In seiner ersten Woche wurde der Horrorthriller „Bird Box – Schließe deine Augen“ sagenhafte 45 Millionen Mal bei Netflix abgerufen und ist damit alleiniger Rekordträger beim Streamingdienst-Giganten. Wir werfen einen näheren Blick auf den Film-Hit mit Sandra Bullock. Hier sind 10 Fakten, Easter Eggs und Anspielungen, die nicht jedem aufgefallen sein dürften. Achtung: Es folgen Spoiler zu „Bird Box – Schließe deine Augen“!
© Netflix
„Bird Box“ ist eine Romanverfilmung
Wer glaubt, dass sich Regisseurin Susanne Bier oder ihr Drehbuchautor Eric Heisserer die postapokalyptische Story ausgedacht haben, der irrt. „Bird Box“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des Musikers Josh Malerman aus dem Jahr 2014. Der Sänger der Rockband „The High Strung“ feierte damit sein Debüt als Schriftsteller. In Deutschland erschien das Buch mit dem Titel „Bird Box – Schließe deine Augen“ im Penhaligon Verlag.
Ende von „Bird Box“ weicht von dem der Romanvorlage ab
Natürlich kann ein Film niemals alle Aspekte eines Romans eins zu eins abbilden und so weicht auch „Bird Box“ von seiner Vorlage ab. Am deutlichsten ist an dieser Stelle das Ende zu erwähnen, welches in der Verfilmung positiver ausfällt als im Buch. In der Vorlage erreichen Malorie und die Kinder am Ende eine Blindenschule, in der auch sehende Menschen ohne Augenbinde leben und nicht wie der Rest der Welt von Visionen heimgesucht werden, die sie in den Selbstmord treiben. Im Roman ist dies nicht der Fall, hier verdecken sich die Einwohner weiterhin die Augen oder haben sich gar dazu entschieden, sich absichtlich das Augenlicht zu nehmen, um zu überleben. Dieses Ende war der Regisseurin Susanne Bier zu düster, sie wollte ihre Zuschauer nicht mit einer komplett hoffnungslosen Auflösung allein lassen, wie sie in einem Gespräch mit Polygon verriet.
John Malkovich hat immer recht
Er ist der ungeliebte Pessimist im ersten Refugium unmittelbar nach Ausbruch der Visionen, die fast jeden Menschen in den Suizid treiben. Douglas, gespielt von John Malkovich ist misstrauisch gegenüber Neuankömmlingen und zögert nicht, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Doch alle Warnungen und Vorahnungen des unbeliebten Charakters treffen schließlich ein und so stellt es sich am Ende als Fehler heraus, Fremden mit Nächstenliebe begegnet zu sein. Besonders Gary hätte niemals das Haus betreten dürfen. Ihre Entscheidung, nicht auf Douglas zu hören, bezahlen viele mit ihrem Leben…
Malories Bild
Ein kleines Easter Egg befindet sich gleich am Anfang der Geschichte: Als die Welt noch in Ordnung ist, arbeitet Malorie als Malerin. Auf dem Bild, welches sie beim Besuch ihrer Schwester malt, befindet sich unter anderem die Zeichnung eines Pärchens. Dabei handelt es sich um den in den USA bekannten Schauspieler und MTV-Star Nev Schulman („Catfish – Verliebte im Netz“) und seine Gattin Laura. Die beiden sind mit Malerin Lily Morris befreundet, die das Bild zum Film beisteuerte.
Melories Monster
Ein besonderer Clou von „Bird Box“ ist die Tatsache, dass die Visionen, welche die Menschen befallen, nie gezeigt werden und der Horror stets im Kopf des Zuschauers stattfindet. Zwischenzeitlich war aber durchaus geplant, eine Szene mit Melories persönlichem Dämon zu realisieren. Make-Up-Künstler Andy Bergholtz hat nun einen Entwurf ihres Monsters veröffentlicht. Da Melorie am Anfang des Films schwanger ist, sollte sie von einer Baby-Kreatur attackiert werden. Letztlich entschied sich Susanne Bier dagegen, die bereits gedrehten Szenen im Film zu lassen.
Ist „Bird Box“ eine Metapher für unseren Umgang Geisteskrankheit?
Die Kollegen von Screenrant haben diese Lesart für den Film in den Raum gestellt. Autorin Danyell Marshall jedenfalls glaubt, dass der Umgang unserer Gesellschaft mit Menschen, die unter psychischen Problemen leiden oder geisteskrank sind, in „Bird Box“ gespiegelt wird. So überleben nur die, die sich vor ihren größten Ängsten verstecken und sich vor ihnen blind machen. Alle, die sich dem Licht stellen, sterben. Das soll eine Metapher dafür sein, dass im echten Leben viele Menschen vor Geisteskrankheit die Augen verschließen und sich der komplexen Thematik verweigern.
Cthulhu in „Bird Box“
Bleiben wir beim Charakter von Gary: Der beginnt plötzlich, Bilder seiner Dämonen zu zeichnen, was der endgültige Beweis ist, dass er ebenfalls von Visionen übermannt wurde. Einer seiner Dämonen ist H. P. Lovecrafts Monsterfigur „Cthulhu“, die Horrorfans natürlich nicht unbekannt sein dürfte. 1928 wurde sie erstmalig in der Horror-Kurzgeschichte „The Call of Cthulhu“ zum Leben erweckt.
Oder geht es um die Angst werdender Eltern?
Eine andere Lesart, die Danyell Marshall zur Diskussion stellt, ist die Darstellung der Sorge werdender Eltern bezüglich ihrer Zukunft. Melorie ist erstmals schwanger und die Welt gerät aus den Fugen. Dies könnte ein Symbol für die kommenden Veränderungen sein, die einer schwangeren Frau in naher Zukunft bevorstehen und damit eine Visualisierung ihrer Ängste.
Figur Malorie muss weitaus jünger sein als Sandra Bullock
Ob man „Bird Box“ eine solch tiefe Bedeutung geben mag oder nicht, bleibt natürlich jedem Zuschauer selbst überlassen. Wenn wir aber schon beim Thema Kinderkriegen sind, dann bleibt anzumerken, dass Sandra Bullock in „Bird Box“ in die Rolle einer deutlich jüngeren Frau geschlüpft ist, als sie selbst. Melorie kann im zweiten Teil des Films höchstens Mitte Vierzig sein, sodass wir an dieser Stelle gut zehn Jahre abziehen müssen. Im echten Leben ist Sandra Bullock bereits 54 Jahre alt, was man ihr in keinster Weise ansieht.
Die „verlorenen“ Toten
Kommen wir zurück zu dem, was auf dem Bildschirm tatsächlich zu sehen ist. Kurz bevor Melorie das sichere Haus betritt, trifft sie auf ein Pärchen, das seine Kinder sucht und stirbt. Später bekommt der Zuschauer ihre Leichen noch einmal für einen ganz kurzen Augenblick zu sehen. Ihre toten Körper sind dann auch die, die Tom und Co. bei ihrer „blinden“ Autofahrt zum Supermarkt überfahren.