Barfuß bis zum Hals: Der 17-jährige Jakob findet seine Eltern peinlich, denn die leiten ein Nudistendorf. Für Sabine und Helmut ist Nacktsein das Natürlichste der Welt. Gemeinsam mit Tochter Rosa leben sie im tiefsten Brandenburg, auf dem Gelände des "Sportvereins zur Freiheit". Dieses von allen Kleidern befreite Leben wird von einem Tag auf den anderen bedroht: Der Textilunternehmer Dieter Lohe hat das Grundstück gekauft.
Handlung und Hintergrund
Entsetzen im brandenburgischen „Sportverein zur Freiheit“, der seinem Namen alle Ehre macht und die FKK rege auslebt: Nun hat ausgerechnet der zugeknöpfte Münchner Textilfabrikant Lohe (Christoph M. Ohrt) das Gelände gekauft und quartiert sich mit seinem verzogenen Töchterchen Nathalie (Diane Siemons-Willems) im Vereinsheim ein. Um den Pachtvertrag nicht zu verlieren, ordnet der Vorsitzende Helmut (Martin Brambach) die totale Vermummung an.
Herzerfrischend komische Konfrontation von Besser-Wessis mit Jammer-Ossi-Nudisten, wobei Hansjörg Thurn geschickt mit Stereotypen spielt und die Gegensätze des freizügigen Ostens und des verklemmten Westens auf den Punkt bringt. Ein souveränes Ensemble sorgt für viel Menschliches.
Der in Brandenburg gelegene Sportsverein zur Freiheit macht seinem Namen alle Ehre. Denn hier wird die FKK noch freizügig ausgelebt. Sei es beim Einkaufen, Joggen, Essen, Trinken oder Tanzen. Das Idyll ist erst bedroht, als ein katholischer Textilfabrikant aus Westdeutschland samt gelangweilter Tochter vorbeischaut und sich im Vereinsheim einquartiert. Fortan müssen gegenseitige Klischees ausgelebt und danach über Haufen geworfen werden. Zumal sich zwischen der Tochter des Wessis und dem Sohn des Vereinsvorsitzenden eine Liebesgeschichte anbahnt.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
Darsteller
- Christoph M. Ohrt,
- Martin Brambach,
- Stefanie Höner,
- Constantin von Jascheroff,
- Diane Willems,
- Sarah Kim Gries,
- Gotthard Lange,
- Heiko Pinkowski,
- Rüdiger Kühmstedt,
- Zsolt Bács,
- Matthias Beier,
- Ben Unterkofler,
- Joseph Bundschuh,
- Christina Athenstädt,
- Jockel Tschiersch,
- Volker Szezinski
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Barfuss bis zum Hals ist eine originelle deutsch-deutsche Komödie über typische Mentalitätsunterschiede, die sich bis heute halten konnten. Hier wird die nackte Wahrheit enthüllt, nämlich darüber, was passiert, wenn der katholische Besserwessi mit der Kohle und der Macht, Kündigungen auszusprechen, auf Ossis trifft, die sich aus der DDR noch die Leidenschaft für FKK bewahrt haben. Regisseur Hansjörg Thurn lässt es zum Schlagabtausch im Camp kommen, wo der Textilfabrikant Dieter Lohe aus München ganz tief in ostalgische Abgründe blickt.
Wenn nackte Männer am Campingtisch sitzen und biedere Gespräche führen, sorgt das an sich schon für Heiterkeit. Es ist einfach komisch, dem Treiben im angeblich ältesten FKK-Verein Deutschlands zuzuschauen, in dem es auch nicht weniger spießig zugeht als in anderen Vereinen. Schon die Einführung spielt gekonnt mit verkehrten Rollen: Hier zieht sich der Junge aus Protest an und der nackte Vater tadelt ihn mit den Worten: Ich erwarte, dass du vernünftig aussiehst.
Den Jungen interessiert es eben wenig, dass sein Vater mit dem Nacktsein in der DDR eine Art von Freiheit ausleben konnte und sich jetzt auch in der Bundesrepublik nicht mehr anziehen will. Dabei sieht Helmut nicht, welchen Zwang er auf seinen Sohn ausübt, der nicht einmal beim morgendlichen Zähneputzen vom Anblick nackter Familienmitglieder verschont bleibt. Frisch und frech setzt sich das Spiel mit den Gegensätzen fort, indem die freien Ossis mit dem zugeknöpften Kapitalisten aus München konfrontiert werden. Dieter Lohe, der als Vater der jugendlichen Nathalie ebenfalls eine schwierige Phase durchmacht, hat seine Badehose nicht dabei aber nur, weil er sie vergessen hat.
Es kommt zum fröhlichen Culture-Clash der Männer bei Bier und Klaren, wo streckenweise verbal die Fetzen fliegen, auch wenn die FKK-ler noch zur Tarnung die Klamotten anbehalten. Weniger witzig, aber auch nur mäßig interessant sind die Eltern-Kind-Beziehungskrisen mit Jakob und Nathalie, sowie die zarte Romanze zwischen den jungen Leuten.
Von allen Schauspielern ist Martin Brambach als Helmut der auffälligste, und zwar nicht nur wegen seines Adamskostüms. Er beherrscht es auf eine unglaublich komische Weise, auch ohne Anzug und Krawatte, ja noch nicht einmal in kurzer Hose, bieder und staubtrocken aufzutreten. Mit seiner sprachlichen Ausdruckskraft kann er auch dem von Christoph M. Ohrt dargestellten Wessi-Unternehmer Paroli bieten. Diese sehenswerte schauspielerische Leistung tröstet auch über misslungene Slapsticks wie dem versehentlich erlegten Wildschwein und einigen Längen in der Geschichte hinweg.
Fazit: Eleganter Wessi bekommt es mit FKK-Ossis zu tun: Originelle Komödie mit dem hervorragenden Hauptdarsteller Martin Brambach.
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