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Das Geständnis: Drama in welcher ein Kriminalist mit sich hadert Mordfälle in den letzten Tagen der DDR zu ermitteln oder nicht.

Handlung und Hintergrund

In den letzten Jahren der DDR wird es für die sozialistische Weltanschauung immer schwieriger sich durchzusetzen. Nicht nur Proteste auf den Straßen, sondern auch Missetaten im stillen Kämmerlein legen Zeugnis über die Veränderungen ab. Einem Kapitel dieser letzten Tage widmet sich das intime Drama „Das Geständnis“.

Bei der Ost-Berliner „Morduntersuchungskommission“ stapeln sich die Kriminalfälle, welche es eigentlich in einem perfekten Abbild des Sozialismus nicht geben dürfte. Für den Kriminalisten Micha (Bernd Michael Lade) stellt sich fortan täglich die Frage, ob die Fälle vertuscht oder ermittelt werden sollen. Dabei hadert der Erstvernehmer nicht nur mit seiner Weltanschauung, sondern wird schon bald vor existenzielle Probleme gestellt.

Der Film ist von vornherein als intimes Drama konzipiert, sodass die Schauspielerei ihre volle Wirkung entfalten konnte. Mögliche Assoziationen mit klaustrophobischen Szenarien spiegeln laut Meinung des Regisseurs und Hauptdarstellers Bernd Michael Lade das Gefühl wieder, welches die Bewohner innerhalb der letzten Jahre der DDR erlebt haben.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Bernd Michael Lade
Produzent
  • Michael Kobs,
  • Maria Simon,
  • Guntram Franke,
  • Michael Boehlke
Darsteller
  • Bernd Michael Lade,
  • Ralf Lindermann,
  • Thomas Stecher,
  • Martin Neuhaus,
  • Thomas Schuch,
  • Jörg Simmat,
  • Steffen Steglich,
  • Torsten Spohn,
  • Wilhelm Eilers
Drehbuch
  • Bernd Michael Lade
Musik
  • Michael Kobs
Kamera
  • Guntram Franke
Schnitt
  • Michael Kobs
Produktionsleitung
  • Michael Boehlke

Kritikerrezensionen

    1. DDR, Frühjahr 1989. Das System befindet sich kurz vor dem Zusammenbruch. Doch immer noch ist das Regime an der Macht und übt seinen Einfluss auf alles aus, was innerhalb der Mauern der DDR seinen Dienst verrichtet. So auch in der Mordkommission in Berlin, die aber „Morduntersuchungskommission“ genannt wird. Denn gewisse kriminelle Taten werden nun einmal von Mitgliedern des sozialistischen Staats nicht begangen. Das passt nicht zusammen, darf nicht sein und muss daher stets partei- und wertegetreu in Frage gestellt werden. Doch immer mehr häufen sich seltsame Vorfälle, es wird eine Leiche gefunden, ein Kriminalfall gemeldet. Für die parteitreuen Angestellten der Kommission gibt es nichts zu untersuchen, da der Täter ja im Prinzip nur ein Klassenfeind sein kann, ein vom Westen infiltriertes „Gesindel“. Doch Hauptkommissar Micha schaut sich den Fall genauer an. Und entdeckt Ungereimtheiten. Die teilt er mit seinen Genossen. Und erhält bald den unangenehmen Ruf als Verräter am Vaterland. Denn im System gibt es keine Ungereimtheiten. Der Film DAS GESTÄNDNIS von Bernd Michael Lade benötigt keine großen Panorama-Aufnahmen, kein beeindruckendes Setting, keine großen Kostümwechsel, keine Special Effects. Alles, was er zur Spannungserzeugung benötigt, ist ein großartiges und aufeinander eingespieltes Ensemble und gestochen scharfe und kluge Dialoge, die den Zuschauer in jeder Minute fesseln und bei der Stange halten. Dabei ist es nicht immer das direkt gesprochene Wort, das den Plot entscheidend vorantreibt. Eher sind es der Subtext des Gesprochenen, der hektische Blickwechsel der Protagonisten, die schiefe Perspektive der Kamera, eine schnelle Montage. Diese Mittel nutzen Lade und sein Team, um aus dem Kammerspiel, das in der Enge einer Probebühne entstand, ein ganzes politisches System herauszuarbeiten. Lade erzählt von einem Land und seiner Regierung in den letzten Zügen. Alte Strukturen, an denen Einzelne noch immer verzweifelt festhalten, brechen auf und lösen sich. Dabei gewinnen einige Protagonisten an Selbstbewusstsein und lösen sich innerlich von den alten „Hüten“, andere aber verlieren den Halt und müssen sich in einer neuen Weltordnung zurechtfinden. Das alles behandelt Lade unterschwellig schon im Voraus und lässt erahnen, was sich nach der erzählten Handlung abspielen wird. Der Film endet mit dem Fall der Mauer und dem Eintritt des Westens in die Strukturen des Ostens. Doch im Kopf spinnt der Zuschauer die Geschichte weiter. DAS GESTÄNDNIS ist so spannend wie ein Krimi und so fesselnd wie lebendig erlebte Geschichte. Ein großer kleiner Film.

      Jurybegründung:

      Die Berliner Morduntersuchungskommission der DDR im letzten Jahr des Regimes muss sich dem Dilemma widmen, Verbrechen zu ermitteln, die offiziell in der DDR nicht möglich sind. Die Kommission ist untereinander zerstritten, denn Parteigänger und Regimekritiker müssen täglich zusammenarbeiten. In diesem personellen Mikrokosmos, der sich als Kammerspiel entfaltet, wird der agonale Zustand der DDR in der Endphase der 1980er Jahre deutlich.
      Regisseur und Hauptdarsteller Bernd Michael Lade nutzt in der Lichtgestaltung, in Kameraperspektiven und Musikeinsatz Elemente des Kriminalfilmgenres, gewinnt daraus jedoch eine eher artifizielle Gesamtwirkung, die den modellhaften Charakter der Inszenierung betont. Er nutzt diese Stilmittel als eine künstlerische Verdichtungsform, mittels derer er das Leben in der DDR spürbar macht: zwischen Arbeit und Partei.
      Der Besprechungsraum fungiert hier als metaphorischer Raum, in dem das Abwägen von Dogmen und Aufklärungsarbeit zur Hauptbeschäftigung wird. Dabei erscheint das Geschehen im benachbarten Verhörraum gradliniger als im Besprechungszimmer. Oft werden verkantete Perspektiven eingenommen, als blicke man auf einer Welt aus den Fugen. Achssprünge treten dann beim Stasi-Anwerben ins Zentrum.
      Mit intensiven darstellerischen Leistungen vermittelt der Film ein intensives Zeitbild und geht inszenatorisch und ästhetisch einiges Risiko ein, um eine bestimmte Disposition zu erschaffen. Letztlich - so vermittelt der Film - ist Aufklärung der grundlegende Aspekt des Demokratieverständnisses.
      Der künstlerisch mutige und konsequente Film DAS GESTÄNDNIS unterscheidet sich wohltuend von den etablierten und entweder dämonisierenden oder nostalgischen Filmen über die DDR. Er vermittelt auf komplexe und herausfordernde Weise eine wichtige Perspektive auf die deutsch-deutsche Vergangenheit.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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