Tom Herzner ist eine Größe in Berlin. Sein Herren-Friseursalon boomt, sein neues Herrenparfüm startet voll durch und die Schwulenbegegnung feiert ihn als ganz großen Vorreiter und Trendsetter. Aber ein Problem gibt es da noch: Bei Frauen kommt Herzner so gar nicht gut an. Kein Wunder: Von Frauen hat sich Tom bisher immer ferngehalten. Sein Manager und Partner findet, dass sich das ändern muss. Und so schleust sich Tom undercover in einem Neuköllner Friseurgeschäft ein. Seine Chefin dort ist Heidi. Heidi ist frech, nimmt kein Blatt vor den Mund und zeigt Tom, wie er mit Frauen umgehen muss. Doch je mehr Zeit Tom mit Heidi verbringt, desto mehr weiß er nicht nur, was Frauen wollen. Er weiß auch plötzlich nicht mehr, was er eigentlich will. Oder besser gesagt, wen. COMING IN von Marco Kreuzpaintner ist eine romantische Komödie rund um die ewige Suche nach Geschlechteridentitäten. Dabei wirbelt der Film die Welten der homo- und heterosexuellen Liebe gehörig durcheinander und stellt die wichtige Frage in den Raum, wie wichtig solche Zuordnungen eigentlich heutzutage noch sind bzw. sein müssen. Der gesamte Cast agiert mit Spielfreude, allen voran Kostja Ullmann als Friseur, dessen Gefühlswelt aus den Fugen gerät, und Aylin Tezel, die so herrlich charmant das Mädchen von nebenan spielt, mit dem goldenen Herzen auf der Zunge und dem verträumten Kopf in den Wolken Berlins. Auch die Nebendarsteller glänzen, vor allem August Zirner und Andre Jung als schwules Langzeitpärchen sind zum Niederknien gut. Wie jede funktionierende Komödie lebt auch COMING IN von einem stimmigen Timing und einem dynamischen Erzählfluss, die Gags sitzen, wobei der Humor oftmals eher leise daherkommt und eine romantische Note die Grundstimmung beherrscht. Die Musik, komponiert von Peter Plate, passt sich dieser Stimmung perfekt an, der Soundtrack garantiert Ohrwurm-Hits und Berlin ist in sommerlich schöne Bilder getaucht, die einfach gute Laune versprühen. Die perfekte Mischung aus Komik, Romantik und einer positiven Botschaft - COMING IN ist der perfekte Beweis dafür, dass tolle romantische Komödien in Deutschland möglich sind.
Jurybegründung:
Bunt und turbulent beginnt die Komödie von Marco Kreuzpaintner, die sich einer Frage annimmt, die sich schon viele Frauen gestellt haben. Der erfolgreiche, gutaussehende, begabte Tom Herzner (Kostja Ullmann), stadtbekannter Coiffeur in Berlin, soll nach seinem erfolgreich vermarkteten Herrenshampoo nun auch eins für Damen kreieren, sieht sich aber dazu nicht in der Lage, weil er als Homosexueller von Frauen wenig Ahnung hat, denn er hat sich bisher ja nur für Männer interessiert. So heuert er im Salon „bel hair“ in Berlin-Neukölln an, wo die hübsche und selbstbewusste Heidi (Aylin Tezel) einen gut gehenden Salon betreibt.
Heidi verliebt sich umgehend in Tom, um bald zu merken, dass ihre Erfolgsaussichten bei ihm eigentlich sehr gering sein dürften. Die „Romantic Comedy verkehrt“ bietet nun einige unerwartete Wendungen auf. Die Widerstände der schwulen Community spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Magazin „queer“ - die Redaktion unter Leitung von August Zirner, der eine besonders vorzügliche „Tunte“ abgibt - ist entsetzt über die sich anbahnende Wandlung Toms, der selbst nicht weiß, wie ihm geschieht. Doch die ebenso charmante wie attraktive Heidi fasziniert Tom mehr. Das schafft sie gekonnt und professionell, indem sie Tom eine Duftsubstanz vorführt, die ihn als sensiblen Parfümeur überzeugt. So gewinnt sie nach und nach seine Aufmerksamkeit und seine Gefühle, auch wenn sie immer wieder von Selbstzweifeln geplagt wird.
Die hervorragend besetzte Komödie von Regisseur Marco Kreuzpaintner bricht mit einigen Regeln und gewinnt. Die ironische Brechung mancher Klischees wirkt befreiend und seine Schauspieler vollziehen sie mit großem Spaß. Alle Rollen sind hervorragend besetzt. Der Auftritt von Heidis Freund (Frederick Lau) als tumber Fußballfan verstärkt nochmals die elegante Erscheinung Toms.
Die Fragen nach Identität und Selbstverständnis, nach Zugehörigkeit und Diskriminierung kommen leichtfüßig und elegant daher, dafür sorgen auch Ausstattung und Musik. Ein Film, der spielerisch und mit subtiler Komik sexuelle Identität in Frage stellt.
Die Jury entschied sich für das Prädikat besonders wertvoll.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)