Chernobyl Diaries: Tschernobyl, eine Chiffre des gescheiterten Fortschrittglaubens und ein dunkles Kapitel in der atomaren Menschheitsgeschichte. Die Chernobyl Diaries erzählen erstmals von den ungeschriebenen Seiten der Postapokalypse. Die Tagebücher begleiten eine Gruppe von sechs jungen Erwachsenen, die den ultimativen Kick auf ihrem Abenteuerurlaub abseits ausgetretener Pfade suchen und einen Extrem-Tour-Guide anheuern, der quasi...
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Handlung und Hintergrund
Die amerikanischen Twens Natalie und Amanda begleiten ihren Kumpel Chris nach Kiew, der dort seinen Bruder Paul besucht. Der überredet die jungen Touristen zum makabren Abenteuertrip: Mit dem Pärchen Michael und Zoe lassen sie sich vom einheimischen Führer Uri auf illegaler Tour Pripyat zeigen, die verwilderte Arbeiterstadt des Kernkraftwerks Tschernobyl. Mit ihrem Kleinbus fahren sie auf das vor 25 Jahren aufgegebenen Gelände, inspizieren die düsteren Ruinen - und erleben das nackte Grauen. Denn die verstrahlte Geisterstadt ist längst nicht so verlassen, wie sie glauben.
Natalie und Amanda begleiten ihren Kumpel Chris nach Kiew, der dort seinen Bruder Paul besucht. Der überredet die jungen Touristen zum makabren Abenteuertrip: Mit dem Pärchen Michael und Zoe lassen sie sich vom Führer Uri auf illegaler Tour nach Pripyat bringen, der verwilderten Arbeiterstadt des Kernkraftwerks Tschernobyl. Mit ihrem Kleinbus fahren sie auf das vor 25 Jahren aufgegebenen Gelände, inspizieren die düsteren Ruinen - und erleben das nackte Grauen. Denn die Geisterstadt ist nicht so verlassen, wie sie glauben.
Drei amerikanische Touristen erlauben sich den Jux, Tschernobyl zu besuchen, und erleben dort das nackte Grauen. Found-Footage-Horror von „Paranormal Activity„-Macher Oren Peli, der die Handlung seines effektiven Schockers nach Tschernobyl verlegt.
Besetzung und Crew
Regisseur
Bradley Parker
Produzent
Richard Sharkey,
Rob Cowan,
Andrew A. Kosove,
Broderick Johnson,
Allison Silver,
Milan Popelka,
Alison Cohen,
Oren Peli,
Brian Witten
Darsteller
Devin Kelley,
Jonathan Sadowski,
Ingrid Bolsø Berdal,
Olivia Dudley,
Jesse McCartney,
Nathan Phillips,
Dimitri Diatchenko
Drehbuch
Shane Van Dyke,
Oren Peli,
Carey Van Dyke
Kamera
Morten Søborg
Schnitt
Stan Salfas
Idee
Oren Peli
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Das ganze Projekt klingt zunächst einigermaßen geschmacklos: ein Horrorfilm rund um die radioaktiv verseuchte Todeszone von Tschernobyl, noch dazu produziert und als Ko-Autor verantwortet von Oren Peli, der mit Paranormal Activity einen zwar hocheffektiven Found Footage-Schocker inszeniert, sich aber nicht unbedingt als Vertreter des politischen oder in irgendeiner Form sozialkritischen Horrorkinos bekannt gemacht hat.
Denn es ist doch die Wirklichkeit, die im Zweifelsfall an Geschmacklosigkeit immer noch ein Schippchen drauflegen kann. Denn Touren nach Pripyat gibt es tatsächlich. Und außerdem bedient sich Chernobyl Diaries dramaturgisch wie strukturell beim Subgenre des Teenie-Slashers, in dem der allmählichen Dezimierung des Figurenpersonals stets eine Überschreitung bestimmter, auch und vor allem moralischer, Grenzen vorauszugehen hat.
Erst zum Ende gelingt Peli und dem Regiedebütanten Bradley Parker dann auch erzählerisch eine kritische Wende, die freilich ein wenig aufgesetzt und ausgegoren wirkt. Nein, mit der Tragödie, die an diesem Ort tatsächlich stattgefunden hat und mit der Radioaktivität als möglichem innovationsstiftenden Element wussten die Filmemacher wenig anzufangen.
Dafür funktioniert ihre Arbeit handwerklich umso besser. An die Stelle eines neuen Found Footage-Films setzt Parker eher die ästhetischen Vorgaben des Dogma 95: In weitgehender Dunkelheit, ohne künstliches Licht und dynamisiert durch die unruhigen Bewegungen der Handkamera geht die Flucht vor einem unbekannten, stets im Finsteren bleibenden Übel durchaus nervenaufreibend vor sich.
Dieses tödliche Spiel von ein wenig Taschenlampenlicht und viel, viel Schatten findet dabei in einem einzigartigen Setting statt: In einem Tunnelsystem unter Belgrad und auf einer verlassenen Luftwaffenbasis in der Nähe von Budapest ließ Parker sein Pripyat auferstehen, einen von Verfall und Leere, von Klaustrophobie und Weite zugleich bestimmten Mikrokosmos. Hier verspricht das Freie, Offene keine Chance zur Flucht und Mauern und Türen bieten keine Zuflucht.
So entwickelt Parker vor allem in der zweiten Hälfte einen sehr effektiven Horrorfilm, der visuell auf Desorientierung setzt und die Bedrohung auf der Bildebene nur andeutet, dafür im Sound Design ein Terror-Gesamtkunstwerk von Hetzen, Japsen, Schmatzen, Kreischen und Krachen schafft.
Sicherlich sind die Neuerungen, die Chernobyl Diaries ein wenig von der Dutzendware des Genres absetzen, letztlich recht dünn gesät. Doch ein Filmtypus, der an Urängste rühren will, kann sich eben relativ bequem auf einige wenige Gestaltungselemente verlassen. Solange, bis sich die Ängste der Menschen oder die Menschen selbst ändern. Dafür allerdings wäre Tschernobyl eine geradezu klassische Metonymie gewesen, eine grausige Zeitenwende gar doch diese Chance haben die Filmemacher recht fahrlässig vergeben.
Fazit: Das innere Uhrwerk des Horrorgenres hat Chernobyl Diaries sicher nicht neu konstruiert. Dafür ist Bradley Parker aber ein sehr effektiv inszenierter Schocker in einem reizvoll desolaten Setting gelungen, der sich um die politischen Implikationen und die Vergangenheit dieser Umgebung wiederum recht wenig schert.
Einerseits weiß Chernobyl Diaries über die komplette Spielzeit gut zu unterhalten, ist unheimlich und transportiert perfekt eine extrem bedrückende Atmosphäre.
Andererseits hätte man aus den vielversprechenden Ansätzen mehr herausholen und sich vor allem ein besseres Ende einfallen lassen müssen. Je mehr man über diesen Horrorstreifen nachdenkt, desto mehr wird einem bewusst, welche großartigen Ideen einen Platz im Film finden und ihn zu einem echten Überraschungserfolg hätten machen können. So trauert man nach den nur knapp 85 Minuten seinem Eintrittsgeld schon ein wenig nach, auch wenn während des Sehens die Erwartungen größtenteils erfüllt werden und man ihm auch zu Gute halten muss, dass er mit einem winzigen Budget realisiert wurde.
Am Ende bleibt natürlich auch die Frage, ob man die Katastrophe von Tschernobyl für einen im Grunde platten Horrorfilm ausschlachten darf und dabei äußerst geschmack- und respektlos mit der Katastrophe und ihren Opfern umgeht. Abgesehen davon funktioniert die Story schon im Grundsatz nicht: Jedes Jahr gibt es tausende von Touristen, die sich Prypjat ansehen.
Gruselige Atmosphäre in einer radioaktiven Geisterstadt. Das bringt der Film in der ersten Hälfte packend rüber, in der zweiten Hälfte säuft die Geschichte jedoch in Schwärze ab.