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Coco avant Chanel: Ein kleines Mädchen, das irgendwo im tiefsten Frankreich mit seiner Schwester in einem Waisenhaus lebt und jeden Sonntag vergeblich darauf wartet, vom Vater abgeholt zu werden. Eine Varietésängerin mit schwacher Stimme, die vor einem Publikum aus betrunkenen Soldaten singt. Eine arme Näherin, die im Hinterzimmer einer Provinzschneiderei Säume stichelt. Eine junge, magere Nachwuchskurtisane, die bei ihrem Beschützer...

Handlung und Hintergrund

Als Waisenkind in der französischen Provinz aufgewachsen, muss sich Gabrielle „Coco“ Chanel schon von frühester Kindheit an behaupten. Ihr bewegtes Schicksal ließ sie als Varietésängerin ihren Lebensunterhalt verdienen, später als mittellose Näherin und sogar Kurtisane. Sie blieb nie lange bei einem Mann und eine Ehe konnte sie schon gar nicht eingehen. Dennoch entwickelt sich die willensstarke Frau nach und nach zu einer etablierten Modeschöpferin, die zuletzt weltweite Bekanntheit erlangte und bis heute für Freiheit und Weiblichkeit steht.

Als Waisenkind in der französischen Provinz aufgewachsen, muss sich Gabrielle „Coco“ Chanel schon von frühester Kindheit an behaupten. Ihr bewegtes Schicksal ließ sie als Varietésängerin ihren Lebensunterhalt verdienen, später als mittellose Näherin und sogar Kurtisane. Sie blieb nie lange bei einem Mann, und eine Ehe konnte sie schon gar nicht eingehen. Dennoch entwickelt sich die willensstarke Frau nach und nach zu einer etablierten Modeschöpferin, die zuletzt weltweite Bekanntheit erlangte und bis heute für Freiheit und Weiblichkeit steht.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Anne Fontaine
Produzent
  • Carole Scotta,
  • Caroline Benjo,
  • Philippe Carcassonne,
  • Simon Arnal
Darsteller
  • Audrey Tautou,
  • Benoît Poelvoorde,
  • Alessandro Nivola,
  • Marie Gillain,
  • Emmanuelle Devos,
  • Régis Royer,
  • Yan Duffas,
  • Fabien Béhar,
  • Roch Leibovici,
  • Jean-Yves Chatelais,
  • Pierre Diot,
  • Vincent Nemeth,
  • Bruno Abraham-Kremer,
  • Lisa Cohen,
  • Inès Bessalem
Drehbuch
  • Anne Fontaine,
  • Camille Fontaine,
  • Christopher Hampton,
  • Jacques Fieschi
Musik
  • Alexandre Desplat
Kamera
  • Christophe Beaucarne
Schnitt
  • Luc Barnier

Kritikerrezensionen

    1. Gleich mehrere filmische Biografien drehen sich um derzeit um Modezarin Coco Chanel. Nach einem Fernsehfilm mit Shirley MacLaine, den Jugendjahren mit Audrey Tautou sowie Jan Kounens Romanze „Coco Chanel & Igor Stravinsky“ mit Anna Mouglalis, dem Cannes-Abschlussfilm 2009, konzentriert sich demnächst Daniele Thompson auf den späteren Werdegang der kreativen Französin.

      Wie der Originaltitel „Coco bevor Chanel“ unterstreicht, beschäftigt sich Anne Fontaine mit den frühen Jahre der selbst bewussten Gabrielle. Da spielt es keine Rolle, dass das elegant fotografierte Melodram um die talentierte Individualistin mit den Fakten relativ frei umgeht. Unter Mitarbeit des britischen Dramatikers Christopher Hampton ("Gefährliche Liebschaften") zeichnet Fontaine den Weg einer zwar mittellosen, aber selbstsicheren jungen Frau zwischen zwei Männern.

      Coco Chanel muss bald erkennen, dass ihr auf Dauer eine Karriere als Sängerin verwehrt bleibt. Ohnehin bringt ihre Cabaretlaufbahn eher unangenehme Männerkontakte zwischen Säufern und vergnügungssüchtigen Soldaten mit sich. Daher ergreift sie die Gelegenheit, durch den Kontakt zu dem wortgewandten, großspurigen Baron Etienne Balsan einer wenig aussichtsreichen sozialen Lage zu entkommen, obwohl der Aristokrat auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Mann nach Cocos Geschmack ist. Der zumeist in komödiantischen Rollen besetzte, schalkhafte Benoit Poelvoorde erhielt von den Autoren einige witzigen Dialoge auf den Leib geschneidert und bringt einen humorvollen Unterton in das Epochendrama ein. Dem ausgelassenen Lebemann steht bald der eloquente britische Geschäftsmann Boy Capel gegenüber, ein charmanter Gesprächspartner, wobei der Amerikaner Alessandro Nivola im Original durch ein fast akzentfreies Französisch überrascht. Letztlich weist die ungebundene Coco, von Audrey Tautou nuancenreich verkörpert, jedoch beider Heiratsanträge zurück.

      Ihr Streben nach finanzieller Freiheit geht einher mit der Entwicklung des eigenen Modegeschmacks. Ebenso wie Coco stets für Aufmerksamkeit sorgt, indem sie raucht oder beim Ausreiten einen maskulinen Sitz einnimmt, orientiert sich die stolze junge Frau an der Herrenmode und entwirft bequemere, bodenständigere Kleidung, wie sie etwa mit grüner Krawatte zu hellbrauner Weste auf einer Feier erscheint. Ihre männlichen Gegenüber kommentieren Cocos unkonventionelles Auftreten mit Bezeichnungen wie „Anarchistin“, „Rebellin“ oder ironisch als „junger Mann“. Bald befreit sie sich von der unbequemen Korsage und setzt bei der Hutmode, etwa für die mit Balsan befreundete Schauspielerin Emillienne, auf eine Abkehr von Prunk und Protz. Wie Fontaine die Ablösung des Pferdegespanns durch das Automobil unterstreicht, was am Ende zu einem tragischen Umstand führt, wird die für Frauen wenig komfortable Kleidung durch einen nüchternen, modernen und reduzierten Modestil abgelöst. Dieses Motiv zieht sich mehr beiläufig, aber eindringlich durch den Film.

      Gewiss dürfte für die ehemalige Schauspielerin Anne Fontaine, zu Beginn ihrer Akteurslaufbahn in Filmen wie „Zärtliche Cousinen“ vermutlich nicht unbedingt aufgrund ihrer darstellerischen Fähigkeiten besetzt, den eigenwilligen Charakter der so sensiblen wie temperamentvollen Coco Chanel besonders schätzen. Als Autorin und Regisseurin ging sie in der Filmwelt längst ebenso ihren eigenen Weg, wobei allerdings nicht alle ihre Werke so gelungen ausfielen wie dieses stilvolle Melodram.

      Fazit: Der Aufstieg einer Modeikone mit individuellem Geschmack glänzt durch elegante Ausstattung, perfekte Kameraführung und eine überzeugende Hauptdarstellerin.
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      1. COCO AVANT CHANEL zeigt den Beginn der Karriere der jungen Französin vom Waisenhaus bis zur Grande Dame der Haute Couture und fokussiert ihre Geschichte als spannende Charakterstudie auf die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg. Die opulenten Bilder von Anne Fontaine werfen einen einfühlsamen Blick auf das eigenwillige, zielstrebige und teilweise auch kühl berechnende Wesen der später so mächtigen Ikone der Modewelt. Mit detailgetreuer Ausstattung sowie wunderbaren Settings in den unterschiedlichsten französischen Milieus Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnet sich ein aufschlussreiches Gesellschaftsportrait. Grandios auch Hauptdarstellerin Audrey Tautou bei diesem Drahtseilakt um Selbstverwirklichung gegen alle Konventionen. So stilvoll und unvergänglich wie Chanels Mode.

        Jurybegründung:

        Angesichts des Votums der vorherigen FBW-Jury, ist vorab eine Anmerkung zur Kommunikationssituation erforderlich, in der sich die Rezeption des Films vollzieht. Die Entscheidung der französischen Regisseurin Anne Fontaine, im Rahmen der künstlerischen Freiheit ihr subjektives Bild der Protagonistin in einem für die Talententfaltung prägnanten Zeitraum zu zeichnen, ohne deren spätere Beziehung zu Nationalsozialisten darin zur Sprache zu bringen, wurde von der Jury als legitim angesehen. Aus deutscher Rezeptionsperspektive besteht zwar die historische Verpflichtung, politische Korrektheit auch im künstlerischen Diskurs einzufordern. Andererseits steht es einer jungen Generation zumal in Frankreich frei, den Fokus künstlerischer Werke auf Aspekte zu richten, die frei von derartigen geschichtlichen Belastung sind. Hinzukommt die Tatsache, dass in unserer freien, aufgeklärten Gesellschaft die problematischen Gesichtspunkte ohnehin durch Kritiker begleitend zur Sprache gebracht werden.

        Auch der Adressatenkreis dieses Arthouse-Films verfügt sicherlich über genügend Kompetenz und Mündigkeit, um sich über leicht zugängliche Informationsressourcen ein Problembewusstsein zu verschaffen und die späteren Stationen der biografischen Entwicklung angemessen zu beurteilen. Die vermeintlichen Defizite des Films können also ohne Schwierigkeiten extern ausgeglichen werden.

        Der Film selbst erhebt nicht den Anspruch, eine vollständige Biografie zu sein, sondern versucht, den ‚Beginn einer Leidenschaft‘ für Ästhetik, Mode, Haute Couture - auch der tragisch endenden Leidenschaft zu Boy Capel - zu erkunden. Mit kulturanalytischem Blick geführt, lässt die Kamera wichtige Episoden Revue passieren. Das Kind kommt ins Kloster und lernt puristische Strenge kennen. Später kann Coco in Kaschemmen ihre Beobachtungen machen. Beim Proben der Auftritte erkennt sie, wie wichtig Kostüme sind, die körperbetont sprechen und zugleich Bewegungsfreiheit gewähren. Gezeigt wird, wie sie als Näherin handwerkliches Geschick erwirbt.

        Auch die glamouröse und elegante Ästhetik der wohlhabenden Gesellschaft wird ihr zugänglich als sie mit Étienne Balsan eine Liaison eingeht. Sie lässt keine Gelegenheit aus, ihr Formen- und Farbenrepertoire aufzufüllen. Auf der Rennbahn taxiert Coco die Besucher, die beispielsweise ihr ‚Tafelsilber‘ mit sich herumschleppen oder ins Korsett eingesperrt sind. Mit wacher Intelligenz und seismografischen Sinnen nimmt sie beim Ausflug an der Küste Lokalkolorit und gesellschaftliche Ereignisse im Casino auf und lässt diese ästhetischen Fänge in ihren späteren Kreationen aufleben.

        Überzeugend zeigt der Film wie Coco die ‚feinen Unterschiede‘ (Bourdieu) erkennt und zu spüren bekommt. Es fehlt nicht an treffenden Bon Mots (z. B.: ‚Nur Schwarz betont die Augen‘ oder ‚Stil ist es, alle Stile zu vergessen‘). Nicht nur die Dialoge sind zu würdigen, sondern die darstellerischen Leistungen von Audrey Tautou und ebenso von Benoît Poelvoodre sind brillant. Die Wendepunkte sind wirksam gesetzt und die komplexe Handlung ist feinfühlig komponiert. Sehenswerte Schauplätze und gut ausgewählte bzw. eindrucksvoll arrangierte Ausstattungsgegenstände sind eine Augenweide.

        Der Spannungsbogen der Geschichte wird durch die Liebesbeziehung mit Boy Capel geschickt gesteigert. Es gelingt der souveränen Inszenierung Empathie zu den Protagonisten hervorzurufen, Emotionen, aber gleichfalls auch rationale Reflexionen anzuregen. Zahlreiche Bilder, die komplex arrangierten Gemälden gleichen (schwarz und rot in der Pariser Nähwerkstatt) beeindrucken den Betrachter.

        In einen Wachtraum versunken, sitzt schließlich die erfolgreiche Chanel auf den Stufen der Modebühne und wird bedeutungsvoll gespiegelt. Diese Rückblende auf entscheidende Schlüsselszenen ihrer erwachenden Leidenschaft bildet einen plausiblen Schluss. Dem künstlerisch rundum gelungenen Film wollte die Jury das Prädikat besonders wertvoll nicht versagen.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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