Der aktivistische Investor Dan Loeb zeigt sich unzufrieden mit Disneys aktuellem Kurs und will Filme wie „Black Widow“ direkt auf Disney+ sehen.
Vor Kurzem hat Disneys CEO Bob Chapek in einem Interview wissen lassen, dass sich der Unterhaltungskonzern in Zukunft verstärkt auf das Streaming-Geschäft mit dem hauseigenen Disney+ konzentrieren wird. Ob ein großer Film im Kino startet oder direkt über Disney+ veröffentlicht wird, diese Entscheidung wolle man den Konsument*innen überlassen, so Chapek. Dabei scheint auch nicht ausgeschlossen, dass selbst prestigelastige und potenziell erfolgreiche Filme aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU) sowie „Star Wars“-Filme ihre Premiere direkt auf Disney+ feiern.
Das wiederum dürfte ganz im Sinne des aktivistischen Großinvestors Dan Loeb sein, der über seinen Hedgefonds Third Point einen Anteil von rund 1,45 Milliarden US-Dollar an Disney hält. Erst kürzlich hat er Disney-Boss Chapek in einem Schreiben darum gebeten, die Dividende auf Dauer auszusetzen. Die daraus resultierenden Ersparnisse in Höhe von knapp drei Milliarden US-Dollar seien seiner Meinung nach als Investition in die Produktion neuer Inhalte für den Streamingdienst Disney+ besser aufgehoben. Als Beispiel nannte er die 75 Millionen US-Dollar, die Disney für die Ausstrahlungsrechte des Broadway-Hits „Hamilton“ hingeblättert hat. Damit habe Disney 200 Millionen US-Dollar an neuen Abonnement-Gebühren generiert.
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Disney+ versus Netflix: Den Streaming-Krieg gewinnt man nur über exklusive Inhalte
Weg vom Kino und hin zum Streamingdienst: Für Disney hätte das in den Augen von Loeb nur Vorteile, wie er im Interview mit Variety bekräftigt:
„Meinem Verständnis nach wollen es einige altmodische Führungskräfte nicht übertreiben, weswegen sie ‚Black Widow‘ und andere Filme in 2021 verschoben haben. Ich denke nicht, dass sie verstehen, was für eine Gelegenheit sie in Händen halten, was für einen Nutzen dieses Abonnement-Modell birgt, das bereits alle, von Microsoft bis Amazon, übernommen haben. Es ist enorm wertsteigernd.“
Als Paradebeispiel nennt Loeb den aktuellen Streaming-König Netflix, der jährlich Milliarden in Exklusivproduktionen investiert und diese ohne zusätzliche Gebühr den über 200 Millionen Abonnent*innen weltweit bereitstellt. Disney konnte seine Abonnent*innenzahl innerhalb eines knappen Jahres zwar auf über 60 Millionen (Stand August 2020) vergrößern, um mit Netflix mithalten zu können, müsse Disney aber noch mehr Mut beweisen, so der 58-Jährige:
„Was Netflix hat, ist diese immense Abonnent*innen-Basis, die es dem Unternehmen erlaubt, in eine enorme Menge an Inhalten zu investieren und dadurch mehr Abonnent*innen zu gewinnen. Disney ist da noch weit von entfernt, aber sie müssen so schnell wie möglich aufschließen. Wenn sie in ihrer Abonnent*innen-Basis keine kritische Masse erreichen, werden sie im Duell mit Netflix auf Dauer im Nachteil sein.“
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Disney muss seine Vorteile ausspielen
Und Disney habe den Vorteil populärer Marken wie „Star Wars“ sowie MCU-Filme und -Serien und Animationsfilme von Pixar. Diesen Vorteil gelte es auszuspielen; und zwar direkt und exklusiv über Disney+, wenn es nach Loeb ginge. Das Kino, so der Investor, werde nach der Coronakrise zwar nicht vollends verschwinden, seine Bedeutung für Filme werde aber nie mehr dieselbe sein. „Ich wollte konstruktiv sein und meine Unterstützung anbieten. Aber ich wollte auch klar die Richtung aufzeigen, die Disney unserer Meinung einschlagen sollte“, so Loeb.
Und seiner Meinung nach handle es sich hierbei nicht um einen Kampf David gegen Goliath. Gerade durch die jahrzehntelange Erfahrung im Unterhaltungsbereich und mit den genannten starken Marken brauche es lediglich etwas mehr Mut und leichte Richtungskorrekturen, um zur Konkurrenz aufzuschließen.
Was etwa „Black Widow“ angeht, so hat Disney erst kürzlich den Starttermin auf den 6. Mai 2021 verschoben. Das ist aber in Zeiten der Corona-Pandemie nur vorläufig und schon gar nicht in Stein gemeißelt. Und: Kaum hat sich Loeb mit seinem Schreiben an Disney-CEO Chapek gewandt, kündigte Disney den Richtungswechsel an. Am 10. Dezember 2020 sollen zudem an einem Investorentag weitere Details folgen. Wird es also etwa doch den ein oder anderen MCU-Film in Zukunft exklusiv auf Disney+ zu sehen geben? Vielleicht sogar doch „Black Widow“? Fest steht: Es sieht ganz so aus, als hätte der Third Point Hedgefonds wie auch schon etwa bei seiner Beteiligung an Sony, Nestlé oder Yahoo einmal mehr seine Interessen durchgesetzt.
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