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„Back to Black“: Lasst uns Amy feiern, nicht bedauern [Kritik]

„Back to Black“: Lasst uns Amy feiern, nicht bedauern [Kritik]
© IMAGO / Landmark Media

Mit „Back to Black“ ist ein musikalisches Bio-Pic erschienen, das einer großartigen Musikerin nahe kommt, ohne ihr zu nah zu treten. Der Film verarbeitet die viel zu kurze Karriere von Amy Winehouse und setzt ihr ein Spielfilmdenkmal. Ab jetzt im Kino.

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„Back to Black“ musste vor dem Kinostart am heutigen 11. April 2024 schon einiges an herber Kritik einstecken. Diese kam aber nicht von Menschen, die den kompletten Film gesehen haben, sondern von Fans, die anhand eines geleakten Setfotos und aufgrund der Trailer ihr Urteil fällten und teilweise in sehr rauen Worten in den Sozialen Medien zum Ausdruck brachten. In meiner Filmkritik möchte ich euch raten, euch davon nicht beeinflussen zu lassen. Wer noch keinen Trailer gesehen hat, kann das hier nachholen:

„Back to Black“: Eine gelungene Liebeserklärung an Amy

Inzwischen haben viele Stars aus der Musikbranche von Klassik bis Rap ein biographisches Filmdenkmal bekommen und das Genre erlebt in den letzten Jahren neuen Aufschwung, auch ein Film über Madonna ist schon in Planung. In dieser Hinsicht darf ein Spielfilm, der die Karriere und das kurze Leben der großartigen Sängerin Amy Winehouse betrachtet, nicht fehlen. Sie hat in der Musikgeschichte einen einzigartigen Platz. Ihre Songs haben viele Menschen berührt, wobei gleichermaßen die authentischen Texte, ihr integres Auftreten und der besondere Musikstil eine Rolle spielten. Nicht auszumalen, was wir womöglich noch von ihr zu hören bekommen hätten, wenn sie nicht 2011 gestorben wäre.

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Doch ihr Genie wurde vor allem nach dem Erscheinen ihres zweiten Studioalbums „Back to Black“ überschattet von den Schlagzeilen über ihren Konsum von Alkohol und anderen Drogen. Die Paparazzi ließen ihr keine Ruhe und die Medien schlachteten jeden ihrer Abstürze kommerziell aus. Dann kam ihr tragischer Tod und die Medien stürzten sich darauf, einen Schuldige zu indentifizieren, wobei besonders ihr Vater Mitch Winehouse und Ex-Ehemann Blake Fielder-Civil ins Visier gerieten. Spätestens mit der preisgekrönten Dokumentation „Amy: The girl behind the name“ (hier bei Amazon streamen) wurde tief in ihrem Privatleben gewühlt und eine moralische Bewertung auch der Menschen, die sie umgaben vorgenommen. Wer sich über den Star informieren will, kann sich über YouTube tagelang Videos anschauen. Amy Winehouse lag erklärtermaßen nicht viel am Ruhm, für sie war die Musik das Wichtigste und davon geht glücklicherweise auch der erste Spielfilm über sie aus. Im Mittelpunkt stehen ihre Songs, ihre Kraft, ihr Mut, ihr Humor und ihre Kreativität. Der Film feiert ihr Talent und ihr Vermächtnis, nicht ihre schlimmsten Stunden.

Regisseurin Sam Taylor-Johnson und Drehbuchautor Matt Greenhalgh wollten kein Biopic erschaffen, das ihre Karriere vollständig nachzeichnet, sondern einen Film, der aus der Perspektive von Amy Winehouse auf die Geschehnisse blickt, ihre Sicht der Welt und Emotionen einfängt. Die Sängerin hat mit ihren Alben quasi den Soundtrack ihres Lebens erschaffen, die Texte der Lieder verraten uns offen und ungefiltert viel über ihre Gefühle. Entlang dieser Musik haben Taylor-Johnson und Greenhalgh die rote Linie des Films erarbeitet. In „Back to Black“ hat Winehouse vor allem ihre schwierige Beziehung zu Blake Fielder-Civil verarbeitet und daher ist der gleichnamige Film vor allem ein Liebesfilm geworden, der sich mit seinem Script sehr nah an den Texten ihrer Lieder bewegt. Wer also die Sorge hat, dass in „Back to Black“ mal wieder ihre Exzesse ausgeschlachtet werden und vor allem ihr konsumreíches Privatleben in den Mittelpunkt rückt, kann sich wirklich entspannen, das ist nicht der Fall. Der Film bleibt sehr respektvoll, deutet meist nur an, was alle auch schon zur Genüge gesehen haben.

Marisa Abela sieht nicht aus wie Amy, singt nicht wie Amy, aber sie fühlt Amy

In diesem Zusammenhang ein Wort über die Hauptdarstellerin Marisa Abela, die noch recht neu in der Filmindustrie und so manchem vielleicht in „Barbie“ oder der Serie „Industry“ schon aufgefallen ist. Die 27-jährige britische Schauspielerin hat die große Herausforderung angenommen, Amy zu spielen. Im Vorfeld hagelte es Kommentare von Fans, die meinen, dass sie der Sängerin weder optisch noch stimmlich gerecht wird. In meinen Augen kann man diese Meinung nur haben, wenn man nicht den ganzen Film gesehen hat. Abela hat meiner Meinung nach eine Meisterleistung vollbracht. Nach 15 Minuten habe ich völlig vergessen können, dass sie nicht Amy Winehouse ist, weil sie den Habitus und die Emotionen wirklich enorm gut rüberzubringen versteht. Dafür war sehr harte Arbeit notwendig, die es zu honorieren gilt, auch wenn ihr mit dem Film vielleicht nichts anfangen könnt. Sie hat Gitarre spielen gelernt, monatelang Gesangsunterricht genommen und natürlich auch gehungert, um sich optisch der Beehive-Ikone anzunähern. Das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach wirklich sehen und bewundern lassen, doch entscheidet gerne selbst – nur bitte nicht ausschließlich aufgrund des Trailers.

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Wie Abela aus der schwierigen Rolle wieder herausgefunden hat, erzählt sie uns in diesem Interview:

Persönliches Fazit: Ein würdiges Denkmal in Form eines musikalischen Spielfilms

Manche Fans schrieben, die Sängerin würde sich beim Betrachten des Films im Grabe umdrehen. Diese Unterstellung kann ich überhaupt nicht teilen, auch wenn ich keine Einschätzung habe, ob Winehouse der Film gefallen hätte. Ich bin aber überzeugt, dass sie den Ansatz begrüßt hätte, der von ihrem musikalischen Schaffen ausgeht. Und womöglich hätte sie auch gemocht, dass hier über niemanden gerichtet wird. Wir sehen Blake nicht nur als den Mann, der sie mit harten Pulverdrogen in Berührung brachte, sondern vor allem durch ihre Augen, als die Liebe ihres Lebens. Und wir sehen Amy Winehouse nicht als bemitleidenswerte Süchtige, sondern als großartige Künstlerin, die ebenso kraftvoll wie zerbrechlich war und uns ein zeitloses Werk hinterlassen hat. Der Film macht traurig, weil der Verlust nach wie vor unendlich schwer wiegt, aber er macht vor allem auch Lust, ihre Songs zu hören und sie zu feiern. Bisher konnte mich keins der jüngst erschienenen Biopics überzeugen, dieses aber hat mich emotional wirklich mitgerissen. Amy Winehouse war so einzigartig, kein Film der Welt kann ihr wirklich gerecht werden, aber Sam Taylor-Johnson und ihrem Team ist es dennoch gelungen, sie und ihre Geschichte liebevoll zu portraitieren und ihre Großartigkeit gebührend zu feiern, dafür empfinde ich Dank.

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„Back to Black“ ist am 11. April 2024 in den deutschen Kinos gestartet. Die Spielzeiten in eurer Stadt könnt ihr bei uns nachlesen. Der dazugehörige Soundtrack mit dem „Song for Amy“ von Nick Cave erscheint im Stream schon am 12. April 2024.

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