Exit Through the Gift Shop: Banksy ist ein Phantom. Obwohl, (-oder gerade weil-), seine Kunst Fassaden und Mauern auf der ganzen Welt ziert, weiß niemand, wer hinter dem gefeierten Street Art Künstler eigentlich steckt.
Bis sich ein verrückter Franzose und selbsternannter Dokumentarfilmer namens Thierry Guetta zum Ziel gesetzt hat, Banksy aufzuspüren. Was ihm durch gute Kontakte und ein bisschen Zufall sogar gelingt. Aber dann kommt alles anders...
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Handlung und Hintergrund
Banksy ist der aktuell bedeutsamste Graffitikünstler der Welt. Der Mann aus Bristol, der seine wahre Identität geheim hält, nutzt seine eindringlichen Spraybilder als politisches Statement - Kommunikationsguerilla. Der französische Ladenbesitzer Thierry Guetta macht sich auf, Banksy mit seiner Videokamera auf die Spur zu kommen. Doch Banksy dreht den Spieß um und filmt den Mann, der ihn filmen wollte.
Der Franzose Thierry Guetta betreibt einen Second-Hand-Laden. Seine ganze Freizeit verbringt er damit, den bedeutsamsten Streetart-Künstlern bei der Arbeit zuzusehen und sie auf seiner Videokamera aufzuzeichnen. Sein Ziel: ein Film über die Streetart-Szene. Schließlich nimmt er Kontakt mit dem geheimnisvollen Banksy auf, der schnell feststellt, dass Thierry das Zeug zum Filmemacher fehlt. Banksy selbst will den Film nun schneiden - und schlägt Thierry vor, es in der Zwischenzeit selbst als Künstler - Mr. Brainwash - zu versuchen.
Besetzung und Crew
Regisseur
Banksy
Produzent
Holly Cushing,
Zam Baring,
James Gay-Rees,
Jaimie DCruz
Darsteller
Banksy
Musik
Geoff Barrow
Kamera
Jaimie DCruz,
Thierry Guetta,
Eric Coleman,
Jerry Henry,
Karolyn Holbon,
Melody Howse,
Romain Lefebure,
Todd Mazer,
Andy Phipps
Schnitt
Chris King,
Tom Fulford
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Thierry Guetta kommt durch seinen Cousin mit der Street Art Szene in Kontakt und filmt die spannende Arbeit von zahlreichen Künstlern. Dabei ist Thierry nicht unbedingt ein Filmemacher, sondern nur ein Mann mit Kamera, der wahllos alles filmt, was ihm vor die Linse kommt. Dementsprechend sieht das Material auch aus: Oft unscharf und immer wackelig wird das Leben der Menschen gezeigt, die Thierry begleitet hat. Gleichermaßen gelingt es Thierry aber auch durch sein umfangreiches Filmen, viele groteske Momente aus dem Leben der Künstler und auch die Reaktionen auf ihre Werke mit der Kamera einzufangen.
Für die Graffitikünstler wird Thierry gleichermaßen zum Freund und auch zum Beschützer, wenn er für diese beim Sprayen Schmiere steht. Dennoch halten sie ihn auch für verrückt: Gemeinsam mit ihnen klettert er auf Dächer und begibt sich auch selbst in Gefahr. Über die Jahre filmt er immer mehr Material und sein angebliches Ziel einer Dokumentation scheint immer weniger glaubwürdig.
Anfangs steht in Exit Through the Gift Shop immer noch das Werk der Street Artists und auch die Suche nach Banksy im Vordergrund. Fast schon wie Gevatter Tod persönlich präsentiert sich Banksy, als er im Sessel sitzt und ein Interview gibt: Nur die Umrisse einer Kapuze sind zu erkennen, an der Stelle seines Gesichtes ist nur ein schwarzes Loch. Kaum merklich geht es dem Film immer mehr um Thierry selbst, so dass alle anderen Beteiligten nach und nach in den Hintergrund rücken.
Seinen letzten großen Moment hat Banksy mit einer Ausstellung, in der er einen pink bemalten Elefanten auftreten lässt. Thierry beginnt da schon eigene Kunstwerke anzufertigen und sich weniger auf das Filmen zu konzentrieren. Banksy kritisiert mit seinen Werken oft die Gesellschaft. Indem er Werbeplakate verändert, die Figur eines Guantanamo-Häftlings in Disneyland drapiert oder gar die israelische Mauer in der Westbank bemalt, wird er zum politischen Künstler. Durch das Aufsehen, das er erregt, werden seine Werke zu gefragten Ausstellungsstücken und Kaufobjekten. Banksy möchte aber zeigen, dass es in seiner Kunst nicht um Konsum und das große Geschäft geht, besonders deshalb sei er an einem Film über sich und seine Kollegen interessiert.
Thierry, der sich inzwischen Mr. Brainwash nennt, beginnt Andy Warhol zu kopieren und stellt eigenes Personal an, um für ihn mit Photoshop und in Massenproduktion zahllose Kunstwerke anzufertigen. Mit seiner ersten Ausstellung gelingt ihm ein Riesenerfolg, der Banksy und alle anderen sprachlos lässt. Mr. Brainwash hat seine gesamten Ersparnisse in eine Ausstellung investiert und ist in kürzester Zeit zu einem gefragten Künstler geworden, der in einer Woche eine Million Dollar umsetzt. Spätestens hier wird deutlich, dass der Film mit unserer Realitätswahrnehmung spielt. Sind Banksy und sein alter Ego Thierry Guetta gar dieselbe Person? Oder handelt es sich bei ihm um den nie gezeigten Space Invader? Mr. Brainwashs Erfolg ist kein erfundener Gag, sondern macht nachdenklich und offenbart in Banksys Film eine kompromisslos ehrliche, kulturpessimistische Vision.
Das erinnert an den Titel des Films Exit Through the Gift Shop, der auf die Praxis von Museen und Ausstellungen verweist, seine Gäste nur über einen Gang durch den Souvenirladen ins Freie zu lassen. Exit Through the Gift Shop, stellt nicht nur die Frage, was Kunst ist, sondern was einen erfolgreichen Künstler ausmacht, was Kunst darf und wie dünn die Linie zwischen Kunst und Kommerz, Illegalität und Anerkennung und auch zwischen Selbstdarstellung und Können ist. Thierry hat sich nicht an die Regeln gehalten, stellt Banksy über den schnellen Aufstieg von Mr. Brainwash fest .... andererseits gebe es in seiner Szene ja auch keine Regeln. Wir bleiben ratlos über ein Phänomen zurück.
Fazit: Spannender und multiperspektivischer filmischer Essay über Kunst und Medien. Ebenso ein gelungener PR-Coup.