Wenn die Braut ihr Hochzeitskleid mit den Worten Es ist so ein Albtraum! präsentiert und man ihr als Zuschauer beipflichten muss, handelt es sich nicht um eine gewöhnliche romantische Komödie. Zu Brautalarm hat auch Produzent Judd Apatow einschlägigen Humor dazugegeben, aber das Drehbuch stammt von zwei Frauen, der Hauptdarstellerin Kristen Wiig und Annie Mumolo. Wie viele der Schauspieler sind sie in der amerikanischen Fernseh- und Bühnencomedy beheimatet und legen Wert auf eine Geschichte jenseits der Bilderbuchklischees. Wenn Annie, Lillian und die Brautjungfern ausschwärmen, um die Festgarderobe auszusuchen oder die Junggesellinnen-Party zu feiern, ist die Stimmung nur am Anfang heiter. Unter der Regie von Paul Feig aber macht die deftig-realistische Komödie durchgehend gute Laune.
Es ist ein Film fast nur über Frauen. Der Bräutigam steht ungefähr zweimal still im Bild, mehr hat er nicht zu melden. Das heißt aber nicht, dass es keine Männerrollen gibt, denn es geht außer um die Organisationstreffen für Lillians Hochzeit vor allem um Annies Leben. Und darin gibt es, neben allerlei Dauerbaustellen rund um Beruf, Heim und Auto, auch Ted und Officer Rhodes. Ted fährt Porsche, hat Sex mit Annie und sagt dann Sachen wie: Es ist schon spät. Du solltest besser gehen. Ich vermiss dich schon, Baby. Der Streifenpolizist Rhodes, gespielt von Chris O´Dowd, interessiert sich anfangs nur für die defekten Bremslichter an Annies Auto, doch der Mann hat bald jede Menge Emotionen.
Kristen Wiig als Annie und Maya Rudolph als Lillian sind weder ausgesprochene Schönheiten, noch sind sie blutjung. Sie wirken für die Inszenierung einer Traumhochzeit stets ein wenig zu normal, zu angefasst vom Leben. Das gilt auch für die frustrierte Mutter Rita und für die handfeste Megan. Umso mehr kann man mit der Braut und ihren Jungfern mitfiebern, wenn sie zum Beispiel ins Flugzeug steigen, zur Junggesellinnen-Party nach Las Vegas. Oder wenn im Garten von Helen die pompöse bridal shower abläuft, mit lebendigen Schwänen, die an einer Schokoladenfontäne vorbeispazieren. Die von Rose Byrne gespielte Helen scheut keine Kosten, um sich in den Mittelpunkt der Frauengruppe zu stellen, zumal sie weiß, dass Annie finanziell nicht mithalten kann.
Der Hang zur Übertreibung bei Hochzeitsfeiern wird mittels solcher deutlicher Übertreibungen ironisiert. Der Luxus, den Helen fabriziert, gerät in Kontrast zu den unschlüssigen Charakteren. Für solchen Kontrast sorgen auch Ritas Berichte über das wahre Wesen von Ehe und Mutterschaft. Ein steter Quell für Komik ist allein schon die Tatsache, dass die fünf Brautjungfern, die sich vorher nicht kannten, nun für eine Weile zusammen auskommen und Spaß haben müssen, weil es die Tradition so will.
Der Film leistet sich einige deftige Geschmacklosigkeiten, deren schockierende Wirkung aber weniger witzlos erscheint als in anderen Komödien, in denen besoffene Männer Verdauungsprobleme bekommen. Es geht dabei hauptsächlich um die provokante Demontage des Traums in Weiß, dem Spiel mit schier unvorstellbaren Pannen. Der beste Witz aber stammt aus den realitätsnahen Kapiteln, in denen Kristen Wiigs ungeschminkte Natürlichkeit triumphiert. Ihre Annie bleibt glaubwürdig, wenn sie, getrieben von Eifersucht auf Helen, mehr als einmal zum Partyschreck wird und gesellschaftliche Benimm-Tabus zum Einstürzen bringt.
Fazit: Die romantische Hochzeitskomödie wird hier von einem geerdeten Frauenensemble gründlich gegen den Strich gebürstet.