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Can You Ever Forgive Me?: Melissa McCarthy brilliert im oscarnominierten Biopic über die Autorin und Fälscherin Lee Israel, die 400 Briefe von Berühmtheiten wie Marlene Dietrich türkte.

Handlung und Hintergrund

New York im Jahr 1991: Die Autorin Lee Israel (Melissa McCarthy) hat einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Wäre da nicht der Whiskey, sie würde wohl zusammenbrechen. Als sie ihren Job als Korrekturleserin verliert, hat sie kaum noch genug Geld, um die Miete zu bezahlen, geschweige denn die kostspielige Operation für ihre todkranke Katze zu bezahlen. Von ihren Büchern - Israel ist Autorin für Biografien - kann sie nicht leben, zumal sie sich mit ihrer Agentin zerstritten hat. Und auch die Ex (Anna Deavere Smith) will kein Wort von ihr hören.

Lee Israel ist keine einfache Person, abweisend, verbittert und auch versoffen. Doch sie hat Talent - und im entscheidenden Moment einen Geistesblitz. Als sie feststellt, wie viel Geld für die Briefe berühmter Persönlichkeiten bezahlt wird, fingiert sie kurzerhand selbst Briefe von Berühmtheiten wie Marlene Dietrich oder Dorothy Parker. Das einträgliche Geschäft weitet sich bald aus. Als Lee in einer Bar auf den homosexuellen Obdachlosen Jack Hock (Richard E. Grant) trifft, weiht sie ihn in ihre Pläne ein.

„Can You Ever Forgive Me?“ — Hintergründe

In den letzten Jahren war Melissa McCarthy eher auf Komödien wie „The Happytime Murders“ und „Tammy - Voll abgefahren“ gebucht. Nebenbei hat sie eine Oscarnominierung abgestaubt. Mit dem Biopic über die kratzbürstige literarische Fälscherin Lee Israel ist ihr trotzdem eine Überraschung gelungen. McCarthy geht in der ernsten - und nicht unbedingt liebenswerten - Rolle voll auf, ebenso Richard E. Grant („Der Nussknacker und die vier Reiche“) als einziger Freund der Autorin, die sich verbittert von der Welt abgewandt hat.

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In den USA ist „Can You Ever Forgive Me?“ bereits sehr gut angekommen. Die Verliererballade glänzt mit hervorragender Schauspielkunst und der Inszenierung von Regisseurin Marielle Heller, die schon mit ihrem Debütfilm „The Diary of a Teenage Girl“ auf sich aufmerksam machen konnte. Das Drehbuch wurde von Nicole Holofcener („Sex and the City“) nach der Autobiografie „Can You Ever Forgive Me?“ von Lee Israel verfasst. Israel fälschte bis zu 400 Briefe von Berühmtheiten und wurde im Jahr 1993 zu sechs Monaten Hausarrest und fünf Jahren Bewährung verurteilt.

„Can You Ever Forgive Me?“ — Oscarverleihung 2019

Das satirische Biopic „Can You Ever Forgive Me?“ gehört zwar nicht zu den großen Favoriten der Oscarverleihung 2019. Hoffnung besteht jedoch, dass der Underdog einige wichtige Preise abräumen kann. So ist Melissa McCarthy nun schon zum zweiten Mal nominiert, diesmal in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin, als Bester Nebendarsteller ist Richard E. Grant nominiert. Darüber hinaus hat „Can You Ever Forgive Me?“ eine Nominierung in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch erhalten.

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Marielle Heller
Produzent
  • Bob Balaban,
  • Pamela Hirsch,
  • Jawal Nga,
  • Anne Carey,
  • Amy Nauiokas,
  • David Yarnell
Darsteller
  • Melissa McCarthy,
  • Richard E. Grant,
  • Dolly Wells,
  • Ben Falcone,
  • Gregory Korostishevsky,
  • Jane Curtin,
  • Stephen Spinella,
  • Christian Navarro,
  • Pun Bandhu,
  • Erik LaRay Harvey
Drehbuch
  • Nicole Holofcener,
  • Jeff Whitty
Musik
  • Nate Heller
Kamera
  • Brandon Trost
Schnitt
  • Anne McCabe
Casting
  • Jennifer Euston

Kritikerrezensionen

    1. Melissa McCarthy brilliert in Marielle Hellers Kinofilm CAN YOU EVER FORGIVE ME? über die Schriftstellerin Lee Israel, die in den 1990er Jahren über 400 Briefe berühmter Persönlichkeiten fälschte.

      „Wenn du berühmt bist, kannst du dir leisten, ein Arschloch zu sein!“ Das ist der Rat, den ihre Agentin der Schriftstellerin Lee Israel mit auf den Weg gibt, bevor diese aus ihrem Büro stürmt. Denn Lee benimmt sich abweisend, rüde, geradezu ekelhaft unfreundlich. Als sie dringend Geld für einen Tierarztbesuch und ihre Miete benötigt, fällt ihr durch Zufall ein Brief der amerikanischen Komikerin Fanny Brice, über die sie eine Biografie schreiben will, in die Hände. Als sie ihn verkaufen will, erfährt sie von einer Buchhändlerin, dass solche Briefe bei Sammlern hohen Wert haben. Und je interessanter der Inhalt, desto mehr klingelt die Kasse. So setzt sich Lee an ihre Schreibmaschinen und schreibt ein paar Briefe. Als Dorothy Parker, Noel Coward, Ernest Hemingway. Keiner merkt etwas. Und die Kasse klingelt. Bis das FBI Lee auf die Schliche kommt. Über 400 Briefe hat Lee Israel in den 1990er Jahren gefälscht - einige davon sind bis heute im Umlauf. Mit CAN YOU EVER FORGIVE ME? verfilmt die Regisseurin Marielle Heller nun die Memoiren der Brieffälscherin. Auf der einen Seite ist die Geschichte skurril und regt aufgrund ihrer Absurdität zum Schmunzeln an. Doch der Film ist auf der anderen Seite auch tieftraurig und erzählt die Geschichte einer gescheiterten Existenz, die mit ganz realen Nöten ihr Leben alleine verbringt. Melissa McCarthy ist phänomenal in dieser Rolle und spielt Israel schnodderig schlitzohrig. In ihrer Entschlossenheit, Menschen nicht zu mögen, wirkt die Liebe zu ihrer Katze umso berührender, was auch für die Zweckfreundschaft mit Jack Hook gilt, einer weiteren gescheiterten New Yorker Existenz. Richard E. Grant spielt Hook als extravaganten und ständig abgebrannten Flaneur, der mit seinen Bonmots einem Oscar Wilde gleich den perfekten Gegenpart zu Israel bildet. Ihre ungewöhnliche Freundschaft sorgt für viele gelungene und scharfzüngige Dialoge, bei denen man trotz allem auch eine tiefe innere Verbundenheit spürt. Hellers Erzählton ist auch dank des exzellenten Drehbuchs von Nicole Holofcener ruhig und fließend, selbst die Enttarnung Israel geschieht ohne künstliche Dramatik. CAN YOU EVER FORGIVE ME? ist ein wunderbar eleganter, fantastisch gespielter und sorgsam inszenierter Film über eine Schriftstellerin, deren größtes Verbrechen auch ihr bestes Werk war.

      Jurybegründung:

      Es ist schon große Kunst, wenn im Film aus einem an sich eher unausstehlichen Charakter eine berührende Figur entsteht. Und es beweist großes Können, wenn eine Schauspielerin, die als Ulknudel weltbekannt ist, als Hauptdarstellerin in einem Drama vollauf überzeugen kann. Beides ist in CAN YOU EVER FORGIVE ME? geglückt. Regisseurin Marielle Heller hat für die Hauptrolle des Dramas Melissa McCarthy gewinnen können. Die hierzulande vor allem aus völlig überdrehten Actionkomödien bekannte Schauspielerin erweist sich als Idealbesetzung für die Hauptrolle der Schriftstellerin Lee Israel.

      Aber CAN YOU EVER FORGIVE ME? als Drama zu bezeichnen, trifft den Nagel auch nicht wirklich auf den Kopf. Die Verfilmung der Memoiren Lee Israels ist eher eine charmant-melancholische Tragikomödie, in der McCarthy mit ihrer herzlich-rauen Art glänzen kann. Als Schriftstellerin Lee Israel Anfang der 1990er Jahre keine Unterstützung mehr von ihrem Verlag bekommt, verfällt sie in eine schwere Krise. In dem Maße, wie ihr Kontostand sinkt, steigt ihr Alkoholpegel. Israel ist pleite, desillusioniert, aggressiv und misanthropisch. Der einzige Freund ist JackHook, ein tuntiges Faktotum, das sich mit dem Verkauf von Drogen über Wasser hält. Durch einen Zufall erfährt Lee Israel, wie wertvoll Autographen, also von Prominenten geschrieben Briefe, sein können. Israel nutzt ihr schriftstellerisches Können, verfasst pikante Schreiben, fälscht Unterschriften und kommt endlich wieder zu Geld. Aber das Geschäftsmodell bringt das FBI auf den Plan.

      Buchhändler, Antiquariate, Schreibmaschinen. CAN YOU EVER FORGIVE ME? ist ein auf wunderbare Art altmodischer Film. McCarthys Lee Israel wirkt darin wie ein fester Bestandteil einer Welt, die wie sie längst vom Untergang gezeichnet ist. Völlig elegant, sanft und reibungslos, völlig smooth scheint die Handlung ausgearbeitet zu sein und in der Tat müssen Zuschauer schon nach Ecken und Kanten suchen, an denen sie sich reiben können. Aber sie sind da: CAN YOU EVER FORGIVE ME? ist eine cineastische Perle, die aus einer Zeit zu berichten scheint, in der Menschen noch Persönlichkeiten sein konnten, stolz auf alle kleinen und größeren Macken die sie eben ausmachen. Israel Begleiter Jack Hook ist ein glänzendes Beispiel dafür. Der Brite Richard E. Grant verkörpert ihn als genauso charmanten wie manipulativen Mann, der versucht, jeder noch so schäbigen Gelegenheit etwas Positives abzutrotzen, sei es ein Dollar oder eine schnelle Nummer.

      Grant und McCarthy sind zweifellos geniale Schauspieler. Dass sie aber so brillant miteinander funktionieren, ist zumindest zum Teil der hervorragenden Schauspielführung Marielle Hellers zu verdanken. Überhaupt zeigte sich die Jury in der Diskussion von deren Befähigung zutiefst beeindruckt. Ihr Film ist nicht nur ein hervorragendes Biopic, sondern auch ein Film, der einer genauso bigotten wie elitären Literaturszene kräftige Seitenhiebe erteilt. Ihr CAN YOU EVER FORGIVE ME? lässt die Zuschauer die schrullige Lee Israel nicht nur begreifen, sondern gar mit ihr fühlen. Bis zum Schluss bleibt sie depressiv, bis zum Schluss ohne Befreiung, das aber lässt sich durchaus aushalten.

      Heller packt all das in ein prächtig gefilmtes und ziemlich angeranztes New York, das - unterlegt mit jazzigem Score - auch ein wenig wie aus Woody Allens Filmen wirkt. Und dazu arbeitet sie mit markant-schrulligen Charakteren, die sicherlich in Erinnerung bleiben.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Can You Ever Forgive Me?: Melissa McCarthy brilliert im oscarnominierten Biopic über die Autorin und Fälscherin Lee Israel, die 400 Briefe von Berühmtheiten wie Marlene Dietrich türkte.

      Ebenso berührende wie beschwingte Verliererballade um eine Autorin, die sich mit gefälschten Briefen über Wasser hält.

      Schauspielerin Melissa McCarthy zeigt sich von ihrer ernsten Seite und eine emotionale Tiefe, die man von der auf derbe Sprüche abonnierten Ulknudel aus „Brautalarm“ und „Taffe Mädels“ in dieser Form wohl nicht erwartet hätte. Der zweite Film von Marielle Heller, die mit The Diary of a Teenage Girl“ ein tolles Debüt abgeliefert hatte, erzählt nach einem Drehbuch von Nicole Holofcener und Jeff Whitty eine Art amerikanischen „Schtonk!„, eine wahre Geschichte über eine vom Glück verlassene Schriftstellerin, die sich mit der Fälschung von Briefen berühmter Romanciers und Dichter über die Runden bringt und dabei auf eine schräge Weise ihre kreative Erfüllung findet. In den ersten fünf Minuten beleidigt Lee Israel ihre Mitarbeiter, legt sich mit ihrem Vorgesetzten an, verliert ihren Job, trinkt viel zu viel Whisky und düpiert ihre Agentin. Man schließt diese kratzbürstige, schlecht frisierte, ungepflegte, gescheiterte und ruppige Frau sofort ins Herz. Sie ist, wie ihr ganz am Schluss vorgeworfen wird, „a horrid cunt“, keine Frage, und doch fiebert man mit ihr bei ihrem Drahtseilakt Leben, wie sie sich bei jedem neuen Rückschlag wieder aufrappelt und weitermacht, eine Mischung aus dem misanthropischen Harvey Pekar aus „American Splendor“ und Billy Bob Thorntons „Bad Santa„, die nur ihrer Katze vertraut und schließlich doch Freundschaft schließt mit einer ebenso gestrandeten und noch unzuverlässigeren Seele, dem schwulen Jack Hock, absolut hinreißend gespielt von Richard E. Grant, dem man mehr solche Rollen wünschen würde: Gemeinsam wanken sie immer mit Schlagseite durch diesen Film, als wäre das Leben einer dieser besoffenen Shantys von Tom Waits während dessen „Rain Dogs“-Ära. Dabei ist alles ganz zauberhaft anrührend, eine beschwingte Verliererballade, in der jede noch so amoralische Untat willkommen ist. ts.
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