Was waren das noch Zeiten als man Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre den Abenteuern des A-Teams harrte, das da Freitagabends, kurz vor 7 im Ersten, böse Buben action- und einfallsreich, nie aber blutig das Handwerk legte und dabei am Ende kurz dem sie suchenden Militärpolizisten entkam.
Kultfiguren waren das und sind es immer noch: George Peppard als Anführer Hannibal, der Zigarre kauend immer einen Plan hat und es liebt, wenn dieser funktionierte. Schönlinge Face alias Dirk Benedict, der jede Frau um den Finger wickelt (oder es zumindest versucht). Mr. T als der goldkettenbehängte Grummler und Halb-Hulk B.A. Baracus und Dwight Schulz als irrer Howling Mad Murdock. Irgendwann, so kann man wetten, schrauben, schweißen, kleben oder basteln sie sich sonstwie aus irgendwelchen Schrottplatzzeug einen halben Panzer, ein Fluggerät oder diverse andere Anti-Gangster-Geräte, um Alltagsmenschen in Not zu helfen. McGyver war dagegen nur ein Föhnfrisuren-Peter-Lustig.
Jetzt hat man das A-Team ins Kino gebracht und damit, wie schon bei Star Wars, Enterprise James Bond oder Batman den Helden eine Vorgeschichte verpasst. Wie sich die vier Chaoten zusammenfinden, erzählen die ersten 20 Minuten als eine extrem lange (Vor-) Titelsequenz, bei denen Hannibal und Face einen mexikanischen General dingfest machen wollen, jedoch zunächst beide ziemlich in der Bredouille sitzen. Heraus helfen ihnen nacheinander die beiden ihnen bis dahin unbekannten B.A. und Murdock so dass, wenn der Film dann richtig anfängt, die bunte Vierbande komplett und mit ihren jeweiligen Macken und Vorzügen ratzfatz etabliert ist.
Auch weiter geht es ohne großes Federlesen, denn was Smokin Aces-Regisseur Joe Carnahan mit seinen Ko-Autoren und Produzent Stephen J. Cannell, der schon die TV-Serie verantwortete, mit dem A-Team auf der großen Leinwand anzetteln, ist ein geradezu hyperaktives bis hysterisches Actionfeuergewerke ein bisschen, als habe man ein zwei Stunden Transformer-Finale hergerichtet, allerdings weitaus cleverer, selbstironischer und schlichtweg witziger (und gekonnter).
Wie um Zeit zu sparen und den Level des Adrenalin ja oben zu halten, werden diverse Planungen gleich mit der überbordenden Ausführung parallel geschnitten, oder aber innerhalb der Action noch witzige Details eingebaut, die dem Dauer-Handlungs- und Bewegungsdrang Originalität verleihen und die nachgerade kindsköpfige Freunde, mit der die Macher hier ungehemmt zugange waren, spürbar macht: Wenn das A-Team einen Transportflieger klaut, werden da den parkenden Jets rechts und links die Cockpithauben per Tragfläche abrasiert, und wenn Face seine Ex-Flamme bei einem Geheimtreffen überraschend in einen Passbildautomaten zerrt, sie sich gegen ihn tüchtig wehrt, dann werden dabei die ulkigsten Standbilder geknipst.
Richtiggehend surreal selbstreflexiv geht es gar bei Murdocks Befreiung aus der Irrenanstalt zu: Es versammeln sich die Insassen zum Fernsehabend, um auf der Beamerleinwand zur Original-A-Team-Musik den Original-A-Team-Bus auf sich zufahren zu sehen bis dann der echte Bus durch die Mauer brettert. Und in einem anderen, David-Lynch-artigen Moment hadert wiederum ein CIA-Mann auf der Rückbank eines Autos so lange hilflos vor einem der Schurken, den er eigentlich bedrohen sollte, mit der Waffe herum, dass die Filmerzählung kurz zum Erliegen kommt und der Bösewicht sich erbarmt und zeigt, wies geht.
Ach, ein bisschen so ist es wie damals mit der alten Serie und den Freunden im Schulhof: Man kann sich gar nicht genug begeisternde Momente erzählen.
Freilich: Irgendwann, so nach 70 Minuten, kann das einem schon auf den Keks gehen, zumal The A-Team bei seinen knapp zwei Stunden zusammen genommen vielleicht fünf Minuten hat, in denen es sowas wie ruhiger zugeht. Auch die Suspension of Disbelief wird mit fortschreitender Dauer arg und immer ärger auf die Probe gestellt: Wenn Faceman zum Final in unendlicher Höhe an Stahlseilen über einem Containerhafen schwingt, der maßlos apokalyptisch in die Luft fliegt oder das A-Team haha! in einem Panzer (!) an Fallschirmen gen Boden saust, dabei mit Seitwärtsschüssen aus dem Kanonenrohr navigiert und schließlich in einem Bergsee landet, ist eh schon alles egal und man mag die toppenden Filmemacher-Buben doch wieder etwas beruhigen.
Es hilft dann auch nicht, dass der Story lauter komplexe hard-boiled-Elemente und Motive des zeitgenössischen Militär- und Spionagethrillers unterliegen, so wenn einer der Schurken der Chef eines privaten US-Sicherheitsdienstes im Irak ist. Dieser heißt übrigens nicht Black Water, sondern Black Forrest und in kühlen Spionage-Deutschland spielt auch ein Teil des Films (gedreht wurde allerdings sonstwo).
Was allerdings überhaupt nicht funktioniert und verblüffend schlecht gerät, ist der Versuch, B.A. sowas wie ein Eigen- und Innenleben zu verpassen: Im Gefängnis wandelt er sich zum Pazifisten, will nicht mehr töten. Das kommt aus heiterem Himmel und albern nebensächlich daher, spielt auch keine Rolle, für ein Zwischenfinale und am Ende aber hervorgekramt.
Ansonsten aber belässt man gottlob die Comic-Figuren dieses Films so zweidimensional, wie es sich gehört. Bei deren Verkörperung hatten die Darsteller merklich Spaß, wobei vor allem Bradley Cooper, Jessica Biel und vor allem Liam Neeson sprühen obwohl letzterer mit seiner weißblonden George-Peppard-Gedenkfrisur als Fastnachtsausgabe des Original-Hannibal-Smith und damit als Parodie einer ohnehin schon überzeichneten Figur daherkommt.
Aber was solls, wurscht, bei all der frechen Coolness und dem kindischen Überschwang ist aber auch das egal, am Ende ist das A-Team wieder auf der Flucht und für uns da, wenn wir mal ein Problem haben sollten, so dass wir uns auf die Fortsetzung und den Beginn einer neuen A-Team-Serie, diesmal im Kino, freuen dürfen.
Fazit: Hirn aus und Mund auf vor Staunen: Die Kinoversion der TV-Serie aus den 1980ern als irrsinnig rasante und bisweilen absurd überzogene Daueraction. Auch wenns irgendwann gar zu wüst wird: Eine begnadete Tollerei von und für Kindsköppe.