Es ist keine Seltenheit, dass Hollywood erfolgreiche Drehbücher aus dem Ausland für den amerikanischen oder englischsprachigen Markt adaptiert. Oftmals wird dies dem untertitelscheuen Publikum in den USA und Kanada zugeschrieben, da Synchronisation kaum bis keine Rolle dortzulande spielt. Man denke an Roland Emmerichs „Godzilla“ oder David Finchers „The Girl with the Dragon Tattoo“, um nur einige Beispiele zu nennen.
Nur wenigen ist bewusst, dass es durchaus auch in die andere Richtung geht. Von japanischen, indischen und sogar nigerianischen Versionen einiger weltberühmter Klassiker ist bei den folgenden Remakes alles dabei.
Reservoir Dogs - Wilde Hunde
Ein internationales Remake des actionreichen US-Originals, womit Quentin Tarantino sein fulminantes Karrieredebüt als Regisseur gab, ließ nicht lange auf sich warten. Nach bereits 10 Jahren nahm sich der indische Regisseur Sanjay Gupta dem Projekt an und drehte das indische Pendant „Kaante“, welches sowohl in Indien als auch im Ausland große Erfolge verzeichnete. Tarantino soll sogar selbst großen Gefallen an dem Film gefunden und sich von der Neuauflage geschmeichelt gefühlt haben.
Planet der Affen
Der allererste „Der Planet der Affen“ aus 1968 hinterließ weltweit Eindruck und somit fanden sich wie erwartet auch hier weitere internationale Ableger. In Japan wurde dem Remake eine Serie mit 26 Folgen namens „Saru no Gundan“ spendiert, die sich lose an die Vorlage hielt, jedoch auch neue Elemente wie Ufos und Ninjas einführte. Darüber hinaus versuchte sich die brasilianische Low-Budget Version „O Trapalhão no Planalto dos Macacos“ eher an einer Parodie als an einem wahren Remake, die Effekte konnten sich dennoch trotz der niedrigen Kosten damals sehen lassen.
Es
Womöglich eine der kuriosesten Umsetzungen war die Bollywood-Serie „Woh“ basierend auf „Es“. Während der US-Horrorklassiker für spannungsgeladene und dramatische Momente zu sorgen weiß, werden diese im indischen Remake kurzerhand aufgelöst, indem die Darsteller anfangen zu tanzen und zu singen.
Titanic
Nicht zu hohe Erwartungen sollte der Zuschauer in die nigerianische Neuauflage von „Titanic“ setzen, gedreht von Farouk Ashu-Brown – hierbei handelt es sich um ein Zusammenschnitt von Szenen aus dem Original als auch aus „Deep Blue Sea“ sowie lokalen Szenen in Nigeria. In „Masoyiyata Titanic“ sind bollywood-ähnliche Tanz- und Gesangseinlagen enthalten, sogar das Titellied „My Heart Will Go On“ wird in der Hausa-Sprache neuinterpretiert.
Zwei glorreiche Halunken
In 2008 kreierte der südkoreanische Filmproduzent Kim Jee-woon eine Hommage an den renommierten Italo-Western „Zwei glorreiche Halunken“ von Sergio Leone aus den 60ern. Mit „The Good, The Bad, The Weird“ gelang ihm tatsächlich ein einzigartiger Wurf und kommerzieller Erfolg in Südkorea sowie außerhalb der Landesgrenzen. Dennoch wird für viele nichts an den Klassiker mit Clint Eastwood in der Hauptrolle herankommen.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Mit „È già ieri“ (international vertrieben unter „Stork Day“) schickt die italienische Version ihren Wetterreporter nach Teneriffa, wo er über die Storchenpopulation berichten soll. Auch hier steckt der Protagonist in einer Zeitschleife fest und erlebt fortan den gleichen Tag. Im Gegensatz zu Bill Murray geht Antonio Albanese eher weniger eine moralische Charakterentwicklung durch und hat mehrere romantische Begegnungen mit Frauen sowie einem Mann, bevor er ernsthaftes Interesse an einer Kollegin zeigt.
The Italian Job - Jagd auf Millionen
Und wieder eine indische Neuverfilmung existiert von „The Italian Job - Jagd auf Millionen“, welcher übrigens selbst ein Remake vom britischen Original aus 1969 mit gleichem Titel war. „Players“ erhielt nur gemischte Kritiken und wurde in den USA und Großbritannien kaum beachtet. In Neuseeland hingegen wurde die Neuauflage recht beliebt, ausschlaggebend mögen hierbei die enthaltenen neuseeländischen Schauplätze sein, an denen gedreht wurde.
Was Frauen Wollen
Die charmante Liebeskomödie „Was Frauen Wollen“ um Mel Gibson und Helen Hunt fand ebenfalls im chinesischen Raum großen Anklang. Auch wenn die Hauptstory der beiden Filme sehr ähnlich ist, geht es in „Wo Zhi Nu Ren Xin“ weniger um soziale Geschlechterdynamiken am Arbeitsplatz als um die Zunahme der Konsumentenkultur und den Aufstieg der Mittelklasse.
Ghost - Nachricht von Sam
Die uns bekannte westliche Welt lockte die mit „Dirty Dancing“-Star Patrick Swayze besetzte Thriller-Komödie sicherlich nur allzu gerne in den 90ern in die Kinos. Japan und Südkorea schlossen sich dagegen zusammen, um 2010 die abgewandelte Version „Ghost: Mouichido Dakishimetai“ mit den regionalen Stars Nanako Matsushima und Song Seung-hoon auf die Leinwand zu bringen.
Der Pate
Kaum verwunderlich ist, dass der auch heute noch ikonische und weltberühmte Mafiafilm „Der Pate“ von Francis Ford Coppola als Vorlage für Nachahmer dient. Doch es mag definitiv auch seine Tücken haben, einen der Top 5 der besten Filme aller Zeiten (laut American Film Institute) anzurühren. Ram Gopal Varma dagegen hat es durchaus geschafft, mit „Sarkar“ ein würdiges und unabhängiges Filmwerk zu kreieren. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass er die Geschichte lokal in West-Indien ansiedelt und mit wahren Gegebenheiten und politischen Entwicklungen verknüpfte.
Blood Simple - Eine mörderische Nacht
Der erste gemeinsame Film der Coen-Brüder fand schon früh einen brennenden Anhänger in Zhang Yimou, obwohl er zu der Zeit so gut wie kein Englisch verstand. Der chinesische Regisseur erwarb die Rechte an „Blood Simple“ direkt von Joel und Ethan Coen und interpretierte die Geschichte in „A Woman, A Gun And A Noodle Shop“ farbenfroh um und überzieht diese ins Komische.
Selbst ist die Braut
Einigen wenigen mag die seichte Rom-Com „Selbst ist die Braut“ noch ein Begriff sein: Mit einem Budget von 40 Mio. Dollar spielte der Überraschungshit 2009 satte 317 Mio. Dollar weltweit an den Kinokassen ein und wurde somit seinerzeit Sandra Bullocks größter kommerzieller Erfolg. Das wiederum zog unweigerlich internationales Interesse auf sich und somit gab es bereits drei Jahre später eine indische Version, genannt „My Boss“, sowie 2017 ein Disney-Remake in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Studio Linmon Pictures.
Final Call - Wenn er auflegt, muss sie sterben
Der chinesische Markt ist aufgrund seiner schieren Größe mittlerweile sehr lukrativ und interessant für amerikanische Studios, somit entschied sich Warner Bros. mit „Connected“ (ursprünglich „Cellular“) einen abgekoppelten Actionfilm in Jason Statham-Manier für China in 2008 herauszubringen. Benny Chan wurde als Regisseur engagiert und blieb nah am Originalskript, lediglich die Stuntszenen und -choreographien wurden an den chinesischen Geschmack angepasst.
Bruce Allmächtig
Da den amerikanischen Filmstudios der rechtliche Aufwand meist zu hoch ist, werden zahlreiche unerlaubte Neuverfilmungen in Indien einfach ignoriert. So auch das Remake von „Bruce Allmächtig“ mit dem in unseren Ohren witzig klingenden „God Tussi Great Ho“ aus dem Jahre 2008. Der große monetäre Erfolg blieb hiermit jedoch beim indischen Publikum aus.
A Nightmare on Elm Street
So war auch der Horrorklassiker „A Nightmare on Elm Street“ nicht sicher vor einer Bollywood-Übernahme. In „Mahakaal“ liefert sich die Tochter des Polizeichefs einen Kampf mit einem Zauberer namens Shakaal, begleitet von musikalischen und komödiantischen Einlagen, welche die Grundstimmung vom Original doch stark verzerren.
Die zwölf Geschworenen
Das Filmdebüt des US-amerikanischen Regisseurs Sidney Lumet aus dem Jahre 1957 schien auf den ersten Blick nicht die typische Wahl, um für den russischen Zuschauer aufbereitet zu werden. Nikita Mikhalkov versuchte sich jedoch daran und erhielt die Kernelemente der Geschichte, um gleichzeitig jedoch aktuelle politische und soziale Punkte der russischen Gesellschaft aufzugreifen. Es stößt etwas bitter auf, dass indirekt Putins Politik verteidigt wird – maßgeblich schien hier die reale Freundschaft zwischen Regisseur Mikhalkov und Putin zu sein.
Erbarmungslos
Ein weiterer Western von und mit Clint Eastwood fand einen japanischen Nachahmer mit „The Unforgiven“ und Ken Watanabe in der Hauptrolle. Statt Revolver kommen in diesem Action-Epos in guter Samurai-Manier Katana zum Einsatz. Watanabe kehrt widerwillig in seine Heimat zurück, um diese zu verteidigen und unschuldige Leben zu retten.
Ihr möchtet noch weiter in die Welt der Neuauflagen eintauchen? Dann erfahrt hier mehr über 7 Remakes, die besser sind als ihr Original.