ihr in den deutschen Kinos dabei sein.