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„Brokeback Mountain“: Das Ende erklärt

„Brokeback Mountain“: Das Ende erklärt
© Tobis

Eine Liebe zwischen zwei Männern, die in ihrer Welt keinen Platz findet. „Brokeback Mountain“ entlockt auch dem härtesten Zuschauer ein paar Tränchen. Wir erklären, was es mit dem Ende des Films auf sich hat.

Schaut euch hier nochmal den Trailer zu „Brokeback Mountain“ an:

2005 kam „Brokeback Mountain“ in die Kinos und schlug mit seinem Thema große Wellen. Konservative und christliche Bewegungen in den USA wehrten sich gegen die Darstellung von schwulen Cowboys und bezeichneten den Film als anstößig, unmoralisch und eine Gefährdung amerikanischer Werte. Die feindlichen Reaktionen machten damals nur umso deutlicher, von welcher Wichtigkeit „Brokeback Mountain“ als filmisches Werk vor 15 Jahren war und heute immer noch ist. Abgesehen von der ergreifenden Thematik ist „Brokeback Mountain“ auch visuell ein Meisterwerk. Das wunderschöne Drama von Ang Lee erzählt eine rührende Liebesgeschichte zweier Menschen, die ihre Gefühle füreinander nicht ausleben dürfen. Besonders das Ende des Films lässt kein Zuschauerauge trocken; gleichzeitig sorgen Jacks Tod und Ennis letzte Worte für einige Verständnisfragen. Wir verraten euch, wie das Ende von „Brokeback Mountain“ aufzufassen ist und was Ennis seinem geliebten Jack am Ende des Films verspricht.

„Brokeback Mountain“: So endet der Film

Monate nachdem Ennis und Jack sich das letzte Mal gesehen haben, bekommt Ennis eine an Jack adressierte Postkarte mit dem Vermerk „verstorben“ zurück. Er kontaktiert Jacks Ex-Frau Lureen, die ihm erzählt, Jack sei bei einem Reifenwechsel gestorben. Während Lureen die Geschichte von Jacks Tod erzählt, spielt sich vor Ennis Augen ein anderes Szenario ab: Drei Männer prügeln brutal auf Jack ein, bis dieser stirbt. Lureen verrät Ennis, dass Jack sich immer gewünscht hätte, man möge seine Asche auf dem Brokeback Mountain verstreuen. Ennis sucht Jacks Eltern auf, um Jack seinen Wunsch zu gewähren, doch Jacks homophober Vater weigert sich, Ennis die Asche seines Sohnes zu überlassen. Als Ennis in Jacks Kinderzimmer geht sieht er dort zwei Hemden im Schrank hängen: Jacks blutverschmiertes Hemd, das er damals auf dem Brokeback Mountain trug und sein eigenes, das er schon verloren geglaubt hatte.

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Ein paar Jahre später lebt Ennis in einem Wohnwagen. Seine älteste Tochter besucht ihn und erzählt ihm von ihrer bevorstehenden Hochzeit. Zunächst lehnt Ennis ihre Einladung ab, ändert dann aber doch seine Meinung und gratuliert seiner Tochter. Als diese geht vergisst sie ihren Pullover bei Ennis. Ennis öffnet seinen Schrank, um den Pullover seiner Tochter zu verstauen und man sieht die zwei Hemden in der Tür hängen; Jacks Hemd und sein eigenes. Daneben ist eine Postkarte des Brokeback Mountain aufgeklebt. Mit Tränen in den Augen streicht Ennis über die Ansichtskarte der Bergkulisse und flüstert: „Jack, ich schwör’s dir…“.

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„Brokeback Mountain“: Was ist wirklich mit Jack passiert?

Über Jacks Tod gab es im Internet zahlreiche Diskussionen. Wie ist er wirklich gestorben? Sagt seine Ex-Frau die Wahrheit und Ennis Vision entspringt lediglich seiner Vorstellung? Oder wurde Jack tatsächlich aufgrund seiner Homosexualität zu Tode geprügelt und Lureen wusste nichts davon? Dass Homosexualität zu dieser Zeit (und auch noch heute) besonders in konservativen US-amerikanischen Regionen wie beispielsweise Texas als Tabuthema galt ist kein Geheimnis. Auch gibt es Szenen im Film, die darauf hinweisen, dass Jack im Gegensatz zu Ennis, der versucht ein angepasstes Leben zu führen, seine Sexualität nicht verschweigen will. Demnach wäre es durchaus möglich, dass Jack Opfer eines sogenannten „Hatecrimes“ wurde. Was Lureen angeht, so ist es ziemlich wahrscheinlich, dass sie von Jacks Homosexualität wusste. Dennoch bleibt offen, ob Lureen die mögliche Wahrheit über Jacks Tod kennt. Auch Anne Hathaway, die in „Brokeback Mountain“ Lureen spielt, ist sich nicht sicher über Jacks Tod und Lureens Position: „I actually think I get to be a part of the film as an audience member because I don’t know, because I think the ambiguity is what is the strength of that scene and what’s heartbreaking about it.“

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Ob Ennis Vision der Wahrheit entspricht und ob Lureen diese Wahrheit vielleicht nur verschweigt oder aber gar nicht kennt, wird in „Brokeback Mountain“ gezielt nicht beantwortet. Die Möglichkeiten, dass Jack aufgrund seiner Sexualität zu Tode geprügelt wurde und seiner Frau nie die Wahrheit sagen konnte machen bereits deutlich, welches schreckliche Schicksal homosexuelle Menschen zu dieser Zeit und bis heute ereilen kann. In diesem Sinne geht es dabei nicht darum, die Wahrheit über Jacks Tod herauszufinden, sondern sich bewusst zu machen, dass Ennis Vision durchaus eine Möglichkeit sein kann. Der Zuschauer kann und soll aus dem Gezeigten seine eigenen Schlüsse ziehen.

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„Brokeback Mountain“: „Jack, ich schwör’s dir…“

Auch Ennis letzter Satz im Film sorgte in Internetforen für Gesprächsstoff. Am Ende des Films erfahren wir, dass Ennis ein abgeschottetes Leben führt und alleine in einem Wohnwagen haust. Die Szene mit seiner Tochter macht jedoch deutlich, dass Ennis in gewisser Weise gereift ist: Die Bedeutung von Familie ist ihm bewusst geworden und er stößt geliebte Menschen nicht mehr länger weg, wie er es jahrelang getan hat. Auch die Tatsache, dass er den Pulli seiner Tochter in seinen Schrank legt, in dem auch Jacks Hemd hängt, hat eine schöne Symbolik. Die beiden Kleidungsstücke repräsentieren für Ennis die zwei wichtigsten Menschen in seinem Leben, die er auf diese Weise bei sich haben kann. Was bei vielen Fans für Verwirrung oder zumindest Austauschbedarf sorgte, sind die Worte, die Ennis am Ende spricht: „Jack, ich schwör’s dir…“. Es ist eher ein Flüstern, das dem unaufmerksamen Zuschauer sogar entgehen könnte und dennoch sind die Worte von zentraler Bedeutung.

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Auch hier scheint der Regisseur uns ganz bewusst einen Teil des Satzes vorzuenthalten. Die Aussage „Jack, ich schwör’s dir…“ lässt uns automatisch fragen: „Was schwörst du ihm, Ennis?“. Die Antwort auf diese Frage wird uns überlassen; durch die Aussparung wird dem Zuschauer ganz deutlich Raum zur Interpretation gegeben. Und diesen Raum wollen wir jetzt mal versuchen zu nutzen.

Zunächst einmal ist es interessant sich zu fragen, warum Ennis seine Aussage nicht vervollständigt. Eine Auslegungsmöglichkeit ist, dass Ennis nach all den Jahren und seiner eigenen Entwicklung immer noch nicht die Kraft hat, seine Gefühle auszusprechen, nicht mal vor sich selbst. Das würde bedeuten, dass die Unterdrückung seiner Homosexualität durch die gesellschaftliche Heteronormativität solche Spuren in ihm hinterlassen hat, dass er immer noch nicht wirklich zu sich stehen kann. Eine zweite Möglichkeit wäre, dass Ennis seine Gedanken dem Zuschauer vorenthält, weil seine Gefühle ganz allein für Jack bestimmt sind und Ennis sich darauf verlässt, dass Jack weiß was er versucht zu sagen.

Dennoch hat man als Zuschauer natürlich die Freiheit, den Satz eigenhändig zu vervollständigen. Wollte Ennis Jack seine Liebe schwören? Oder ihm versprechen, dass er seinen letzten Willen erfüllt? Die Tatsache, dass in diesem einen kleinen, unvollständigen Satz so viele Möglichkeiten stecken, macht deutlich, wie viele Gefühle Ennis möglicherweise in sich trägt, die er nie zum Ausdruck bringen konnte. In dem Satz „Jack, ich schwör’s dir…“ schwingen Emotionen wie Reue mit, Trauer, Einsamkeit, aber auch Liebe, Zärtlichkeit und Erlösung. Ennis findet einerseits endlich die Kraft, Jack seine Gefühle zu gestehen, andererseits scheint sein Kampf mit seiner Sexualität und sich selbst noch lange nicht beendet. Dennoch lässt das Ende hoffen, dass Ennis auf einem guten Weg ist und die tragische Beziehung zu Jack ihn einiges hat lernen lassen.

In welchem Film würdet ihr die Hauptrolle bekommen?

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