Ein Waschbär auf Crack, der Amok läuft? Das wird ein Hit oder ein Fall für „SchleFaZ“. „Crackcoon“ wird eindeutig letzteres, wie der irre Trailer beweist.
Tierhorrorfilme gehören mit zu den schwierigsten Genres, an die man sich im Filmgeschäft versuchen kann. Das hat vor allem zwei Gründe: Alle wissen, wie Tiere nun einmal aussehen und können – falls das nicht der Fall sein sollte – heutzutage mit wenigen Klicks Abhilfe verschaffen, etwa via YouTube. Dazu greifen Tiere in der Regel nur an, wenn sie sich bedroht fühlen, etwa wenn jemand ihr Revier kreuzt, wenn sie Hunger haben oder wenn sie ihren Nachwuchs verteidigen. Ein Tier tötet nicht, weil es sich dazu entschlossen hat, der Jason Voorhees des Tierreichs zu werden.
Damit ein ganz gewöhnliches Tier das Publikum allein durch seine Präsenz in Angst und Schrecken versetzt, bedarf es also eines filmischen Drahtseilaktes – welchen Steven Spielberg 1975 mit „Der weiße Hai“, den ihr über Amazon streamen könnt, bereits gemeistert hat. Einen anderen, nicht minder erfolgreichen Weg beschritt Regisseurin Elizabeth Banks dieses Jahr mit „Cocaine Bear“, einem wilden Genremix mit der genau richtigen Mischung aus Selbstironie und Schrecken.
Verfügt man jedoch weder über das Talent noch über die finanziellen Mittel eines Steven Spielberg oder einer Elizabeth Banks, bleibt meistens nur der Weg über die Trash-Granate. Dann muss so richtig auf die Z-Film-Kacke gehauen werden, dass selbst die Bezeichnung Amateurfilm noch wie ein wertvolles Prädikat wirkt – so wie bei den „Birdemic“-Filmen. Das muss sich auch Filmemacher Brad Twigg gedacht haben, als ihm die Idee kam, im Fahrwasser von „Cocaine Bear“ mitzuschwimmen.
Für ein großes Tier dürfte das Budget nicht ausgereicht haben, während blutrünstige Hunde schon viel zu oft durch das Bild gehuscht sind. Also warum keinen kleinen Waschbären nehmen? Diese possierlichen Tierchen lassen sich kostengünstig nachbauen und mit Crack im Titel ergibt sich sogar ein lustiges Wortspiel: Bro-Fist! Flugs eine Indiegogo-Kampagne gestartet und schon konnte es losgehen mit dem Dreh. Wie der erste Trailer zu „Crackcoon“ zeigt, hat es aber letzten Endes dann doch nur für einen einzigen Killer-Waschbären gereicht:
„Crackcoon“: Als wären die Videotage der Achtziger zurück
„Crackcoon“ hat alles, was eine Trash-Granate ausmacht: schlechte Schauspieler*innen, Sets, die in Wahrheit wohl das Zuhause von jemandem sind, Kostüme vom Halloween-Verleih sowie ein Monster, das ganz offensichtlich von seinen Opfern bewegt wird. Was wie die unterste Schublade des Filmemachen-Einmaleins klingt (und es auch ist), könnte in dieser Form direkt aus den Achtzigern stammen, als das neue Videoformat inklusive des schnell wachsenden Videothekensektors für einen wahren Genre-Boom sorgte. Nur dass „Crackcoon“ mindestens satte 40 Jahre zu spät kommt.
Das macht aber nichts, denn wer möchte nicht in geselliger Runde einen Filmabend veranstalten und jedes Mal, wenn der im Drogenrausch zum Killer mutierte Waschbär auftaucht, ein Glas Moonshine-Schnaps hinunterkippen? In den USA soll die Horrorkomödie „Crackcoon“ noch Ende 2023 veröffentlicht werden. Wann er hierzulande erscheint, steht noch nicht fest. Übrigens: Das Filmteam um Regisseur Twigg hat bereits eine Idee für eine lose Fortsetzung mit dem Titel „Crackodile“, die realisiert werden soll, wenn 10.000 US-Dollar an Spendengelder zusammenkommen sollten. Da freuen sich mit Sicherheit Oliver Kalkofe und Peter Rütten auf neues Futter für ihre „SchleFaZ“-Reihe.
So manche Horrorgestalten sind ziemlich kreativ in der Wahl ihrer Mordwerkzeuge. Erkennt ihr die jeweiligen Filme anhand der verwendeten Utensilien? Testet euer Wissen: