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Boyhood: Dieser Film erzählt die Geschichte eines geschiedenen Paares, das versucht, gemeinsam seinen Sohn zu erziehen. Die Geschichte verfolgt das Leben des Jungen über einen Zeitraum von zwölf Jahren, von seinem sechsten Lebensjahr bis zur Volljährigkeit, also während seiner gesamten Schulzeit. Damit der Film so real wie möglich wirkt, haben die Dreharbeiten bereits 2002 begonnen und die Schauspieler treffen sich regelmäßig...

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Handlung und Hintergrund

“Boyhood“ ist ein filmisches Experiment. Das allein ist Grund genug, sich diesen absoluten Ausnahmefilm anzusehen, denn wagemutige Experimente sind in Hollywood bekanntlich sehr selten geworden. Über 12 Jahre hinweg hat sich Regisseur Richard Linklater jährlich mit seiner kleinen Gruppe von Schauspielern getroffen und dabei stets eine Reihe von Szenen für „Boyhood“ gedreht.

Das Thema des Film klingt dabei denkbar einfach: Es geht um das Heranwachsen des Jungen Mason (Ellar Coltrane), der in Texas ein schlichtes Leben bei seiner alleinerziehenden Mutter (Patricia Arquette) verbringt und gelegentlich von seinem etwas unzuverlässigen Vater (Ethan Hawke) besucht wird. Was Linklater aus diesem uralten Filmthema der Adoleszenz mit „Boyhood“ und dessen ungewöhnlicher Produktionsweise aber letztlich herausholt, das ist so unverbraucht und innovativ, dass es dem Film zu recht zu einem Welterfolg verholfen hat.

Die ungewöhnliche Kraft, die „Boyhood“ zu entfalten weiß, begründet sich dabei nicht nur allein darin, dass wir Zeuge werden, wie Mason tatsächlich und wahrhaftig vor unseren Augen aufwächst. Die großen Qualitäten des Filmes liegen auch in seiner ungerichteten Erzählweise. So operierte das Filmteam zwar auf Grundlage eines ungefähren Plans, der einige Stationen im Leben von Mason fixierte, ein Großteil der Geschichte ist aber improvisiert. Die Schauspieler, die sich über 12 Jahre regelmäßig trafen, waren aufgefordert, sich selbst in ihre Figuren einzubringen und mögliche Entwicklungen für sie vorzuschlagen. Dieses Verfahren gibt „Boyhood“ ein ungewöhnlich authentisches Gefühl. Ein Ausnahmefilm, der uns an die eigene Jugend erinnert und uns das Leben eines Fremden sehr nah bringt.  Vor der Vergabe der Oscars galt „Boyhood“ als heißer Anwärter auf den Preis für den besten Film, ging aber leer aus und musste sich mit einem Oscar für die beste Nebenrolle begnügen (Patricia Arquette).

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Richard Linklater
Produzent
  • John Sloss,
  • Jonathan Sehring,
  • Cathleen Sutherland
Darsteller
  • Ellar Coltrane,
  • Patricia Arquette,
  • Ethan Hawke,
  • Lorelei Linklater,
  • Tamara Jolaine,
  • Nick Krause,
  • Jordan Howard,
  • Shane Graham,
  • Evie Thompson,
  • Sam Dillon,
  • Cambell Westmoreland,
  • Lauren Lee
Drehbuch
  • Richard Linklater
Kamera
  • Lee Daniel,
  • Shane Kelly
Schnitt
  • Sandra Adair

Kritikerrezensionen

    1. Die zweite Szene in Boyhood deckt sich mit dem Motiv des Kinoplakats: Eine Junge liegt auf dem Rasen. Es ist Mason, Jr. (Ellar Coltrane). Er spricht nicht und es gibt auch keinen Erzähler aus dem Off; so können wir nicht wissen, was er gerade denkt. Darum geht es aber auch nicht in Boyhood. Der Film betrachtet das Leben, unsere flüchtige Existenz an sich. Richard Linklater bekam ungeheure mediale Aufmerksamkeit dafür, dass er dieses Projekt über zwölf Jahre mit demselben Hauptdarsteller verfolgte (die Eltern Olivia und Mason werden dargestellt von Patricia Arquette und Ethan Hawke, die Schwester von Lorelei Linklater, der Tochter des Regisseurs). Wir sehen zu, wie Mason aufwächst und seine Eltern langsam dick und grau werden. Olivia und Mason leben in verschiedenen Beziehungen nach ihrer Trennung. Olivia versucht ihren Ehemann zu ersetzen, um ihre "kaputte" Familie zu reparieren. Das treibt sie in eine Reihe von Beziehungen, die ihr nicht gut tun, manchmal sogar schrecklich verlaufen. Mason Sr. geht einen anderen Weg, arbeitet in einer Reihe von Jobs und lebt wie ein Bohemian freien Geistes. Mason Jr. wächst heran, beginnt sich für verschiedene Dinge wie Sex zu interessieren und schliesslich sprechen sie darüber, welches College er besuchen will und wie er sich sein Leben wünscht. Alles ist verschwommen. Schon oft sahen wir Serienhelden im Kino altern, jedoch nie so kompakt. Das macht Boyhood einzigartig! Linklaters Film, ein echtes Original, vollkommen eigenständig! Mason ist ein Scheidungskind. Seine Mutter und er ziehen oft um in Texas. Sein Vater hat kein Sorgerecht, weshalb er oft über hunderte von Kilometern fahren muss, um seine Familie zu sehen. Olivia und Mason Sr. lieben ihre Kinder, obwohl sie manchmal auch bereuen, dass sie so oft hinter ihnen zurückstecken mussten (Linklater erklärt uns aber den Trick, dass sie damit nur gesellschaftlichen Bedingungen folgten). Der gesellschaftliche Rahmen nimmt einen wesentlichen Teil von Boyhood ein und erlaubt die grossen Fragen des Lebens: Was macht uns "normal"? Wann sind wir Kinder, wann Männer? Ist das klassische Arrangement, Mann, Frau, Kinder und ein Haus tatsächlich wünschenswert für jeden von uns? Oder ist der freie Wille darüber nichts als eine Illusion? Olivia ist wie viele alleinerziehende Mütter entmutigt, ob der vielen Möglichkeiten. Sie jagt der Idee von "Normalität" hinterher, die möglicherweise gar nicht funktioniert für sie. Dabei arbeitet sie als Professorin - und dennoch: Olivia scheint gefangen im Konzept von "Familie". Mason versteht mehr, wenn er seine Mutter zurechtweist: "We already have a family!". Er hat Recht! Von beiden Eltern ist Olivia immer die Verantwortliche, die "Langweilerin". Selbst ihre schlimmsten Entscheidungen entstanden aus dem guten Willen für ihre Familie, wobei Olivia nicht verinnerlicht, dass eine gute Mutter eben Frieden braucht. Wie betrachtet Linklater die Welt der Männer? Männlichkeit ist eine Fortsetzung von "Boyhood" nur mit Führerschein und Einkommen. Mason Sr. ist ein guter Spielkamerad für seine Kinder, doch er erreicht keinen besonderen Grad an Klugkeit in seinem Leben. Ironischerweise fordert er regelmässig "echte" Unterhaltungen mit den Kindern ein. Die Erziehung von Mason aber gelingt beiden. Wir erleben Mason, wie er in der Schule konfrontiert wird, keine "Pussy" zu sein und das zurückweist. Es wird nicht erklärt, Wie und Warum (dafür ist Linklaters Film zu intuitiv), aber er scheint die besseren Eigenschaften seiner Eltern aufgenommen zu haben. Mason lässt sich nicht unter Druck setzen. Linklaters Dramaturgie gleicht im Grunde einer Sammlung von aufeianderfolgenden Kurzfilmen. Er verwendet keine zeitlichen Angaben, wir merken nur, wie Mason grösser wird, seine Haare anders trägt oder jemand einen Kommentar zum Irak-Krieg gibt. Das Herz von Boyhood, das ist sein Umgang mit der Zeit. Alles in diesem Film dreht sich letztlich um Zeit. Wenn es eine Erklärung für das Leben gibt, dann die, dass alles flüchtig ist. Haben wir nicht eben noch die Szene ganz am Anfang des Films gesehen, in der die junge Familie aus ihrem Haus auszieht? Wir ertappen uns dabei, eine alte Frage zu stellen: Wo ist die Zeit nur geblieben?
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      1. Mason ist ein kleiner Junge mit ganz normalen Problemen. Seine Schwester Samantha ist nervig, seine alleinerziehende Mutter hat einfach kein Glück bei ihrer Partnerwahl, seinen Vater sieht er nur unregelmäßig. Vor zwölf Jahren konzipierte Richard Linklater den Spielfilm über das Leben einer Familie in den USA aus der Perspektive des Sohnes. Jedes Jahr kam er mit seinem Filmteam zusammen und filmte die Darsteller in ihren Rollen. Keine Rolle wurde dabei umbesetzt. So sieht der Zuschauer immer wieder Ausschnitte aus einem fiktiven Leben und begegnet den Figuren, die so echt und authentisch in Szene gesetzt werden, dass ein fast dokumentarischer Eindruck entsteht. Patricia Arquette und Ethan Hawke als Mutter und Vater verkörpern glaubhaft ihre Konflikte und Sehnsüchte, kein Dialog wirkt überzogen, Probleme werden glaubhaft vermittelt. Dass der Film so berührt und begeistert, liegt vor allen Dingen an den jungen Darstellern, allen voran Ellar Coltrane als Mason. Man sieht ihn vor der Kamera aufwachsen, schließt ihn ins Herz und begleitet ihn als Kind, Teenager sowie bei den ersten Schritten ins erwachsene Leben, einschließlich Berufswahl und Liebesnöten. Coltranes differenziert wirkendes Spiel ist ein Glückstreffer der Besetzung, und schon als kleiner Junge nimmt seine große Leinwandpräsenz den Zuschauer gefangen. Durch eine ausgeklügelte Montage werden die einzelnen Szenen so stimmig miteinander verbunden, dass man glaubt, die Geschichte an einem Stück zu verfolgen. Nie verliert der Film die innere Spannung, immer führen Entwicklungen den Zuschauer durch die Geschichte. Durch die enge und exzellente Kameraführung ist man mitten drin in der Familie und wird förmlich ein Teil von ihr. Und durch den Soundtrack und die popkulturellen Referenzen ist der Film auch eine Milieustudie der USA in den vergangenen Jahren. Er dokumentiert Zeitgeschichte, Politik und gesellschaftliches Klima. So ist BOYHOOD als gelungenes filmisches Experiment ein großer Film über eine Gesellschaft im Wandel. Gleichzeitig aber auch ein kleiner und zärtlicher Film über eine Familie und einen kleinen Jungen, der erwachsen wird. Ihm dabei zuzusehen, ist eine einmalige und lohnende Erfahrung. Ein gelungener Versuch, für den der Regisseur auf der diesjährigen Berlinale mit dem Silbernen Bären für die Beste Regie belohnt wurde.

        Jurybegründung:

        Dieser bereits mit mehreren Preisen unter anderem auf den 64. Internationalen Filmfestspielen in Berlin mit dem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnete Film von Richard Linklater verdient höchste Anerkennung.
        Die Jury befand als markantes Zeichen seiner Qualität, dass der Film mit der Länge von164 Minuten, der den Zuschauer vom Beginn bis zum Abspann fasziniert und in Atem hält, echte Magie entfaltet.
        Es war ganz sicher ein cineastisches Wagnis, einen Zeitraum von zwölf Jahren in einem Spielfilm umzusetzen, immer wieder mit den gleichen Hauptdarstellern unter anderem mit der eigenen Tochter Lorelei Linklater zu arbeiten. Auch in der Postproduktion wurde Hervorragendes geleistet, so dass ein Film aus einem Guss entstanden ist. Denn nicht nur die filmische Technik hat sich in dem langen Zeitraum verändert. Mit großer Leichtigkeit werden auch gesellschaftliche Prozesse und Ereignisse einbezogen. Nichts wirkt aufgesetzt. Als ein Beispiel sei die Sequenz angeführt, in der der junge Mason mit seinem Vater Wahlwerbung für Obama macht. Nur zwei Nebendarsteller wurden dazu geholt. Das genügt, um den ganzen Spannungsbogen, hier die Demokraten und da der Republikaner, aufzubauen.
        Der Zuschauer begegnet Amerikanern unterschiedlicher Generationen und Anschauungen, ihren Haltungen zum Irak-Krieg, wird an die Begeisterung für die Star Wars-Filme erinnert, erlebt den Enthusiasmus für Harry Potter oder verschiedene Musikstile mit. Dies alles bildet ein sich bewegendes filmisches Kaleidoskop, das man sich, zugleich gern zuhörend, mit Vergnügen, Interesse und Spannung anschaut. Man lacht mit den Protagonisten und hat Angst um sie. Die Jury erkennt insbesondere auch die herausragende handwerkliche Leistung des gesamten Filmteams an: die Kamera, den Schnitt, den Ton, die Ausstattung und Maske.
        Am Ende des Films, als Sohn und Tochter ihren eigenen Weg gehen werden, resümiert Masons Mutter: Ich bin ein paar Ehemänner los geworden und will nun auch noch das Haus los werden. Dieser Gedanke umreißt die Vielfalt und Dramatik des inzwischen Geschehenen. Das beinhaltet die verschiedenen Väter und ihren Einfluss auf die Entwicklung Masons, seiner Schwester und auch der Mutter, den mehrfachen Wechsel der Umgebung, die Zeit und Probleme der Pubertät, der Adoleszenz, das Suchen und Finden, das Sich- Binden und Loslassen und gipfelt im Sinne des Wortes in dem wunderbaren Schluss.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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        1. Zwölf Jahre lang haben die Hauptdarsteller von "Boyhood" vor der Kamera gestanden, aber in jedem Jahr nur ein paar wenige Tage. So erzählt dieses bisher einzigartige Kino-Langzeitprojekt nicht nur eine fiktive Coming-of-Age-Geschichte, sondern sieht die eigenen Kinderdarsteller wachsen. Der texanische Regisseur Richard Linklater ("Before Sunrise", "Fast Food Nation") hat die Rolle der Samantha mit seiner Tochter besetzt, aber er konnte natürlich nicht wissen, ob sie oder Ellar Coltrane tatsächlich bis zum Schluss dabeibleiben würden. Im Ergebnis sieht dieses gewagte filmische Experiment wunderbar leicht aus. Es regt zu philosophischen Betrachtungen über den Fluss der Zeit und die Momente an, auf die es im Leben ankommt.

          Masons Kindheit ist alles andere als perfekt. Seine ältere Schwester nervt, die Mutter hat wenig Zeit und kein Glück in der Liebe. Ihre Versuche, eine neue Familie zu gründen, gehen mehr als einmal in die Brüche. Aber sie ist da, wie im Grunde auch der Vater, obwohl er aus der Perspektive der Kinder kommt und geht wie ein Besucher. Linklater zeichnet eine Familie, in der die Kinder nicht überbehütet werden, sondern mit ihren Problemen und Fragen oft allein bleiben. In den Stunden mit dem Vater gibt es zwar ein intensives Miteinander, das Mason viel bringt, aber seine Wünsche können bei weitem nicht alle erfüllt, nicht einmal ausgesprochen werden.

          In den zwölf Jahren des Drehs wechseln die Gesprächsthemen, die Musikstücke und lassen eigene Erinnerungen wachwerden. Ellar Coltrane beeindruckt vor allem als junger Mann mit seiner lässigen Art: Selbst auf seiner Abschlussfeier im Familienkreis steht er schweigend da und lässt die Dinge mit milder Höflichkeit geschehen. Mit all dem, so wird spürbar, hat er bald gar nichts mehr zu tun. Überhaupt hat der Film Masons Erleben nie dramaturgisch aufgebauscht. Vielleicht sind es ja auch weniger einzelne Momente, als der ständige Wandel selbst, auf den es im Leben ankommt.

          Fazit: Richard Linklaters Langzeitprojekt "Boyhood" begleitet eine fiktive Familie zwölf Jahre lang und sieht dem jungen Hauptdarsteller beim Wachsen zu: Diese besondere Realitätsnähe spiegelt den Wandel der Zeit bewegend und lässt eine emotionale Verbindung mit den Charakteren entstehen.
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