Der 21. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) erklimmt die Spitzen der Kinocharts. „Captain Marvel“ führt die stärkste Marvel-Heldin (Brie Larson) ein, zeigt uns die 90er-Jahre und einen Nick Fury (Samuel L. Jackson) mit zwei Augen. Dass dabei nicht alle Details stimmen, zeigen wir euch an dieser Stelle. Welche Fehler in „Captain Marvel“ die Gemüter erhitzen und warum einige davon bei genauerer Betrachtung in Wahrheit doch keine Fehler sind, erfahrt ihr bei uns.
Achtung, Spoiler-Warnung für „Captain Marvel“!
Nick Fury hat sein Auge gar nicht verloren!
Es war wohl eines der größten Verkaufsargumente für hartgesottene Marvel-Fans, als bekannt wurde, dass Nick Fury in „Captain Marvel“ mit zwei intakten Augen zu sehen sein würde. Nun wissen wir: Flerken Goose ist der Übeltäter, der das Auge von Nick Fury irreparabel beschädigt. Allerdings konnten wir in „Captain America: The Winter Soldier“ auf einem alten Foto sehen, dass Agent Fury bei seiner Vereidung als Director von S.H.I.E.L.D. noch im Besitz von zwei gesunden Augen war. Seine Vereidigung muss aber definitiv nach den Ereignissen von „Captain Marvel“ geschehen sein. Schließlich war er dort noch ein einfacher Mitarbeiter von S.H.I.E.L.D. Hier hat sich wohl der Fehlerteufel bei Marvel eingeschlichen.
Agent Coulson ist kein Neuankömmling
Als Carol und Agent Fury aus den Gebäuden des Projekt P.E.G.A.S.U.S. fliehen, lässt sie Agent Coulson von dannen ziehen. Kurze Zeit später fragt Carol bei Fury nach, wer der Agent gewesen ist. Fury antwortet darauf, dass es „der Neue“ sei. Geht man jedoch von der Annahme aus, dass wir in „Captain Marvel“ das Jahr 1995 schreiben, so war Agent Coulson bereits mehrere Jahre bei S.H.I.E.L.D. aktiv. In „Agents of S.H.I.E.L.D.“ erfahren wir nämlich, dass er zunächst auf der hauseigenen Akademie studierte und 1992 seine erste Mission absolvierte. Laut Nick Fury ist man somit nach drei Jahren also noch immer ein Neuankömmling.
Der Cameo von Stan Lee erschuf ein Zeitparadox
Spätestens in „Guardians of the Galaxy, Vol. 2“ wurde eine beliebte Fan-Theorie bestätigt, die Marvel-Fans weltweit beschäftigte. Der Cameo von Stan Lee zeigt die Comiclegende als Anwärter auf die Watcher, eine uralte Vereinigung, die die Geschicke des Universums beobachtet und dokumentiert. Kevin Feige gab später sogar zu Protokoll, dass alle bisherigen Cameos von Stan Lee somit einen Charakter darstellen.
In „Captain Marvel“ sehen wir hingegen, dass Stan Lee sich nun in einer fiktionalen Version seiner selbst darstellt, da er für seinen Cameo in „Mallrats“ den Text lernt. Die daraus resultierende Frage ist somit: Spielte Stan Lee sich in allen Auftritten selbst? Können gar die Marvel Comics innerhalb des Marvel Cinematic Universe existieren? Und wofür ist Lee dann sonst berühmt?
Thor war der erste Alien-Kontakt – dachten wir
2011 wurde uns in „Thor“ weisgemacht, dass die Begegnung mit dem Donnergott der erste Alien-Kontakt innerhalb der Marvel-Filme gewesen sei. Da „Captain Marvel“ jedoch im Jahr 1995 spielt, kann dies unmöglich der Fall sein. Und damit nicht genug: In „Agents of S.H.I.E.L.D.“ erfahren wir, dass nach dem 2. Weltkrieg jahrelang an einem Alien-Kadaver geforscht wurde.
Filme, die nach 1995 veröffentlicht wurden
Wenn Veers vom Himmel in die Filiale einer Blockbuster-Videothek fällt, blickt sie sich fragend um. Dabei sehen wir einige Filme dieser Zeit in den Regalen. Doch einige Filme und Plakate konnten unmöglich zu dieser Zeit dort zu finden sein: „Ein Schweinchen namens Babe“ wurde etwa im Herbst 1995 im Kino veröffentlicht, die Videokassette von „Sleepers“ konnte frühestens 1997 auf den Markt gebracht worden sein.
Goose, der Flerken alleine im S.H.I.E.L.D. Gebäude
Abgesehen davon, dass der Flerken Goose für komödiantische wie süße Highlights sorgt, ergibt es leider wenig Sinn, dass das gefährliche Alien in Einrichtungen wie Projekt P.E.G.A.S.U.S. und dem S.H.I.E.L.D.-Büro alleine durch die Gänge streift. Besonders Nick Fury sollte wissen, welche Gefahr von Goose ausgeht.
Carol atmet ohne Helm im Weltall
Wenn Captain Marvel im Höhepunkt des Superhelden-Films durch die Lüfte hinaus in den Orbit fliegt, lässt sie im ersten Moment ihre Atemmaske weg. Besonders heikel: Sie verweilt für eine kurze Zeit vor Ronans Raumschiff, bis dieser den Rückzug antritt. Wieso ist sie in dieser Szene nicht erfroren oder gestorben? Captain Marvel hat zwar viele Kräfte, aber ohne Atemmaske im Weltall überleben kann selbst sie nicht.
Wie gelang Mar-Vell in den Besitz des Tesseract?
Kaum ein MCU-Film kommt ohne die Infinity-Steine aus. Auch „Captain Marvel“ bildet hier keine Ausnahme. Doch wie konnte Mar-Vell in den Besitz des Tesseracts gelangen? Das Auftauchen des Tesseracts, der den Raumstein beinhaltet, sorgt für Verwirrung, ist in Wahrheit jedoch nachvollziehbar.
Einst trachtete Red Skull nach dem Tesseract, doch Captain America schritt erfolgreich ein und wurde gemeinsam mit dem Infinity-Stein auf dem Grund der arktischen See begraben. Howard Stark fand den Stein bei der Suche nach Steve und forschte lange Zeit daran. Jahrzehnte später wissen wir, dass der Tesseract in den Laboren von Projekt P.E.G.A.S.U.S. sein wird. In „Captain Marvel“ wird die Lücke nun größtenteils geschlossen: Mar-Vell (alias Dr. Lawson) war Leiterin des Projekts und konnte den Tesseract mit Leichtigkeit entwenden und in ihrem geheimen Labor im Orbit verwahren. Durch Goose kam der Tesseract zurück auf die Erde und in die Hände von S.H.I.E.L.D., die weitere Forschungen betrieben.
Wieso wurde Captain Marvel bislang nie gerufen?
Es muss doch stark verwundern, warum die stärkste Heldin innerhalb des Marvel Cinematic Universe erst so spät eingeführt wird. Die Bedrohungen durch Loki oder Ultron wären allesamt ein plausibler Anlass für Nick Fury gewesen, den Pager zu nutzen, um Captain Marvel zu rufen.
Natürlich könnte man davon ausgehen, dass die Angriffe der Citauri in „Avengers“ und von Ultron in „Avengers 2: Age of Ultron“ zu überraschend geschehen sind, um interstellare Hilfe anzufordern. Aber spätestens bei den Ereignissen in „Avengers: Infinity War“ hätte Nick Fury zum Pager greifen müssen, um Captain Marvel zur Hilfe zu bitten. Und zwar direkt nach dem Auftauchen von Ebony Maw in New York und nicht erst ca. eine Woche später, als Thanos sein Ziel bereits erfüllt hatte. Aber vielleicht lag der Grund ja an einer weitaus profaneren Sachlage, wie ein Leak für „Avengers 4: Endgame“ durchklingen ließ.
Woher kannte Nick Fury Howard Stark?
Wie wir in „Captain Marvel“ erfahren, hat auch Nick Fury einst unten angefangen. Bevor er später zum Direktor ernannt wurde, musste er zunächst die vorangehenden Ränge, beziehungsweise Level, von S.H.I.E.L.D. durchschreiten. Level 3 ist dabei eher niedrig angesiedelt, während Level 7 der höchste Rang ist. Wie kann es also sein, dass Nick Fury später behauptete, er hätte Howard Stark, Tonys Vater, gekannt? Howard Stark verstarb 1991, wie wir in „Captain America: Civil War“ erfuhren. Doch zu diesem Zeitpunkt war Nick Fury ein rangniedriger Agent.