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Berlin Excelsior: Erik Lemke und André Krummel tauchen in ihrer Dokumentation in den Mikrokosmos des Excelsior-Hauses in Berlin-Kreuzberg ein und porträtieren dessen Einwohner.

Handlung und Hintergrund

Aus heutiger Sicht ist es bloß einer von vielen Betonklötzen, die sich in Berlin-Kreuzberg in den Stadthimmel stapeln: das Excelsior-Haus, das über 500 Wohnungen auf 18 Stockwerken verfügt. Zu seiner Eröffnung im Jahr 1968 war das Wohn- und Geschäftshaus eines der größten der Stadt, mit einem Luxusrestaurant und Panorama-Aufzug. Von den Träumen von damals ist nicht viel übrig geblieben. Und von Träumen handelt auch die Dokumentation von Erik Lemke und André Krummel.

Ganz ohne Off-Kommentare taucht der Film in den Mikrokosmos Excelsior-Haus ein. Vor der Kamera erzählen die Bewohner von ihren Wünschen und Träumen. Da ist etwa der ehemalige Escort-Boy Michael, der sich nun versucht, mit einem eigenen YouTube-Kanal durchzustarten. Da ist die Barkeeperin Claudia, die von einer Karriere als Model träumt, und Norman, der sich mit einem Lifecoaching selbstständig machen will, selbst aber vor allem Schulden anhäuft.

„Berlin Excelsior“ — Hintergründe

Gemeinsam mit dem Kameramann und Drehbuchautor André Krummel porträtiert der Regisseur Erik Lemke unterschiedliche Bewohner des Excelsior-Hauses in Berlin-Kreuzberg. Lemke selbst wohnt in dem 18-stöckigen Wohnhaus. Sein Film dokumentiert nicht nur ein aus der Zeit gefallenes Gebäude, sondern auch die zeitlose Suche nach einem besseren Leben.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • André Krummel,
  • Erik Lemke
Produzent
  • Peter Rommel
Drehbuch
  • André Krummel,
  • Erik Lemke
Kamera
  • André Krummel
Schnitt
  • Erik Lemke

Kritikerrezensionen

    1. Der Dokumentarfilm BERLIN EXCELSIOR erzählt von einem Mietshaus in Berlin Kreuzberg und seinen vielen Bewohnern, die miteinander die Hoffnung auf ein besseres Leben teilen.

      In der Stresemannstraße in Berlin-Kreuzberg wurde zwischen 1966 und 1968 ein Mietshaus erbaut. 17 Stockwerke ist es hoch, über 500 Wohneinheiten finden darin Platz. Bis heute nennt es sich „Excelsior-Haus“, geplant war es als exklusives Wohn- und Geschäftsgebäude. Doch diese Träume sind geplatzt, das Haus wirkt heruntergekommen. Ganz oben aber befindet sich eine Luxusbar, mit Blick über Berlin. In seinem Dokumentarfilm BERLIN EXCELSIOR porträtieren Erik Lemke und sein Kameramann André Krummel die Bewohner des Hauses. Allesamt einzigartige Menschen. Menschen wie Claudia, die in der Bar arbeitet und von einer Karriere als Model träumt - auch wenn es dafür schon ein wenig zu spät sein könnte. Oder Michael, der sich früher als Escortboy verdingt hat und nur noch für den Moment und das Vergnügen lebt. Zumindest bis nächstes Jahr, wenn er 50 wird und dann erst mal entscheiden will, wie und ob es weitergeht. Oder Norman, der mit seinem Startup als Lebenscoach so richtig durchstarten will - und immer größere Schulden bei Freunden und Verwandten anhäuft. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie haben Träume. Träume, etwas Besseres zu werden als das, was sie jetzt sind. Oder das Haus, in dem sie leben. Die Schnelllebigkeit und Anonymität unserer Gesellschaft, das Geltungsbedürfnis und Streben nach etwas Besserem, die ständige Selbstinszenierung in einer Welt der sozialen Netzwerke: Lemke und Krummel bringen all diese Themen und Aspekte auf den Punkt, indem sie die Bewohner des Excelsior-Hauses als Mikrokosmos eben jener Gesellschaft zeigen. Sie selbst kommentieren nicht und halten sich zurück. Doch die entlarvenden Gespräche und Begegnungen der Bewohner und die Kamera, die sich scheinbar unsichtbar in den Wohnungen aufhält, zeigen so viel mehr von ihrem inneren Antrieb, als es in jedem Interview möglich wäre. Das Haus selbst wird von Lemke und Krummel in faszinierenden Bildern eingefangen. Die mächtige Höhe des Baus, die leerstehenden Geschäfte, der auf Hochglanz polierte Aufzug an der bröckelnden Fassade oder die Choreographie des Öffnens der Fenster - das Excelsior-Haus ist mehr als nur Handlungsort, es ist Protagonist. Ein stimmungsvoller Soundtrack und eine exzellente Montage schaffen zusätzliche Atmosphäre. Lemke und Krummel gelingt mit BERLIN EXCELSIOR eine authentische Milieu- und Gesellschaftsstudie, die den Zuschauer für die Dauer des Films einlädt, ebenfalls ein Bewohner des Hauses zu sein.

      Jurybegründung:

      Im Stile des Direct Cinema nähern sich Erik Lemke und sein Kameramann, André Krummel, in ihrer Langzeitbeobachtung den Bewohnern des geschichtsträchtigen Wohnkomplexes Excelsior-Haus und dessen sozialer Struktur. Bei komplettem Verzicht auf Interviews sowie jeglicher Interaktion von Protagonisten mit der Kamera, ziehen sich Lemke und Krummel ganz auf ihren Beobachterposten zurück und lassen ihre Protagonisten machen. Und so entfaltet sich eine fein gezeichnete Miniatur der Berliner Gesellschaft, ein spannendes Kaleidoskop von Menschen, die alle auf ihre Art für die Umsetzung ihrer individuellen Träume und Sehnsüchte kämpfen. Faszinierend wird der Film u.a. an den Momenten, in denen sich als Gemeinsamkeit der Träume und Sehnsüchte das Ziel herauskristallisiert, von anderen wahrgenommen zu werden, etwas zu bedeuten, im Gegenüber reflektiert zu werden. Sei es als Model, als Escort-Boy, als Heilerin, als Coach, als Fotograf: Die Protagonisten suchen nach Wegen, Aufmerksamkeit, auch Anerkennung im Gegenüber zu erwecken. Und so bringt der Filmemacher Erik Lemke seine Protagonisten denn auch konsequent zusammen und lässt sie mit anderen interagieren. Szenen, in denen jeder auf irgendeine Art den anderen zu therapieren sucht, etwa in der Konfrontation eines ADHS-Patienten mit einer Kartenlege-Autodidaktin, glänzen vor absurder Schönheit und entwickeln eine Dynamik, die einem Drehbuchautor vermutlich niemand durchgehen lassen würde. Der Blick auf diese Vielfalt an individuellen Lebensentwürfen verliert dabei niemals ein rührendes Maß an Zuneigung, das jedem Zuschauer seinen persönlichen Zugang ermöglicht.
      Der starken Filmmontage ist es zu verdanken, dass aus einem solchen Reigen spannende dramaturgische Erzählbögen entstehen und sich Protagonisten formen, die komplex genug erscheinen, um nicht als dünne Scherenschnitte aus dem Film zu fallen. Zahlreiche mit Musik untermalte Montagesequenzen geben der dichten Erzählung zusätzlich Luft. BERLIN EXCELSIOR hat die Jury als lebhaftes und pointiertes Dokument deutschen Alltags nachhaltig beeindruckt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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