Mit einer selbstgenutzten Rarität aus den 30ern versuchte sich ein Rentner in der Trödelshow. Nach einem Dämpfer in der Expertise erlebte er in Händlerraum letztlich sein blaues Wunder.
„So einen Koffer gibt es heute nicht mehr.“ Ernst Nordmann machte bei seinem Besuch bei „Bares für Rares“ direkt deutlich, das er hier eine wahre Rarität im Gepäck hat. Der 95-Jährige ehemalige Zahnarzt aus Köln brachte in die Trödelshow einen wahrlich imposanten Reisekoffer mit. Was diesen neben der Größe besonders macht: Ernsts Familie verreiste damit tatsächlich. 1936 hatten ihn seine Eltern gekauft, als Ernst neun Jahre alt war. Einen Zeitzeugen für ein derart altes Stück erlebt man bei „Bares für Rares“ wahrlich nicht alle Tage oder wie es Horst Lichter es ausdrückt, als er von Ernsts Alter erfährt: „Respekt.“
„Für mich ist es mal echt schön, ein Objekt zu haben, wo ich einen Zeitzeugen dabeihabe. Das haben wir ganz selten. Normalerweise kann ich bei den Koffern nur vermuten“, zeigte sich auch Experte Detlev Kümmel sichtlich begeistert über den Besuch von Ernst Nordmann und konnte die übliche Altersbestimmung dadurch elegant überspringen: „1936 gekauft. So, dann haben wir das also schon mal geklärt.“ Kümmel durfte dann aber immerhin sagen, wer den Koffer hergestellt hat, auch wenn der Verkäufer das ebenfalls hätte beisteuern können: Es handelt sich um einen Mädler-Koffer, was durch das Wappen von Moritz Mädler, einer 1850 in Leipzig gegründete Koffer- und Taschenfabrik, erkennbar wurde.
Durch seine Größe ist der Reisekoffer in Zeiten des Flugzeugs nicht mehr praktikabel, Kümmel hob jedoch hervor, dass man eben quasi einen ganzen Kleiderschrank durch etliche große und kleine Fächer sowie Vorrichtungen für Kleiderhaken damit transportieren könne. Besonderes Highlight von Ernsts Koffer: „Der Stoff riecht nicht. Was wir ja sehr häufig haben, man macht den Schrankkoffer auf und dann denkt man: ‚Oje…‘“
Anschließend wies der Experte allerdings auch auf etliche Abnutzungserscheinung hin, tatsächlich wurde er sogar mal mit schwarzem Lack komplett von außen übermalt. Das ist allerdings nicht unbedingt ein Manko: „Man sieht diesem Koffer an – und das finde ich bei diesem Koffer sogar sehr charmant –, er hat gelebt.“ Ernst Nordmann durfte sich in seinem Ausflug zu „Bares für Rares“ also durchaus bestätigt fühlen und rief einen Wunschpreis von 600 bis 800 Euro aus. Da ging Detlev Kümmel trotz aller Sympathien aber nicht mit, seine Schätzung belief sich eben aufgrund des Zustands auf 400 bis 500 Euro. „Mit zwei Tränenlöchern“ erklärte sich der 95-Jährige bereit, notfalls auch für 500 Euro zu verkaufen, jedoch wolle er trotzdem mal sehen, was die Händler*innen zu seinem Reisekoffer zu sagen haben. Auch andere Raritäten überzeugte bei „Bares für Rares“ dank einiger Jahre auf dem Buckel, wie euch dieses Video beweist:
Expertise wird durch Wettbieten schnell übertrumpft
Im Händlerraum gab sich Ernst Nordmann dann als „Bares für Rares“-Fan zu erkennen: „Der Waldi fehlt mit den 80 Euro“, sagte er im Bezug auf den nicht anwesenden Walter Lehnertz. „Da kommen wir drüber“, beruhigte ihn Susanne Steiger jedoch direkt. Spätestens als Ernst dann noch sein Alter enthüllte, hatte er auch die Sympathien im Händlerraum auf seiner Seite: „Mein lieber Scholli. Aber Respekt“, meinte Julian Schmitz-Avila anerkennend und Kollege Jan Cizek stimmte ein: „Absolut Respekt. Absolut.“
Cizek eröffnete nach den üblichen Formalitäten die Runde mit 100 Euro und versaute damit direkt mal Steve Mandel die Tour: „Ah, Moment. Ich wollte mit 80 Euro anfangen.“ Die Hommage für Waldi musste für Ernst Nordmann aber natürlich eingebaut werden, weswegen Mandel dann eben doch 80 Euro bot und Cizek mit 100 Euro weitermachte. Dabei bleib es nicht lange, besonders Jan Cizek und Markus Wildhagen überboten sich im Sekundentakt. Wildhagen ging schon nach kurzer Zeit hoch auf 500 Euro, womit die Expertise bereits erreicht war, doch er und sein Händlerkollege waren noch lange nicht fertig.
„Ich bete schon“, meinte Nordmann bei 550 Euro und das zeigte anscheinend Wirkung. Weiter kletterte im Duell Wildhagen vs. Cizek fleißig die gebotene Summe. „Ah, das ist schon viel ja“, meinte Cizek… als man bei 950 Euro angekommen war. „So, wer jetzt von euch beiden 1000 sagt, der hat ihn“, prophezeite Schmitz-Avila – und sollte damit komplett richtig liegen: Nach einem erneuten Hin und Her warf Markus Wildhagen satte 1.000 Euro in den Raum, die für Jan Cizek zu viel waren. „Sag ich doch“, bestätigte sich Schmitz-Avila anschließend selbst. „Ich wünsche Ihnen alles Gute. Noch viele gesunde Jahre“, sagte Wildhagen zu Ernst Nordmann, als er ihm das Geld überreichte, und der erwiderte in seiner durchgängig sympathischen Art: „Aber an Sie auch das Gleiche.“ Herr Nordmann war es also gelungen, das Doppelte der Expertenschätzung abzusahnen. Und was hatte er mit den 1.000 Euro vor? „Die werde ich schon in der Familie unterbringen. Ich habe ja genug Kinder und Enkelkinder.“
Die Trödel-Show „Bares für Rares“ läuft von Montag bis Freitag um 15:05 Uhr im ZDF, Wiederholungen sind bei ZDF Neo um 10:40 Uhr und um 19:20 Uhr zu sehen. Das Konzept der Sendung hat sich in all den Jahren nicht geändert: Menschen wie Ernst Nordmann lassen ihre Ware von Sachverständigen bewerten und feilschen dann im Händlerraum um den Verkaufspreis.
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