„Das Erste Omen“ stellte sich der Herausforderung, eine beliebte Horror-Reihe aufleben zu lassen. Inwiefern der Film damit erfolgreich war, verrät euch diese Kritik.
„Das Omen“ lehrte bereits 1976 seinen Zuschauer*innen das Fürchten und zählt heute nicht ohne Grund neben anderen dämonischen Filmen aus den späten 1960er- und 70er-Jahren wie „Rosemaries Baby“ und „Der Exorzist“ zu einem Klassiker des Horrorgenres. 2023 wurde bereits mit „Der Exorzist: Bekenntnis“ versucht, solch ein klassisches Horror-Franchise nach mehreren Jahrzehnten auferstehen zu lassen. Die Bewertung der Kritiker*innen auf Rotten Tomatoes von schlappen 22 % beweist allerdings, das dieser Versuch nicht hundertprozentig geglückt ist.
Das Unterfangen, einem klassischen Horror-Franchise neues Leben einzuhauchen, wagte vor wenigen Monaten das Prequel „Das Erste Omen“, welches ab sofort auf Blu-ray und DVD erhältlich ist. Den Film könnt ihr für die Heimkinosammlung beispielsweise hier bei Amazon kaufen. Außerdem ist „Das Erste Omen“ als Stream auf Disney+ verfügbar.
„Das Erste Omen“ spielt unmittelbar vor den Ereignissen aus „Das Omen“. Im Fokus der Handlung steht die junge Novizin US-Amerikanerin Margaret (Nell Tiger Free), welche nach Rom zu einem katholischen Waisenhaus reist, um dort ihre Gelübde abzulegen. Dort wird ihr allerdings schnell bewusst, dass die Führung des Waisenhauses ein dunkles dämonisches Geheimnis vor der Außenwelt vertuscht. Während sie ihren eigenen Glauben auf die Probe stellen muss, versucht sie, die Verschwörung aufzudecken und die Geburt des Antichristen aufzuhalten. Weitere Einblicke gewährt euch dieser Trailer:
„Das Erste Omen“ erwies sich glücklicherweise als weitaus erfolgreicher als andere Horrorfranchise-Wiederbelebungen der jüngsten Vergangenheit: Das Werk von Regisseurin Arkasha Stevenson erhielt auf Rotten Tomatoes 81 % Zustimmung von den Kritiker*innen und von 70 % der Zuschauer*innen – was für einen Horrorfilm keine schlechte Leistung ist. Es folgt eine Spoiler-freie Kritik unserer Redakteurin Eileen.
Vor der Kritik ist an dieser Stelle jedoch kurz eine Triggerwarnung zu erwähnen, um auf eine „Das Erste Omen“-Sichtung vorzubereiten. Der Film beinhaltet einige Sequenzen von dämonischer Vergewaltigung, Suizid und Geburten, die ziemlich explizit dargestellt werden und deswegen einige triggern könnten. Dieser Artikel beinhaltet keine weiteren Ausführungen dieser Themen.
Zur Abwechslung ein gelungenes Franchise-Revival
In letzter Zeit habe ich mir angewöhnt, Horrorfilme weitestgehend unvoreingenommen anzuschauen – so kann man im besten Fall eigentlich nur positiv überrascht werden. Daher versuchte ich mich vor meiner „Das Erste Omen“-Sichtung so wenig wie möglich über das Werk zu informieren. Kurzgefasst kann ich sagen, dass „Das Erste Omen“ mich so positiv aus den Socken haute, wie es kein anderer Horrorstreifen lange Zeit tat. Ich behaupte von mir selbst – manchmal womöglich etwas leichtsinnig – mittlerweile ziemlich abgehärtet zu sein, was Horrorfilme anbelangt. „Das Erste Omen“ schaffte es aber doch tatsächlich, mich damals auf meinem Heimweg aus dem Kino leicht mulmig fühlen zu lassen; für mich also ein Erfolg auf ganzer Linie.
Die Inszenierung sollte ein Vorzeigebeispiel für moderne dämonische Horrorstreifen sein: Als passionierter Fan von übernatürlichem Gothic-Horror war die Atmosphäre einfach köstlich. Die Trope der Novizin, die in ihrer kirchlichen Institution ein düsteres Geheimnis aufdeckt, ist mittlerweile nichts Neues mehr nach Werken wie „The Nun“ und auch jüngst „Immaculate“. „Das Erste Omen“ schafft es dennoch, diese Trope zu seinen Gunsten bestens zu nutzen. Stellenweise wurde ich an „Rosemaries Baby“ aus 1968 und „Possession“ aus 1981 erinnert, die zu absoluten Klassikern des dämonischen Horrors zählen. „Das Erste Omen“ erschien mir daher als eine Art aktualisierte Version dieser Filme und des Horrorgenres zwischen den späten 1960er- bis in die frühen 1980er-Jahre, die sich hier an den modernen Mitteln des Filmeschaffens in grandiosem Stil bedient, was nicht nur in der Kinematografie, sondern auch in der Handlung selbst auffällig zu bemerken ist.
Um kurz auf die Handlung einzugehen: Der Anfang des Films sorgt bereits in den ersten fünf Minuten für einen Schocker, wodurch direkt der Ton des Films etabliert wird. Danach lässt sich der Film etwas Zeit damit, die Prämisse und die Charaktere vorzustellen, was hier aber gar nicht zäh wirkt. Dafür ist besonders das letzte Drittel absolut mitreißend, sodass ich teilweise buchstäblich mit offenem Mund in meinem Sitz saß. Das Ende mag vielleicht ein wenig vorhersehbar gewesen zu sein, jedoch gibt es auf dem Weg dahin mehrere Twists und Turns, die einen auf Trab halten. Außerdem zeigt der Film teilweise mehr, als dass man eigentlich sehen möchte, was für mich allerdings einen gelungenen Horrorfilm auszeichnet.
Eine kurze Erwähnung wert ist außerdem Nell Tiger Free, die ich zuvor nur aus „Game of Thrones“ als Myrcella Baratheon kannte, welche allerdings nur seltene Auftritte hatte. Free verkörpert Margaret grandios und überraschte mich über alle Maße: Zum einen kann man durch ihre Darbietung Sympathie zu ihrem Charakter aufbauen und zum anderen schafft sie es, herrlich furchterregend zu spielen. Kurzgesagt: Ich war regelrecht besessen von Frees Darbietung.
Ein weiterer großer Pluspunkt für „Das Erste Omen“ ist, dass man keinerlei Vorwissen zu „Das Omen“ aus 1976 benötigt, um der Handlung folgen zu können. Meine letzte Sichtung des Originalfilms liegt nun einige Jahre zurück, weswegen dieser Faktor auch mir zugutekam. An das Wesentlichste erinnerte ich mich dennoch ein wenig, sodass es auch durchaus spannend war, einige Entwicklungen und Anspielungen nachvollziehen zu können. Falls ihr dieses Erlebnis ebenfalls haben und einen Blick in die vorherigen Filme werfen möchtet, könnt ihr dies mit einer Mitgliedschaft auf Disney+ tun, wo alle „Das Omen“-Teile als Stream verfügbar sind.
Um es kurzzufassen: „Das Erste Omen“ haucht einem legendären Horror-Franchise endlich stilvoll neues Leben ein – ganz im Gegensatz zu beispielsweise „Exorzist: Bekenntnis“. Ich wurde durchgehend bestens unterhalten und werde den Film mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen haben. Allen Horror-Fans unter euch kann ich daher nur wärmstens empfehlen, dem Film eine Chance geben. In diesem Sinne: schauriges Gruseln!
Wie gut kennt ihr euch mit den anderen „Das Omen“-Filmen aus? Testet euer Wissen mit diesem Quiz: