Warum ein Moment aus „Black Panther“ bis heute für Unverständnis und Spott sorgt, wurde jetzt enthüllt. Und der Grund ist wahrlich nicht schön.
Auch wenn die Werke des Marvel Cinematic Universe (MCU) gelegentlich für ihre Spezialeffekte gelobt werden – man denke nur an Thanos –, hagelt es auch immer wieder harsche Kritik. Wohl keine Szene wurde deswegen derart durch den Kakao gezogen wie der finale Kampf von T’Challah (Chadwick Boseman) und Killmonger (Michael B. Jordan) in „Black Panther“. Viele fühlten sich von den schlechtanimierten Kämpfern und ihren unwirklich wirkenden Bewegungen eher an Grafiken aus Zeiten der ersten Playstation-Konsole erinnert.
„Black Panther“ und fast alle anderen MCU-Titel könnt ihr bei Disney+ streamen
Warum diese Szene derart negativ heraussticht, wurde jetzt bekannt. Ein VFX-Artist, der/die anonym bleiben möchte, wandte sich via Vulture mit einem Protestschreiben an die Öffentlichkeit. Darin beschrieb die Person die schwierige Zusammenarbeit mit Marvel, deren Verantwortliche wahrlich nicht in einem guten Licht dargestellt werden. Einer der vergleichsweise harmlosen Kritikpunkte lautet, dass bei der Post-Produktion keine Kameraleute zugegen seien, weswegen die VFX-Artists oftmals die Einstellung selbst inszenieren müssen. Das sorge für viele Unstimmigkeiten und fehlerhafte Übergänge:
„Ein gutes Beispiel dafür, was in solchen Situationen passiert, ist die Kampfszene am Ende von ‚Black Panther‘. Die Physik stimmt überhaupt nicht. Plötzlich springen die Charaktere herum, machen all diese verrückten Bewegungen wie Actionfiguren im Weltall. Plötzlich vollführt die Kamera diese Bewegungen, die sie den ganzen Rest des Films über nicht gemacht hat. Es sieht alles ein wenig aus, als stamme es aus einem Cartoon. Es hat die visuelle Sprache des Films zerstört.“
Wie viel Arbeit in eine MCU-Szene fließt, verdeutlicht euch das folgende Video:
Panikattacken und sechs Monate lang Überstunden
Neben einem suboptimalen qualitativen Endergebnis kritisiert die Person aber vor allem die Arbeitsverhältnisse, zu denen sie und andere durch die Aufträge von Marvel gezwungen werden. Marvel sei eine solche Hausnummer, dass Firmen sich praktisch verbiegen, Aufträge für deren Filme und Serien zu erhalten, damit dies hoffentlich zu weiteren Aufträgen führt. Wer nicht spurt, lande auch schon mal auf der schwarzen Liste und werde künftig nicht neue Aufträge erhalten. Die Spezialeffekt-Firmen unterbieten sich deswegen konstant, was Marvel eine Menge Geld spare, zugleich aber zu irrsinnigen Situationen führe: „Während ich normalerweise ein Team von zehn VFX-Artists für einen Nicht-Marvel-Film haben würde, kriege ich bei einem Marvel-Film zwei, mich selbst mit eingerechnet.“
Die Arbeit als solche sei darüber hinaus übermäßig belastend. So komme es immer wieder zu spontanen Änderungen, teils auch kurz vor der Veröffentlichung, wobei Marvel dann aber auf die angekündigten Termine bestehe. Ein oder zwei Monate vor einem Kinostart habe Marvel beispielsweise mal den gesamten dritten Akt eines Films über den Haufen geworfen, was entsprechende Mehrarbeit bedeutete. „Wenn ich an einem Film arbeitete, waren das fast sechs Monate tägliche Überstunden. Ich arbeitete sieben Tage die Woche, durchschnittlich 64 Stunden die Woche in einer guten Woche“, rechnet die Person vor. Kolleg*innen seien direkt neben ihr zusammengebrochen, hätten angefangen, zu weinen oder am Telefon Panikattacken gehabt.
Dazu trug auch der Umstand bei, dass die VFX-Artists von Marvel „pixel-fucked“ werden. Dieser wenig schmeichelhafte Begriff bezeichnet den Umstand, dass Marvel-Verantwortliche selbst kleinste Fehler, die Zuschauer*innen bei einer normalen Sichtung niemals merken würden, bemängelten und praktisch die Überarbeitung einzelner Pixel fordern würden. Zudem sei den Verantwortlichen oftmals unklar, was genau sie eigentlich wollen, weswegen die VFX-Artists selbst zu einem späten Zeitpunkt für Experimente alles über den Haufen werfen sollen, die dann vielleicht nie genutzt werden.
Der Grund dafür sei, dass das MCU oftmals mit Regisseur*innen zusammenarbeite, die sich mit Spezialeffekten nicht auskennen würden. Das ist wenig verwunderlich, immerhin engagiert das MCU tatsächlich oftmals kleinere Filmemacher*innen für große Blockbuster, die zuvor meist nur Indie-Werke zu verantworten hatten.
Das muss und kann sich ändern
Eine absolut vernichtende Abrechnung, die nicht zum ersten Mal Marvel einen miserablen Umgang mit VFX-Artists vorwirft. Erst vor Kurzem teilten Angestellte einer von Marvel beauftragten Spezialeffekte-Firma auf Reddit gegen den Unterhaltungsgiganten aus und beklagten sich dort mit ähnlichen Tönen und praktisch derselben Kritik gegen die Arbeitsbedingungen. Die Person, die jetzt im Vulture-Artikel auspackte, nannte aber einige vermeintlich leichte Dinge, die man ändern könnte, um für signifikante Verbesserungen zu sorgen.
So fordert die Person, dass Marvel seine Regisseur*innen besser darin unterrichtet, mit Spezialeffekten zu arbeiten und von Anfang an eine klarere Vision ausarbeitet, um den Firmen unnötige Arbeit zu ersparen. Zudem würde eine gewerkschaftliche Vereinigung der VFX-Artists hinsichtlich der belastenden Arbeitsbedingungen helfen. Bewegungen in diese Richtung gibt es, was angesichts von Marvels Plänen vielleicht auch dringend nötig ist. Bis 2026 erwarten uns nach aktuellem Stand alleine 17 Kinofilme, ganz zu schweigen von den ganzen MCU-Serien und -Specials bei Disney+. Und sie alle wollen natürlich mit Spezialeffekten befüllt werden…