Cherry: Die 18-jährige Angelina will ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie zieht nach San Francisco und wird Cherry, eine unschuldige aber verführerische Pornodarstellerin.
Handlung und Hintergrund
Daheim im White-Trash-Zuhause zwischen trinkenden Problemeltern, miesem Kellnerjob und unselbständiger Boyfriend-Klette sieht Angelina keine Perspektive mehr. Kurzerhand nimmt sie mit dem besten platonischen Freund Reißaus, braust nach Los Angeles, und heuert in der Pornoindustrie an, wo sie sich nach anfänglichem Fremdeln auch ziemlich bald gut zurecht finden. Dann macht sie die Bekanntschaft des koksenden Anwalts Frances. Der verspricht Abenteuer gepaart mit Wohlstand, mag aber ihren Job nicht.
Angelina flieht vor kaputten Verhältnissen nach L.A. und wird zu Cherry, der Erotikqueen. Da klopft die Liebe an. Unterhaltsame und niveauvolle Mischung aus Liebesgeschichte und Sexbusiness-Satire mit bekannten Gesichtern.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Gordon Bijelonic,
- Elizabeth Destro,
- Rick Dugdale,
- Jordan Kessler
Darsteller
- Ashley Hinshaw,
- James Franco,
- Heather Graham,
- Dev Patel,
- Diane Farr,
- Lili Taylor,
- Megan Boone,
- Jonny Weston
Drehbuch
- Stephen Elliott,
- Lorelei Lee
Musik
Kamera
Schnitt
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Die ersten Minuten von "Cherry" kommen einem bestens bekannt vor und lassen einen auch schon bereits Vermutung über den Ausgang des Films anstellen: Junges, hübsches Mädchen aus dem White-Trash-Milieu entflieht seinen Alkoholiker-Eltern um in irgendeiner Großstadt das große Glück zu suchen. Schon vor ihrer Flucht macht sie schmuddelige Nacktfotos fürs Internet. Das geschieht nicht unbedingt aus eigenem Antrieb und so spricht einiges für die Vermutung, sie könne in San Francisco vollends abrutschen, zur Prostitution gezwungen werden oder ähnliches - man vermutet das Gegenteil vom American Dream, ein tragisches Drama.
Tatsächlich aber schlägt Regieneuling Stephen Elliott einen ganz anderen Weg ein, denn "Cherry" entpuppt sich als "Coyote Ugly"-Version, situiert in der Internetpornobranche. Eigentlich ist es eine willkommene Abwechslung, dass das Pornobusiness mal nicht als neuzeitliches Sodom und Gomorrah herhalten muss. Das Problem ist allerdings, dass Elliott es wie Garden Eden aussehen lässt. Selbstverständlich wird nicht jeder in diese Branche gezwungen, aber spätestens seit der Dokumentation "9 to 5 - Days in Porn" (2008) ist bekannt, dass es sich zumindest vor der Kamera um einen knochenharten Job handelt, den man keinesfalls über einen extrem langen Zeitraum ausüben kann oder gar möchte.
In "Cherry" sieht es allerdings so aus, als hätte Angelina den Traumjob schlechthin ergattert, als wäre jede Frau schlicht und ergreifend blöd, wenn sie anders ihr Geld verdient. Grund für diese Glorifizierung: Drehbuchautorin Lorelei Lee ist hauptberuflich Pornodarstellerin und auch Stephen Elliott kommt aus dieser Branche. Sexszenen gibt es auch - und zwar reichlich. In erster Linie besitzen sie Schauwert und keine weitere Funktion. Aber durch das Thema sind sie ein notwendiger Teil der Geschichte.
Abseits dieser Glorifizierung hat der Film eine interessante Hauptfigur zu bieten: Angelina ist die gesamte Geschichte hindurch vollkommen selbstbestimmt, unabhängig und nahezu frei von Selbstzweifeln. Aber auch wahnsinnig kompromisslos im Umgang mit ihren Mitmenschen. Als ihr Anwaltsfreund - übrigens das übliche Klischee eines verkappten Künstlers, der zu viel Angst hat und sich statt dessen mit Drogen betäubt - sie beschimpft und sie ganz klar vor die Wahl stellt, er oder ihr Job, überlegt sie nicht lang. Sie steigt aus dem Auto und er existiert nicht mehr für sie. Auch der Zuschauer wird ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Der darauf folgende Autounfall ist nur zu hören und ein kurzer Blick auf den demolierten Wagen ist zu erhaschen.
Am Ende des Films hat sich Angelina gefunden, betrachtet ihren Job als Gelegenheit gutes Geld zu verdienen und nicht mehr. Sie empfindet ihre Sexualität als normal und lebt sie aus. Durch etwas weniger Verherrlichung hätte es ein guter Coming-of-Age-Film werden können.
Fazit: Regisseur Stephen Elliott glorifiziert in "Cherry" die Pornoindustrie und verspielt so die Chance auf ein durch und durch sehenswertes Regiedebüt.
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