Am zweiten Wochenende legt „Black Widow“ eine Bruchlandung hin. Doch liegt das an der Qualität des Films oder doch an anderen Faktoren? Und hat Disney wirklich Grund zur Sorge?
Dass „Black Widow“ den Platz an der Spitze der deutschen Kinocharts an Neuling „Fast & Furious 9“ abgeben muss, war abzusehen. Immerhin war der neueste Film aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU) vor einer Woche mit 205.000 Zuschauer*innen gestartet, was zwar der beste Start seit der Eröffnung nach dem zweiten Lockdown war, aber natürlich kein ausreichendes Polster gegen Vin Diesel und Co.
„Black Widow“ könnt ihr hier bei Disney+ im VIP-Zugang streamen
In der zweiten Woche stürzte „Black Widow“ auf 110.000 Besucher*innen ab, was zwar nach einem deutlichen Abstieg klingt, aber kein Vergleich zur Bruchlandung in den USA ist. Dort spielte der wohl letzte MCU-Film mit Scarlett Johansson am ersten Wochenende 80 Millionen US-Dollar ein, am zweiten Wochenende waren es jedoch nur noch 26,25 Millionen US-Dollar. Das ergibt einen Einbruch von 67% und der ist historisch: Ein von Disney vertriebener MCU-Film erlebte noch nie einen solchen Absturz am zweiten Wochenende, wie Deadline berichtet.
Bisheriger Spitzenreiter in dieser wenig lukrativen Rubrik war „Ant-Man and the Wasp“ mit einem Abfall von 62%. Muss sich Disney jetzt also Sorgen um „Black Widow“ machen? Vermutlich nicht. Denn es gibt gute Gründe für diesen Einbruch.
Was euch dieses Jahr noch im Kino erwartet, erfahrt ihr in unserem Video:
„Black Widow“-Einnahmen leiden unter Disney+ und illegalem Streaming
Zunächst einmal zum vermeintlich naheliegendsten Argument: „Black Widow“ komme schlecht bei den Zuschauer*innen an. Die Publikumsbewertung bei Rotten Tomatoes widerspricht dieser Annahme, denn dort hält sich der Film bei beeindruckenden 92% positiver Reaktionen. Zwar könnte das breite Publikum weniger Interesse haben, weil der MCU-Beitrag ja in der Zeit zurückspringt, doch es gibt bessere Gründe für den historischen Absturz.
Denn „Black Widow“ wurde gleichzeitig zum Kinostart auch bei Disney+ im VIP-Zugang zur Verfügung gestellt. Disney enthüllte, dass sie auf diesem Weg am ersten Wochenende beeindruckende 60 Millionen US-Dollar an Umsatz generiert haben. Das bedeutet aber eben auch, dass potentielle Kinogänger*innen sich den Film im Stream angesehen haben, worunter die Einnahmen an den Kinokassen definitiv leiden dürften.
Für Disney könnte diese Rechnung aber aufgehen. Den Kinoumsatz muss das Unternehmen zu einem nicht unerheblichen Teil mit den Betreiber*innen teilen, über den hauseigenen Streamingdienst fließen deutlich mehr Einnahmen zu Disney. Allerdings gibt es hier natürlich auch negative Seiten: Wer sich „Black Widow“ im VIP-Zugang kauft, muss den Film für eine weitere Sichtung nicht erneut erwerben. Im Kino ist das natürlich anders, da kommt man um einen zweiten Ticketkauf nicht herum. Zudem lässt sich das Werk im Stream mit mehreren Leuten teilen. Eine weitere negative Begleiterscheinung für Disney ist, dass „Black Widow“ bereits enorm populär bei illegalen Internetseiten ist. Laut Deadline könnte es sich hier gar schon jetzt um den am meisten illegal aufgerufenen Film während der ganzen Pandemie handeln.
Die weltweiten Kinoeinnahmen von „Black Widow“ belaufen sich derzeit auf 264 Millionen US-Dollar, mit dem Umsatz von Disney+ könnte der Film also insgesamt bei fast 350 Millionen US-Dollar stehen. Normalerweise wären solche Zahlen ein Grund zur Sorge, in Pandemiezeiten müssen die Studios jedoch eh mit weniger Einnahmen planen. Entsprechend kann Disney sicherlich noch beruhigt auf den Erfolg des MCU-Werks blicken und abwarten, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickelt.
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