Er selbst rechnet damit, dass etliche Leute aus seinem neuen Werk fliehen werden: David Cronenberg liefert mit „Crimes of the Future“ einen weiteren Beitrag im Body-Horror-Genre ab.
Der Körper ist heilig. Das steht bereits in der Bibel geschrieben. Ihn zu verunstalten oder umzuformen ist demnach wider der Natur. Wird er gar bewusst destruktiven Kräften ausgesetzt, ist das Entsetzen, zugleich aber auch die Neugierde auf das neu Geschaffene groß – egal ob fatal oder nicht. Das Body-Horror-Genre, oft mit erotischen Untertönen versetzt, zieht genau aus diesem Widerspruch seinen Reiz.
Einer der Mitbegründer*innen und Altmeister*innen dieses Genres ist der kanadische Filmemacher David Cronenberg, der genau acht Jahre nach seinem bislang letztem Film, „Maps to the Stars“ mit Julianne Moore und Robert Pattinson, mit einem neuen Film zurückkehrt: „Crimes of the Future“. Den könnt ihr jetzt in den deutschen Kinos sehen und dass Cronenberg es nicht verlernt hat, das Publikum gleichermaßen anzuziehen und abzustoßen, beweist der folgende Trailer:
Cronenberg rechnet mit Flucht aus Kinosälen
Der Trailer ist bereits eine befremdliche Erfahrung, der ganze Film soll das aber wenig überraschend noch mal deutlich toppen. Cronenberg hat klare Vorstellungen, wie sein Film ankommen wird, wie er im Gespräch mit Deadline verriet:
„Es gibt einige wirklich harte Szenen. Ich meine, ich bin mir sicher, dass einige das Kino innerhalb der ersten fünf Minuten des Films verlassen werden. Ich bin davon überzeugt. Einige Leute haben den Film gesehen und mir gesagt, dass sie glauben, dass die letzten 20 Minuten die Leute richtig mitnehmen werden und einige aus den Kinosälen gehen werden. Ein Typ meinte, er hätte fast eine Panikattacke gehabt.“
Eine bessere Werbung kann es für einen Horrorfilm ja kaum geben, wie jüngst bereits „Smile – Siehst du es auch?“ bewies und in den USA aktuell auch „Terrifier 2“ zur Schau stellt. Von Berichten über ein überfordertes Publikum fühlen sich Horrorfans eben herausgefordert und wollen ihre eigenen Grenzen auf die Probe stellen.
Darum geht es in „Crimes of the Future“
In „Crimes of the Future“ lebt die Menschheit in einer Zeit, in der sie sich dermaßen an eine synthetische Umgebung angepasst hat, dass der Körper darauf mit Mutationen und Transformationen reagiert. Dies macht sich der berühmte Künstler Saul Tenser (Viggo Mortensen) gemeinsam mit seiner Partnerin Caprice (Léa Seydoux) zunutze, indem er die Veränderungen seiner Organe öffentlich zur Schau stellt. Das ruft wiederum die National Organ Registry auf den Plan, deren Mitarbeiterin Timlin auf die beiden angesetzt wird. Und Timlin entwickelt ein nahezu obsessives Interesse.
Das Interessante an Cronenbergs neuem Film ist die Tatsache, dass er damit quasi den Kreis schließt: Schon sein Regiedebüt 1970 trug diesen Titel. Darin war ein Kosmetikprodukt der Grund für das Sterben nahezu aller Frauen auf der Welt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er den neuen „Crimes of the Future“ als „Evolution von allem, was ich zuvor getan habe“, bezeichnet (via Bloody Disgusting):
„Fans werden wichtige Bezüge zu anderen Szenen und Momenten aus meinen anderen Filmen erkennen. Das ist eine Kontinuität meines Verständnisses von Technologie in Verbindung mit dem menschlichen Körper. Technologie ist immer eine Erweiterung des menschlichen Körpers, auch wenn sie sehr mechanisch und nicht menschlich zu sein scheint.“
Wetten, wir sind in der Lage, zu erraten, welche Art Horrorfilm ihr am liebsten schaut? Testet uns: