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„Back to Black“ Interview: „Wir wollten einen Film erschaffen, der kein Urteil fällt“

„Back to Black“ Interview: „Wir wollten einen Film erschaffen, der kein Urteil fällt“
© IMAGO / Landmark Media

„Back to Black“ ist im Kino gestartet. Wir konnten mit der Regisseurin Sam Taylor-Johnson und der Hauptdarstellerin Marisa Abela über das musikalische Biopic sprechen.

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Einen Film über Amy Winehouse zu machen und Amy Winehouse zu spielen, ist eine extreme Herausforderung. Die Jazzsängerin hat sich mit ihrer besonderen Stimme und ihren ehrlichen Songs in die Herzen von Millionen Menschen gespielt und die Trauer über ihren viel zu frühen Tod 2011 sitzt immer noch tief bei den Fans und natürlich auch in ihrem persönlichen Umfeld. Es wundert daher nicht, dass dem Projekt von Anfang an hohe Aufmerksamkeit zukam und viele Fans Sorge haben, dass der Film „Back to Black“ nur darauf abzielt, die einzigartige Künstlerin ein weiteres Mal kommerziell auszubeuten. Schon als ein erstes Bild vom Set geleakt wurde, entbrannte ein Sturm der Entrüstung, der sich mit der Veröffentlichung der Trailer fortsetzte. Falls ihr selbst noch nicht hineingeschaut habt, könnt ihr die Gelegenheit jetzt wahrnehmen:

Falls ihr den Trailer schon geschaut habt und mit der Darbietung und der Erscheinung der Hauptdarstellerin Marisa Abela nicht einverstanden seid, können wir nur eindringlich dazu raten, euch dennoch den ganzen Film anzuschauen und dann erst euer Urteil zu fällen, denn „Back to Black“ ist sehr viel besser geworden als es der Trailer vielleicht manchen vermuten lässt. Im Interview erklärten Marisa Abela und Sam Taylor-Johnson, dass sie die Kommentare in den Sozialen Medien versuchen zu vermeiden und darauf vertrauen, dass sich die Kontroverse gibt, wenn die Menschen den Film gesehen haben und Gelegenheit hatten, die ganze Geschichte, die sie über Amy Winehouse erzählen wollten, zu beurteilen.

Interview mit Marisa Abela und Sam Taylor-Johnson: „Die Tragödie stellte ihr kreatives Genie in den Schatten“

Im Gespräch zog Sam Taylor-Johnson eine interessante Parallele zwischen der Vorverurteilung des Films in Teilen der Öffentlichkeit und der Beurteilung von Amy Winehouse zu Lebzeiten:

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„Es ist interessant, wenn man sich Amys Leben anschaut. Alle haben sich ein Urteil gebildet aufgrund der Bilder und vergaßen dabei auf eine Weise das kreative Genie, weil die Tragödie dies überschattete. Und ich denke, mit unserem Film ist es ähnlich. Die Menschen sehen ein Bild und treffen daraufhin ihre Urteile. Aber der wichtige Teil für uns beim Erzählen der Geschichte war, ihre [Amys] Perspektive einzunehmen und mit ihr zu sein, ihrer Musik zuzuhören und dabei kein Urteil zu fällen. Ich denke also, solange die Menschen den Film nicht gesehen haben, gibt es keine Stimme, die es wert wäre, gehört zu werden.“

Wir können diesem Statement nur beipflichten. Denn natürlich könnt ihr den Film schlecht finden und auch gerne in den Sozialen Medien zerreißen, wenn euch danach ist, aber dies nur aufgrund des Trailers zu tun, wird der Arbeit und den Intentionen, die in dieses Projekt geflossen sind, nicht gerecht.

Wie kommt man aus der Rolle wieder heraus?

Auch die vielfach im Vorfeld kritisierte Hauptdarstellerin Marisa Abela hat ihre Aufgabe sehr ernst genommen und keine Mühe gescheut, ihrer Rolle als Amy Winehouse gerecht zu werden. Sie nahm monatelang täglich Gesangsunterricht, lernte das Gitarrespielen und musste sich für die Rolle auch mit der Begleitung von Ernährungsexpert*innen herunterhungern. Sich in einen Charakter einzufinden, der einerseits so talentiert, genial und kraftvoll ist, aber gleichermaßen auch fragil, instabil und depressiv ist sicherlich nicht einfach, uns interessierte daher sehr, wie sie aus dieser Rolle wieder herauskam und welche Maßnahmen sie ergriff, um ihre eigene Psyche zu schützen:

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„Für mich war das ein Prozess, den ich jede Nacht durchlaufen habe, denn ich bin keine Method-Acting-Schauspielerin, das war nie die Art, wie ich gearbeitet habe. Also wollte ich nicht diese komplizierten Gefühle mit meinen eigenen Gefühlen mischen. Ich war sehr vorsichtig und hatte begriffen, dass ich durch eine tiefe psychologische Phase gehen werde, die Einfluss auf meine Arbeit hat, aber ich wollte nicht, dass es Auswirkungen auf mich als Person in meinem realen Leben hat. Es war also wirklich ein Prozess jeden Abend aus dem Charakter herauszukommen und ich tat das auf mehrere verschiedene Arten. Aber was am Ende passierte, war für mich eher so, dass nicht mehr viel von mir übrig blieb, sodass man zu einer Art leerer Leinwand wird, auf der etwas anderes platziert werden kann. Und dann jede Nacht wäscht man das ab, geht schlafen und am Morgen malt man es wieder auf. Aber dann, als der Film fertig war, bleibt man zurück mit dieser leeren Leinwand. Es ging also mehr darum, mich selbst wiederzufinden, als notwendigerweise mich selbst von Amy zu reinigen. Definitiv sind da aber Sachen zurückgeblieben, Lehren, die ich daraus ziehen konnte, eine Frau wie sie zu spielen. Perspektiven des Lebens, die jetzt anders sind. Aber die hauptsächliche Herausforderung bezüglich des Herauskommens aus der Rolle war, wieder zu mir zurückzufinden.“

Diese Aussage provoziert natürlich die Nachfrage, welche Perspektiven auf das Leben sich bei Marisa Abela durch die Rolle verändert haben:

„Das Gefühl, dass Authentizität okay ist und dass das Ziel nicht ist, konsumiert und genossen zu werden, sondern Dinge mit Integrität nach außen zu tragen und was dann auch immer passiert, passiert.“

„Back to Black“ erzählt eine Liebesgeschichte und Marisa Abela spielt an der Seite von Jack O’Connell, der die Rolle von Amys geschiedenem Ehemann Blake Fielder-Civil übernimmt. Uns interessierte, ob bei dem Paar die Chemie stimmte oder ob es Schwierigkeiten gab, die überwunden werden mussten. War es einfach, diese große Liebe nachzustellen?

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„Ja, auf eine Art war es das. Das Interessante an unserer Dynamik als Schauspielende ist, dass Jack viel erfahrener ist als ich. Ich bin relativ neu in der Filmindustrie verglichen mit Jack. Und ich denke, diese Art der Dynamik… das Interessante daran war, dass es Amys Geschichte ist, also ich bilde eigentlich den Korpus dieses Films und Jack hat mich dabei unterstützt. Aber ich hatte hohen Respekt und Bewunderung für ihn als Schauspieler. Wir konnten also dazu kommen, das zu haben, was Amy und Blake hatten. Blake war der unterstützende Charakter in Amys Leben und ich glaube, damit hatten sie in ihrer Beziehung zu kämpfen. Sie hat immer versucht, ihm das Gefühl zu geben, die wichtigste Person im Raum zu sein, trotz des Fakts, dass sie die Ikone war, Amy Winehouse. Also die Beziehung, die Jack und ich hatten als Schauspielende, war dem zuträglich und hat wirklich geholfen.“

Ein Film, der sich auf die Liebe und die Musik konzentriert

Ein Spielfilm kann unmöglich die Karriere und das Leben von Amy Winehouse vollständig zeigen, natürlich muss es eine Auswahl geben. Wir wollten von Sam Taylor-Johnson wissen, wie der Entscheidungsprozess aussah, welche Ereignisse in dem Drehbuch von Matt Greenhalgh einen Platz fanden und welche nicht:

„Es war ein sehr klarer Prozess, ziemlich schnell auf eine Art. Denn wir haben diskutiert, welche Musik in den Film soll und mit welchem Gefühl das Publikum aus dem Film kommen soll. Und dabei kam heraus, dass, was wir wirklich wollen, ist, dass die Menschen sie hochhalten und feiern. Und die Geschichte, die wir erzählen wollten, war über die Erschaffung ihrer Musik. Wir alle sind mit ihr verbunden durch ihre Stimme. Und wir wollten ihr Leben aus ihrer Perspektive zeigen und nicht das, wie wir sie alle durch die Medien und Dokumentationen wahrgenommen haben, sondern durch ihre Musik. Und das diktierte sozusagen das weitere Vorgehen und machte unseren Weg sehr klar, denn es ist fast wie ein Musical, nicht ein traditionelles Musical, aber das Narrativ des Films wird erzählt durch jeden Song. Sie erzählte alles so ungefiltert in ihren Liedern, was sie emotional in dieser Zeit bewegte. Das gab uns einen sehr klaren Weg vor. Und alles, was zu ausufernd oder unnötig erschien, fiel dadurch einfach weg.“

Wir sind gespannt, wie es euch geht, wenn ihr aus dem Film kommt, aber vermutlich habt ihr richtig Lust, mal wieder Amy Winehouse zu hören und das wäre auch die Reaktion, die sich Sam Taylor-Johnson auf ihr Werk wünscht:

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„Ihr Untergang war so faszinierend für alle und alle haben davon gezehrt. Für mich fühlt es sich an, als hätten die Medien und die Dokumentationen ihr Leben komplett auseinandergepflückt und kamen dann an den Punkt, ah, jetzt ist sie tot, dann lasst uns schauen, wen wir dafür verantwortlich machen können. Weil wir so etwas Besonderes verloren haben. Wenn wir jemanden verlieren wie Amy Winehouse, so jemanden so geliebtes, dann brauchen wir einen Ort für unsere Emotionen. Und ich dachte, lass uns niemanden dämonisieren oder beschuldigen, lasst uns einfach darauf schauen, was wir feiern wollen. Und lasst uns auf sie schauen als ganzen Menschen und wen sie warum liebte. Und das Album „Back to Black“ entstand aus einer so kraftvollen Liebe. Und unsere Einschätzung über ihren Vater, ihre Familie, ihren Ex-Mann und ob sie sich hätten anders verhalten sollen, ist irrelevant, weil wir in ihrer Perspektive der Liebe bleiben. Und mit diesem Film gehen wir zurück zu ihrer Musik und zu dem, was sie emotional bewegt hat. Und diese Reise ist viel wichtiger, es geht mehr um Vergebung und Verständnis und um ein größeres Bild, von dem ich glaube, das wir es alle brauchen.“

„Back to Black“ startet am 11. April 2024 in den deutschen Kinos und im Zuge dessen erscheint auch der Soundtrack des Films, der neben Originalsongs von Amy Winehouse auch die Musik mitbringt, die die Sängerin beeinflusst hat und ebenfalls im Film zu hören ist, wie auch der „Song for Amy“, den Nick Cave und Warren Ellis neben dem Score zu dem Film beigetragen haben.

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