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Achtung: „Nur noch ein einziges Mal“ ist kein harmloser Liebesfilm – auch wenn es anders aussieht

Achtung: „Nur noch ein einziges Mal“ ist kein harmloser Liebesfilm – auch wenn es anders aussieht
© IMAGO / Landmark Media

„Nur noch ein einziges Mal“ lockt aktuell viele Zuschauer*innen in die Kinos, zu Recht wie ich finde. Allerdings sollte man wissen, worauf man sich bei dem Film einlässt.

Triggerwarnung: Dieser Artikel enthält explizite Schilderungen psychischer und physischer Gewalt (Fokus auf häusliche Gewalt und Vergewaltigung) und kann möglicherweise retraumatisierend wirken. Wenn ihr euch aktuell nicht in der Verfassung für solche Themen fühlt, überspringt diesen Artikel lieber und schaut gern ein andermal wieder vorbei!

Wie zahlreiche Fans von Colleen Hoovers gleichnamigem Bestseller habe ich mich sehr auf die Verfilmung von „Nur noch ein einziges Mal“ gefreut, der inzwischen erfolgreich in den Kinos läuft. Da ich den Film grundsätzlich empfehlen möchte, fällt mein Urteil in der spoilerfreien Kritik vergleichsweise mild aus.

Dennoch liegt mir in Verbindung mit meiner Empfehlung etwas auf dem Herzen: Obwohl ich „Nur noch ein einziges Mal“ als sehr emotional und sehenswert empfinde, braucht es vor allem für sensible und/oder möglicherweise betroffene Zuschauende, die die Buchvorlage nicht kennen, eine Triggerwarnung. Denn trotz blumiger Werbung ist der Film kein harmloses Liebesdrama!

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Da mir bewusst ist, dass „Nur noch ein einziges Mal“ unter anderem durch den TikTok-Hype auch bei Teenagern sehr beliebt ist und die Marketing-Kampagne des Films nicht richtig auf die düstere Thematik schließen lässt, möchte ich an dieser Stelle den mir (und vielen anderen Fans) fehlenden Warnhinweis aussprechen, damit es keine bösen Überraschungen gibt. Das geht natürlich nicht ohne kleinere Spoiler zur Handlung und dem Kontext der Geschichte.

Der Trailer hält sich noch recht vage, verschafft euch aber immerhin einen ersten Eindruck zum Film:

Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht zwangsweise die aller kino.de-Redakteur*innen.

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Triggerwarnung für „Nur noch ein einziges Mal“: Trotz FSK 12 ist der Film sehr heftig

Ich muss gestehen, dass ich selbst normalerweise kein allzu großer Fan von Triggerwarnungen bin, da sie oft ungewollt unnötig spoilern. Gerade in Anbetracht der (meiner Meinung nach zu niedrigen) Altersfreigabe FSK 12 und eines blumig-romantisierten Marketings (dazu später mehr) für „Nur noch ein einziges Mal“, das einen völlig falschen Eindruck von der Handlung des Films vermitteln kann, braucht es für diesen Film eine Vorwarnung. Wer meine Kritik gelesen hat, weiß, dass ich als Fan der Buchvorlage(n) den Film als sehr emotional und sehenswert empfunden habe und daher den Kinobesuch grundlegend empfehle. Gleichzeitig ist angesichts der schwierigen Thematik rund um häusliche Gewalt Vorsicht geboten, besonders wenn man von sensiblen und/oder vorbelasteten Zuschauer*innen ausgeht.

Ihr seid von häuslicher Gewalt betroffen und sucht Hilfe sowie Unterstützung? Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen erreicht ihr unter der Nummer 08000-116016. Auf der Webseite könnt ihr den Sofort-Chat in Anspruch nehmen oder euch online beraten lassen. Das Opfer-Telefon des Vereins Weisser Ring erreicht ihr anonym, kostenfrei und täglich zwischen 7-22 Uhr unter dieser Nummer: 116 006.

Anders als es so manche Einstellung im Trailer, die Poster oder auch andere Werbematerialien für den Film vermuten lassen, ist „Nur noch ein einziges Mal“ keine romantische Komödie mit Liebesdreieck oder eine typische Romanze mit dramatischer Ausrichtung. Wie mittlerweile auch in vielen Teenie-Filmen geht es zwar um toxische Beziehungen, dabei liegt jedoch nicht psychische, sondern explizit physische Gewalt im Fokus. FSK 12 suggeriert womöglich, dass es sich bei „Nur noch ein einziges Mal“ um einen (relativ) harmlosen Film handelt, bei dem Teenager ohne Probleme mit (oder sogar alleine) ins Kino gehen können. Auf dem Papier stimmt das natürlich, allerdings sollte einem vorher bewusst sein, dass die behandelte Thematik schwer zu verdauen und verarbeiten und der Film für einige Zuschauer*innen (egal welchen Alters) vielleicht sogar unerträglich anzusehen ist.

Wer die Buchvorlage (übrigens mit Altersempfehlung ab 15 Jahren) und ihre Handlung kennt, ist sicherlich überrascht von dieser Altersfreigabe – vor allem, wenn man bedenkt, dass in Deutschland bei FSK 12 bereits Kinder ab sechs Jahren Zutritt (in Begleitung der Erziehungsberechtigten) erhalten. Die FSK begründet die Altersfreigabe ab 12 Jahren folgendermaßen:

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„Der Film ist ruhig und weitgehend undramatisch erzählt. Vereinzelte Darstellungen häuslicher Gewalt sowie ein Vergewaltigungsversuch sind kurz gehalten und zurückhaltend bebildert, sodass bei Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren keine Überforderung zu erwarten ist. Zuschauende ab diesem Alter können die Geschehnisse angemessen einordnen und verarbeiten. […] Beeinträchtigungen sind daher nicht zu befürchten.“

Die Deskriptoren der FSK zu „Nur noch ein einziges Mal“ („sexualisierte Gewalt“, „Gewalt“ und „belastende Themen“) scheinen dieser eher harmloseren Einordnung zu widersprechen und auch ich muss das an dieser Stelle tun. Nur weil kein Blut spritzt, heißt das noch lange nicht, dass die Gewalt im Film „zurückhaltend bebildert“ ist. Einige Szenen mögen zwar in ihrer Physis etwas subtiler dargestellt worden sein, sind dafür emotional umso schmerzhafter mitanzusehen und könnten sensible und/oder betroffene Personen triggern oder traumatisieren.

Es gibt mehrere andeutete und explizitere Szenen von häuslicher Gewalt, darunter gleich zwei versuchte Vergewaltigungen, und auch Traumata und das Thema Suizid spielen eine, wenn auch kleinere, Rolle. Die Wahrnehmung und Wirkung von „Nur noch ein einziges Mal“ ist sicherlich eine sehr individuelle Sache, jedoch möchte ich (gerade weil mir die Geschichte am Herzen liegt) nicht unerwähnt lassen, dass die düstere Thematik nicht nur für Teenager, sondern auch Erwachsene schwer zu ertragen sein könnte.

Mit dieser Einschätzung bin ich anscheinend nicht die Einzige. Die Reaktionen (vorläufig auf Social Media wie TikTok, wo Buch und Film einen großen Hype erfuhren) zeigen, dass viele Zuschauende von der düsteren Thematik und Wendung der Geschichte völlig überrumpelt waren und ausgehend von der Werbung nicht gewusst hätten, auf was für einen Film sie sich einlassen. Einige hätten den Film nicht geguckt, wenn sie vorher gewusst hätten, dass häusliche Gewalt derart im Fokus steht und entsprechend triggernd wirken kann.

Mik Zazon, selbst ein Opfer häuslicher Gewalt, äußerte sich in einem viralen TikTok-Video folgendermaßen:

„Noch nie wurde häusliche Gewalt so genau dargestellt, wie ich sie erlebt habe. Trotzdem muss es vor dem Film und vor dem Buch einen Warnhinweis geben.“

Entsprechende Triggerwarnungen könnten Betroffenen, die nicht mit der Thematik von „Nur noch ein einziges Mal“ vertraut sind, sicherlich helfen. So sehr ich den Film (als von häuslicher Gewalt persönlich Unbetroffene) auch empfehlen kann, muss ich sagen, dass er dennoch hart anzusehen ist, selbst wenn man das emotional aufwühlende Buch vorher gelesen hat. Grafisch können gewaltvolle Szenen schließlich noch einmal eine ganz andere Wirkung entfalten und die Darstellung im Film ist zwar nicht allzu explizit, aber dennoch drastisch genug.

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Ja, ich habe schon deutlich schlimmere Gewaltszenen in Filmen gesehen, diese hatten allerdings auch nicht FSK 12, sondern mindestens eine Altersfreigabe ab 16 oder sogar 18 Jahren. Dementsprechend gilt meine Kritik gar nicht so sehr dem Film oder der Umsetzung der Thematik, die sich insgesamt sehr nah an die Buchvorlage hält. Nicht zu vernachlässigen ist in diesem Zusammenhang natürlich auch die Kontroverse um Colleen Hoovers Roman und die Kritik, ihre Geschichte würde häusliche Gewalt romantisieren. Diese Ansicht kann ich durchaus nachvollziehen (vor allem angesichts von Handlungselementen wie Ryles Trauma, das seine Taten stellenweise abfedern zu versuchen scheint), teile ich allerdings nicht vollends, vor allem im Hinblick auf die autobiografischen Züge des Romans. Das würde an dieser Stelle zu weit führen, wer mehr zur Kontroverse wissen will, wird beispielsweise hier fündig.

Was mich und anscheinend auch viele andere Fans der Geschichte stört, ist insbesondere der (fehlende) Umgang mit der Thematik rund um häusliche Gewalt im Hinblick auf das Marketing des Films, das in vielerlei Hinsicht fehlgeleitet und unpassend wirkt.

Marketing für „Nur noch ein einziges Mal“ zu Recht umstritten

Wie schon erwähnt liegt für mich das eigentliche Problem nicht in der Geschichte oder der Art ihrer Darstellung, sondern vielmehr im fehlenden beziehungsweise völlig fehlinterpretierten Kontext, vor allem rund um die Promo-Aktionen für den Kinofilm.

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Ich selbst habe den Film beispielsweise in einer sogenannten „Emotions Preview“ gesehen (allerdings nicht, weil ich Wert auf die dazu gereichte Modezeitschrift und Sekt legte, sondern ich den Film so früher sehen konnte), die genau wie RomComs und anderem Dramen mit häufig deutlich weniger düsteren Thematik den Eindruck von einem sommerlich-netten Kinoabend mit Freund*innen vermittelt.

Doch auch abgesehen von diesem (zugegebenermaßen stark vom Kino abhängigen) Kinobesuch wird „Nur noch ein einziges Mal“ eher als der perfekte Sommerfilm und romantisches Liebesdrama vermarktet (so auch im obigen Instagram-Post) statt einer Geschichte, in der es im Kern um den Ausbruch aus gewalttätigen Beziehungen geht.

Das beste Beispiel für unpassendes Marketing ist jedoch sicherlich die „Sommer Bucket List“ als Social-Media-Vorlage und Teil der Promo-Aktionen für den Film:

Das passt sicherlich zu einer möglicherweise anvisierten Zielgruppe von TikTok-Teenies, die auf das blumige Design, Blake Livelys fröhliche Interviews, glitzernde Red-Carpet-Looks und ihren Aufruf auf der Pressetour mit „Freund*innen und Blümchenkleid“ ins Kino zu gehen, anspringen. Leider weniger zur ernsten Geschichte von „Nur noch ein einziges Mal“. Entsprechend fehlgeleitet und geschmacklos wirkt es, solch emotional belastende Themen verharmlosend beziehungsweise romantisierend zu bewerben.

Verständlicherweise ist das Marketing für den Film bei vielen Fans umstritten. Auch wenn es angesichts der augenscheinlichen PR-Strategie so wirkt, als würde das Ehepaar Blake Lively und Ryan Reynolds in Verbindung mit dem Mega-Kinoerfolg von „Deadpool & Wolverine“ auf das nächste „Barbenheimer“ spekulieren.

So sehr ich den Film auch empfehlen und bewerben möchte, finde ich, dass es auf die richtige Art und somit ernsthafte Weise geschehen sollte. An Fans mangelt es der Geschichte trotz aller Kritik sicherlich nicht, wie auch der bisherige Box-Office-Erfolg von „Nur noch ein einziges Mal“ zeigt. Wenn der ehrliche Umgang mit der Thematik des Films also dazu führt, dass sensible und/oder betroffene Zuschauer*innen den Kinobesuch meiden, sollte das zugunsten der wichtigen Botschaft in Kauf genommen werden, statt ihn als romantisches Liebesdrama und den perfekten Spaß für den sommerlichen Filmabend anzupreisen. Schließlich finde ich es schade, wenn die bunten Blumen die düstere Thematik überschatten!

Nach „Nur noch ein einziges Mal“ schaffen es noch andere BookTok-Hypes auf die große Leinwand, mit mal mehr, mal weniger ernster Thematik:

 

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