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„Back to Black“: Eine sehr persönliche Triggerwarnung für euren Kinobesuch

„Back to Black“: Eine sehr persönliche Triggerwarnung für euren Kinobesuch
© IMAGO / Landmark Media

Seit dem 12. April 2024 startet „Back to Black“ in den deutschen Kinos. Ich habe den Film schon gesehen und war ziemlich begeistert. Doch eine Sache will ich euch dazu unbedingt mitgeben.

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Was ich im Folgenden berichte, ist nicht für alle gleichermaßen interessant, es ist mir dennoch ein Bedürfnis davon zu erzählen, sodass Menschen, die sich mit den kommenden Zeilen identifizieren können, zumindest vorgewarnt sind. Es geht darum, welche Emotionen ich hatte, als ich das Kino verließ und da ich davon ziemlich überrascht war, verfasse ich nun diese „Warnung“. Vorweg: Was mich persönlich am meisten triggert, sind Triggerwarnungen, die mir raten, was ich am besten tun soll, also mir empfehlen, den Podcast, den Artikel, die Serie oder was auch immer, nicht anzuschauen. Ich finde Triggerwarnungen an sich völlig in Ordnung, aber ich brauche ganz sicher keine paternalisierenden Empfehlungen, wie ich mich daraufhin am besten zu verhalten habe. Daher werde ich euch auch in keinem Fall nahelegen, den Film nicht zu besuchen. Im Gegenteil: es ist ein toller Film geworden und wer mehr über meine Meinung lesen möchte, sollte sich meine „Back to Black“-Kritik zu Gemüte führen. Ich wünsche dem Film viele Zuschauer*innen, denn die hat er verdient. Und jetzt zur Sache oder zum Trailer:

Warum ich eine Triggerwarnung für „Back to Black“ schreibe

Amys Tod ist nun schon 13 Jahre her und damals war ich, wie viele Fans sehr schockiert und traurig. Ich höre ihre Musik immer noch sehr gerne und häufig, in meinen Augen hat sie uns etwas Zeitloses hinterlassen, dass mir auch noch als Rentnerin, so ich eine werde, gute Gefühle machen wird. Als ich mir den Film in der Pressevorführung vor einigen Wochen angeschaut habe, hatte ich wenig Erwartungen und am ehesten noch Furcht, dass hier wieder einmal ihre Person und ihr Drogenkonsum ausgeschlachtet werden soll. Zudem mag ich die bisher erschienenen Biopics über Musiker zum großen Teil überhaupt nicht. Aber es kam anders. Marisa Abela als Amy Winehouse hat mich total eingefangen, obwohl sie keine besondere Ähnlichkeit weder stimmlich noch optisch mit der von mir so heißgeliebten Sängerin vorzuweisen hat. Aber nach wenigen Minuten war sie Amy und ich drin in der Geschichte. Ich habe mich während des Films sehr gut unterhalten gefühlt und musste auch fast gar nicht weinen. Was soll also diese Warnung?

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Der Film erzählt neben der musikalischen Karriere hauptsächlich von der Liebesgeschichte mit Blake Fielder-Civil. Amys Suchtverhalten wird natürlich thematisiert, aber es steht nicht im Mittelpunkt. Auch lässt sich „Back to Black“ nicht vorwerfen, dass Drogenkonsum verherrlicht wird. Aber gerade deswegen fand ich überraschend, was mit mir innerlich nach dem Kinobesuch passierte. Und weil es mich so überraschte, schreibe ich jetzt diese Warnung.

Nach Jahren des soliden Lebens plötzlich Lust auf Vollrausch

Ich möchte euch jetzt nicht mit Details aus meinem bewegten Leben plagen, aber etwas persönlich muss ich an dieser Stelle werden. Ich gehöre zu den Amy-Winehouse-Fans, die sich mit den Texten und dem Leben des Stars auf vielerlei Ebenen identifizieren konnte und kann. Meine Großmutter war pathologisch ziemlich neben der Spur, wie meine Mutter zu sagen pflegte: „Der Star jeder geschlossenen Anstalt“. Das ist sicherlich sehr verletzend, aber einfach wahr. Sie war Alkoholikerin und meine Mutter war es auch, zudem ihr Leben lang von Depressionen geplagt. Ich selbst hatte auch so meine Probleme mit klinischer Depression und einem extrem selbstzerstörerischem Habitus. Ich habe das überlebt, aber vor allem auch, weil der Leidensdruck irgendwann so hoch war, dass ich tatsächlich eine Psychoanalyse begonnen habe. Sieben Jahre blieb ich dabei, um zum Abschied zu hören: „Ja schön, Frau Kielblock, in zwei Jahren können wir noch mal eine Runde drehen“. Ihr dürft jetzt lachen. Wie der Kinderbuchautor Janosch, der auch keine Bilderbuchkindheit vorzuweisen hat, in „Gastmahl auf Gomera“ treffend bemerkte, ist eine kaputte Kindheit wie ein Haus, das auf einem schlechten Fundament gebaut ist. Das Haus kann im Laufe des Lebens super schön werden, aber man wird immer wieder dieselben Risse finden und muss Renovierungsarbeiten in Kauf nehmen. Aber es geht und ehemalige Schwächen können auch zu Stärken werden. Wer vielleicht schon lange überlegt, eine Therapie zu machen, möge es bitte versuchen, das kann die Lebensqualität enorm steigern.

Ich bin nun schon viele Jahre, wie man so schön sagt, stabil und recht wenig von meiner depressiven Grundstruktur und meinen Suchttendenzen beeinträchtigt. Und auch, wenn ich in den letzten drei Jahren harte Schicksalsschläge hinnehmen musste, habe ich das tapfer ertragen können, ohne in alte Muster der Selbstzerstörung zurückzufallen. Klingt doch super. Dann kam „Back to Black“ und ich hatte plötzlich zu kämpfen. Und weil mir dieses psychologische Phänomen selbst ziemlich unklar ist, schreibe ich jetzt so einen langatmigen Artikel darüber. Keine Ahnung, wo und wie genau der Film es geschafft hat, aber er schloss extrem an mein Innerstes an. Ob es die Erinnerung an alte Zeiten war, die neu erwachte Trauer über Amys Tod, die große Tüte Weed, die auf dem Sofa in Amys Wohnung liegt, oder einfach die Geschichte über das große Loch, das der unerfüllte Wunsch nach Liebe und Geborgenheit in uns verursachen kann: ich kam aus dem Kino und fühlte einen enormen Sog in Richtung Kneipe. Ich wollte einen Vollrausch, einen Exzess, einfach irgendwo an irgendeinen Tresen, zu den Menschen, die dort ihr Leben verbringen.

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Glücklicherweise musste ich zur Arbeit. Das Bedürfnis, das ich in dieser Form schon seit Jahren nicht mehr kannte, hatte sich gegeben. Was aber wochenlang blieb und auch noch immer nicht wirklich vorüber ist, ist eine gewisse Traurigkeit. Über Amys Tod, über mein Leben, über so viele Leben, die keinen Anker finden, keine Zuflucht. Die täglich zu kämpfen haben gegen ihre Suchtstruktur, gegen ihre psychische Prädisposition, gegen Vorverurteilungen ihrer Umwelt, für ein gutes und erträgliches Leben. „I don’t ever want to drink again, I just need a friend“, sang Amy Winehouse und sprach damit Millionen aus dem Herzen.

Mein Tipp: Jemanden mitnehmen, der anders tickt

Insofern ihr mit meinen Ausführungen etwas anfangen konntet, wisst ihr jetzt, was vielleicht auf euch zukommt. Um es erneut zu betonen, kann der Film selbst nicht wirklich etwas dafür. Falls ihr glaubt, ihr könntet emotional ähnlich reagieren, aber nach dem Kino nicht in der nächsten Kneipe abstürzen oder einfach traurig allein zuhause sitzen wollt, nehmt euch jemanden mit und passt gegenseitig aufeinander auf. Vielleicht hilft es auch, innerlich besser vorbereitet zu sein, als ich es bei meinem Besuch war. Ich wünsche euch jedenfalls viel Spaß bei „Back to Black“, Liebe und Stärke.

Wir durften mit Marisa Abela und Sam Taylor-Johnson über den Film sprechen und in diesem Interview erzählt uns Abela auch, wie sie sich von der schwierigen Rolle der Amy Winehouse gelöst hat.

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