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Caótica Ana: Ana verkauft ihre Kunstwerke, um ihren Vater zu unterstützen. Als sie einer Einladung, in Madrid zu studieren, folgt, entdeckt sie innere Geister und vergangene Leben.

Handlung und Hintergrund

Mit 18 Jahren leben die junge Malerin Ana (Manuela Vellés) und ihr Vater Klaus (Matthias Habich) wie weltabgeschiedene Hippies in einer einsamen Höhle auf Ibiza. Als die Mäzenin Justine (Charlotte Rampling) sie entdeckt und zu ihrer Künstlerkommune nach Madrid einlädt, verliebt sich Ana in ihren Mitstudenten Said (Nicolas Cazalé), ein Kriegswaise aus Marokko. Der verschwindet eines Tages spurlos und Ana beginnt unter Hypnose Bizarres herauszufinden.

Spaniens Kinomagier Julio Medem („Die Liebenden des Polarkreises„) vereint Chaos und Ordnung, wenn er von einem Frauenschicksal erzählt, hinter dem sich viele weitere verbergen. Esoterik und Spiritualismus prägen die kunstfertige Hommage an das unterdrückte weibliche Geschlecht.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Julio Medem
Produzent
  • Simón de Santiago,
  • Enrique Lopez Lavigne,
  • Koldo Zuazua
Darsteller
  • Charlotte Rampling,
  • Manuela Vellés,
  • Bebe Rebolledo,
  • Asier Newman,
  • Nicolas Cazalé,
  • Raul Pena,
  • Gerrit Graham,
  • Matthias Habich,
  • Lluís Homar
Drehbuch
  • Julio Medem
Musik
  • Jocelyn Pook
Kamera
  • Mario Montero
Schnitt
  • Julio Medem
Casting
  • Sara Bilbatúa

Kritikerrezensionen

    1. Es ist nicht schlimm, wenn ein Film etwas Chaotisches beschreiben will. Es ist auch nicht schlimm, wenn der Film selbst chaotisch ist, solange er weiß, was er erzählen will und wenn das Unstrukturierte ein Stilmittel ist, um auf die richtige Weise zu erzählen. Julio Medem ist in seinem neuen Film nicht einfach nur chaotisch. Nein: er ist unordentlich, konfus, prätentiös. Schlimmer: er scheint gar nicht so recht zu wissen, was er erzählen will und wie er es erzählen soll.

      Das ist nichts anderes als enttäuschend, ging doch von seinen vorherigen Filmen ein ganz eigener Zauber aus, in dem Poetik und Symbolik, Traumlogik und Erotik eine fruchtbare Verbindung eingingen. Nun will er das auch alles abhandeln, aber „Chaotic Ana“ wirkt angestrengt, und am Ende ist nur klar, dass der Film irgendwie ganz persönlich sein muss: eine Widmung erklärt „Meiner Schwester Ana, die ging. Meiner Tochter Ana, die kam.“

      Darum geht’s irgendwie, um das Sterben und Wiederkehren, um die Wiedergeburt, die Ana, die 18jährige Malerin naiver Bilder, unter Hypnose erinnert. Viele tausend Jahre Leben stecken in ihr, die Anglo, der junge Hypnotiseur, aus ihr herausholt, und bewusst weiß sie von nichts mehr. Höllenqualen sind das, immer war sie eine junge Frau, die jung sterben musste, auf grausamste Weise; die auch immer ihren Liebsten verlor. Gleichzeitig geht’s in dem Film um die große Liebe, denn Ana hängt an Said, einem jungen Araber, Kriegswaise, mit dem sie eine total romantische Nacht verbringt und der sie dann Knall auf Fall verlässt. Dann geht’s auch noch um das Weibliche an sich, denn, so die Theorie von Anas Freundin Linda, die der Film auch unterstreicht: Alle Männer sind Vergewaltiger, alle Frauen verführerische Huren. Irgendwie geht’s auch um Väter – Anas Vater lebt in einer Höhle auf Ibiza, wird zärtlich Monster genannt und ist der Beste auf der ganzen Welt. Lindas Vater tauscht Frau und Kind gegen ein Segelboot und fährt auf den Weltmeeren davon.

      Oh, wie wirr wird das alles zusammengesponnen, plötzlich steht Ana unter Hypnose, plötzlich hat sie schon dutzende Male gelebt, plötzlich dann ist sie auf hoher See mit Lindas Vater, plötzlich in Amerika und so weiter. Doch abgesehen von dem schlingernden Plot – den man vielleicht noch mit der Logik des Traums entschuldigen könnte, wäre er etwas besser ausbalanciert – scheint Medem etwas übersehen zu haben, was so deutlich im Subtext steht und was er offensichtlich gar nicht beabsichtigt hat (jaja, es geht auf allen Ebenen des Films ums Unbewusste…)

      Ana nämlich wird nach Strich und Faden ausgenutzt und manipuliert, was sie allerdings hinnimmt, weil sies ebenso wenig merkt wie Medem selbst. Die Hypnose zielt nicht auf Heilung ihrer traumatischen Visionen oder ihres Liebeskummers, sondern beutet sie als Forschungsgegenstand ebenso aus wie als Kunstobjekt: sie gerät in den Blickpunkt internationaler Hypnosewissenschaftler, und Linda filmt die Sessions mit, um daraus eine öffentlich vorgeführte Videomontage zusammenzustellen. Angetrieben wird alles von Justine, der Mäzenin, die Ana, Linda, Anglo und andere junge Künstler unterstützt – und die Ana nie loslässt, die sie in Amerika auffindet, um weiter in ihren qualvollen Erinnerungen zu bohren; ohne, dass diese je von Nutzen für Ana wären.

      Auch in anderer Hinsicht zeigt Medem kein sicheres Händchen für seine Inszenierung. In einer Liebesszene ruckt die Kamera aggressiv über den Körper der nackten Ana, die Perspektive des stoßenden Mannes nachempfindend – das korrespondiert zwar mit der These des gewalttätigen Jägers Mann, konterkariert aber zugleich die Schlüsselstellung der Szene in Anas Gefühlshaushalt. Es ist ihr erstes Mal, der Mann – Said – ist ihre große Liebe, und an diese Szene, die so gar nicht als schön, als romantisch, als himmelhoch jauchzend beschrieben ist, hängt die ganze Motivation, die Ana zu all den Hypnoseexperimenten treibt: die Suche nach Said, dem einen, einzigen Mann in ihrem Leben.

      Das Ende jedenfalls steigert sich noch weiter in seiner Absurdheit, es läuft alles auf (verrate ich es? Ja, ich muss, es drängt aus mir heraus, ich will nicht, dass es mich weiter quält!), es läuft auf einen Ödipus hinaus via Wiedergeburt. Oh Mann. Und: die Vogelmetapher, die sich leitmotivisch durch den Film zieht vom Falken, dem eine Taube ins Auge scheißt, über die Geier, die in einem früheren Leben Ana lebendig auffressen, über den federgeschmückten Indianer, der Ana mal erschlägt, geht’ s bis zu einem US-Kriegstreiber, also einem sprichwörtlichen Falken, der unglaublich platt und schablonenhaft gezeichnet ist. Anti-Amerika-Schwarzweißmalerei, die kaum besser ist als das Gut-Böse-Schema von G. W. Bush. Der amerikanische kriegslüsterne Falke soll jedenfalls wieder mal das männliche todbringende Prinzip verkörpern, das das weibliche Prinzip von Leben und Weisheit umzubringen sich bemüht. Was eigentlich nur das in diesem Film vorherrschende Prinzip der inszenatorischen Unbeholfenheit und hyperangestrengten Bemühung um die Magie früherer Medemfilme bestätigt. Die natürlich nie ansatzweise erreicht wird.

      Fazit: Eine Enttäuschung. Medem versucht zwanghaft, die Magie früherer Filme zu erlangen – und scheitert gänzlich an konfusem Plot, inszenatorischer Schwäche, mangelhafter Gedankenführung und prätentiösem Esoterikgeschwurbel.
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