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Das kalte Herz: Neuverfilmung des Märchens mit Frederik Lau, Moritz Bleibtreu und Milan Peschel sowie zeitgenössischen Bezügen.

Handlung und Hintergrund

Peter (Frederik Lau) ist zwar arm und mittellos, doch von Herzen aus ein guter Mensch. Seine Liebe für Lisbeth (Henriette Confurius), die aus wohlhabendem Hause stammt, kann nur erwidert werden, wenn auch Peter mit Reichtümer protzen kann – dies redet er sich zumindest ein. Eines Tages hört er von der Sage des Schatzhauser-Geistes (Milan Peschel), welcher Reisenden nach der Aufsage eines bestimmten Verses an Sonntagen drei Wünsche erfüllt. In seiner Verzweiflung macht er sich auf die Suche nach dem Geist und macht dabei Bekanntschaft mit dem Holländermichel (Moritz Bleibtreu). Dieser unterbreitet ihm ein verlockendes Angebot: Gegen den Tausch seines Herzens mit einem Stein kann er losgelöst von Mitgefühlen für seine Mitmenschen schneller an sein Ziel gelangen. Gesagt, getan, allerdings ist sich Peter nicht im Klaren darüber, dass der Holländermichel mit bösen Kräften in Verbindung steht und er buchstäblich einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist. Das gute Gemüt von Peter wandelt sich schnell in Skrupellosigkeit, sodass ihn seine nächsten Freunde und Verwandten, allen voran Lisbeth, schon bald nicht mehr wiedererkennen. Kann Peter seine Taten rückgängig machen und sein Herz zurück erobern?

Hintergründe zu „Das Kalte Herz“

Das Märchen von Wilhelm Hauff aus dem Jahr 1827 spielt im Schwarzwald, an welcher Stätte die Neuverfilmung unter anderem gedreht wurde. Bereits 1950 wurde der Stoff von der DEFA mit Lutz Moik als unglücklichen Peter verfilmt. Nun folgt eine Neuverfilmung des schaurigen Fantasy-Märchens inszeniert von Johannes Naber („Zeit der Kannibalen“) mit Deutschlands erster Schauspielgarde. Nach Filmen wie „Victoria“ und „Schrotten“ spielt Frederick Lau in „Das Kalte Herz“ einmal mehr die Hauptfigur. Ihm gegenüber tritt in den Rolle der sagenhaften Geisterfigur des Holländermichels Moritz Bleibtreu („Stereo“) als in der Rolle des Schatzhauser-Geistes Milan Peschel („Der Nanny“). Die weibliche Hauptrolle übernimmt Henriette Confurius („Die geliebten Schwestern“). Ebenfalls zu sehen sind David Schütter („Spieltrieb“), Sebastian Blomberg („Der Staat gegen Fritz Bauer“) und André Hennicke („Jonathan“).

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Johannes Naber
Produzent
  • Steffen Reuter,
  • Christoph Fisser,
  • Dr. Carl Woebcken,
  • Henning Molfenter
Darsteller
  • Frederick Lau,
  • Henriette Confurius,
  • David Schütter,
  • Moritz Bleibtreu,
  • Sebastian Blomberg,
  • André Hennicke,
  • Milan Peschel,
  • Roeland Wiesnekker,
  • Jule Böwe,
  • Lars Rudolph
Drehbuch
  • Johannes Naber,
  • Christian Zipperle,
  • Steffen Reuter
Musik
  • Oliver Biehler
Kamera
  • Pascal Schmit
Schnitt
  • Ben von Grafenstein
Casting
  • Suse Marquardt

Kritikerrezensionen

    1. Peter ist Köhler, genau wie sein Vater. Doch im Gegensatz zu ihm will sich Peter mit den Demütigungen nicht abfinden, die seiner Familie von den Holzfällern und den anderen bessergestellten Bürgern beigebracht werden. Peter träumt davon, Glasmacher zu werden und ist in Lisbeth, die Tochter des reichsten Grundbesitzers im Dorf, verliebt. Um seine Wünsche in die Tat umzusetzen, geht er in den Wald, wo die Geister wohnen. Und wo der Holländer-Michel haust.

      Jurybegründung:

      Der Fantasyfilm DAS KALTE HERZ, dessen Zeitebene sich historisch nicht genau verorten lassen will, ist eine Parabel auf Verhältnisse, die auch unsere Gegenwart bestimmen. Gezeigt wird eine gesellschaftliche Umbruchsituation, ein existentieller Wandel, der das Leben im Einklang mit der Natur zu Gunsten einer zerstörerischen Industrialisierung Stück für Stück aufgibt. Doch noch besteht eine leise Hoffnung. Wunderbare, dokumentarisch wirkende Bilder ermöglichen dem Betrachter zu Beginn des Filmes, in die Schönheit einer zwar brüchigen, aber noch vorhandenen archaischen Welt einzutauchen. Während die dramatische Handlung in Gang gesetzt wird, erlaubt sich der Film eine besondere, von langen Beobachtungen begleitete Erzählweise.

      Es wird schnell klar, dass die Filmschöpfer von Beginn an ihre eigene, eigenwillige und unverwechselbare Lesart des Hauff’schen Kunstmärchens gefunden haben.

      Allerdings reisten sie während aller Phasen ihres Projektes „mit schwerem Gepäck“, denn seit rund 100 Jahren existieren zahlreiche Adaptionen der literarischen Vorlage aus der Zeit der Romantik. Darunter auch der 1950 geschaffene DEFA-Filmklassiker von Paul Verhoeven, der mehr als 10 Millionen Zuschauer begeisterte. In dieser Version war es insbesondere die körperliche Präsenz des riesigen und aufs Grausigste verunstalteten Holländer-Michels, die den Kinobesucher bis ins Mark erschütterte und ihm unvergessliche Bilderlebnisse bescherte. Erinnert sei hier insbesondere an die Sequenzen, in der Holländer-Michel dem Kohlenmunk-Peter brutal das Herz aus der Brust reißt, ihm seine rot leuchtenden Trophäen präsentiert und dem Abtrünnigen schließlich eine von Blitz und Donner begleitete Verfolgungsjagd liefert, der Peter nur durch die Hilfe des Glasmännchens entrinnen kann.

      In der vorliegenden Neuverfilmung wird der Holländer-Michel quasi auf Menschengröße „eingedampft“, was nicht bedeutet, dass er ungefährlicher daherkommt. Im Gegenteil, den Ausgestoßenen, auf alle Zeit der Liebe Entfremdeten treibt sein riesiger Hass in tiefste Abgründe menschlicher Perversion. Um lebendige Herzen aufzutreiben, an denen er sich berauscht, von denen gar sein Leben abhängt, zieht er alle Register seiner diabolischen Verführungskunst. Hat er jedoch sein Ziel erreicht, schockiert er durch ungebremste Brutalität. Moritz Bleibtreu scheint in dieser schillernden Figur aufzugehen, deren Ambivalenz er spielerisch auslotet und für den Zuschauer auf beängstigende Weise fühlbar macht.

      Indem die Filmemacher dem Holländer-Michel eine Vorgeschichte geben, treffen sie den Kern der dem Märchen innewohnenden Gesellschaftskritik: Nicht die mythischen Wesen bedrohen die Natur und damit die Existenz allen Lebens, sondern „steinkalte“ Menschen, die in ihrer Gier jegliches Maß verloren haben und selbst vor Mord nicht zurückschrecken.

      Der Vater vom Kohlenmunk-Peter ist ein rechtschaffener Mann, der das kärgliche Brot für seine Familie durch ehrliche Arbeit verdient. Er lehrt den Sohn das schwierige Köhlerhandwerk und dabei insbesondere das von Generation zu Generation gewachsene und weitergegebene Wissen über den Erhalt des Waldes mit geduldiger Selbstverständlichkeit. Dem reichen Holzhändler Etzel ist der unbequeme, ärmliche Widersacher schon lange ein Dorn im Auge. Als Peters Vater aufbricht, um sich mit anderen Köhlern gegen die Preisdiktate des Glasmachers zu verbünden, nutzt der Holzhändler die Gunst der Stunde und bringt den Quertreiber um. Etzel schert sich nicht um das Vermächtnis der Alten, er braucht keine Waldreserven, um nachhaltig wirtschaften zu können. Er will einzig und allein Geld, Reichtum, Macht - so wie all die Gleichgesinnten, die anstelle ihres Herzens einen Stein in ihrer Brust tragen.

      Die Waldgeister - in ihrer Körperbemalung eher an indigene Völker als an geheimnisvolle Zauberwesen erinnernd - müssen diesem Treiben machtlos zusehen. Das Glasmännchen kann Sonntagskindern zwar noch immer drei Wünsche erfüllen, aber selbst der Kohlenmunk-Peter wählt seine Wünsche nicht mit Bedacht. Er sehnt sich danach, der beste Tänzer im Dorf zu sein, beim Würfeln immer so viel Geld wie Etzel in seinen Taschen zu haben und die schönste Glashütte zu besitzen. Es ist nur eine Frage der Zeit, da spielt Peter dem Etzel die Taschen leer. Damit verliert natürlich auch er all sein Geld und wenig später sein Herz an den Holländer-Michel, weil er das „BRAUTGELD“ für die geliebte Lisbeth an den Glasmacher aufbringen muss. Die mythischen Wesen, die Beschützer des Waldes und der Erde aber verlieren zusehends an Kraft. Sie können Peter nicht aufhalten, der nach Monaten der Abwesenheit als reicher Holzhändler heimkehrt und den Wald noch skrupelloser ausbeutet als seine Konkurrenten. Frederick Lau als Darsteller des Peter bewältigt den Wandel vom armen Köhlerjungen zum kalten Geschäftsmann überaus glaubwürdig und ohne plakative Peinlichkeiten. Er beherrscht die Klaviatur der Schauspielkunst scheinbar mühelos und vermag Momente von großer atmosphärischer Dichte zu zelebrieren, die den Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle stürzen.

      Über all dieser verrohten Düsternis, die im kongenialen Zusammenwirken von Bild- und Tonebene fast körperlich zu spüren ist, strahlt nur eine Lichtgestalt, eine Hoffnungsträgerin - Lisbeth, die Tochter des Glasmachers, die von Henriette Confurius in all ihren emotionalen Höhen und Tiefen, in ihrer Leidenschaft, ihrer Verzweiflung und ihrer Kraft überzeugend dargestellt wird. Anmutig, aber auch klug wie sie ist, erkennt die junge Frau - ganz im Hauff’schen Sinne - zu Beginn des Filmes unter dem verschmutzten Äußeren des Köhlerjungen eine reine Seele, die ihr der eitle Bastian aus „gutem“ Holzhändler-Hause nicht bieten kann. Sie verliebt sich und hält ihrem Peter auch über eine lange Zeit der Trennung die Treue.

      Peters Kampf mit dem Holländer-Michel, die Rückgewinnung der von Maden und Schlangen gepeinigten, jedoch immer noch schlagenden Herzen, lässt die Zuschauer erschaudern. Wer einmal sein Herz an den Holländer-Michel verkauft hat, verliert normalerweise sein Leben, wenn er diese Tat bereut. Peter geht durch die Hölle, bevor es ihm nach schier aussichtslosen Aktionen schließlich doch gelingt, den mächtigen Gegner zu bezwingen und mit Hilfe des Glasmännchens Körper und Seele seiner geliebten Lisbeth zu retten. In dieser opulenten Sequenz entwickelt die im Film stets durchscheinende Parabel auf die Gegenwart ihre größte Sprengkraft: Es ist möglich, umzukehren und die Wunden, die unserem Planeten zugefügt wurden und werden, zu heilen. Dafür aber sind schier übermenschlicher Anstrengungen nötig. Die Botschaft ist unmissverständlich und bedarf im Grunde keiner didaktischen Bekräftigung durch die mahnenden Worte des Glasmännchens am Ende des Filmes.

      FBW-Jugend-Filmjury:

      (www.jugend-filmjury.com)

      In dem Märchenfilm geht es um den jungen Kohlenverkäufer Peter Munk, dessen Familie nur sehr wenig Geld hat. Deswegen werden sie in ihrem Dorf im Schwarzwald verachtet und so hat Peter auch keine Chance seine große Liebe Lisbeth, ein Mädchen aus einer reichen Familie, zu heiraten. Für Lisbeth würde Peter aber alles tun, selbst wenn es ein Pakt mit dem Teufel wäre. Wird ihre Liebe eine Zukunft haben? Uns hat der Film sehr gut gefallen. Er erzählt eine aufregende Märchengeschichte, in der es um Liebe, Macht, Reichtum und dunkle Versuchungen geht. Es wird einem sehr deutlich gezeigt, dass Macht und Geld alleine nicht glücklich machen. Der Film überzeugt mit einer ausgezeichneten Besetzung mit vielen bekannten Schauspielern. Alle Rollen werden authentisch und überzeugend dargestellt. Besonders haben uns auch die aufwendige Ausstattung der Szenen und die passenden Kostüme und Kulissen beeindruckt. Die auffällige Musik und der Ton unterstreichen und betonen die Gefühle der Darsteller zusätzlich. Wir empfehlen den Film für Mädchen und Jungen ab 12 Jahren, die auch gruselige Momente in Fantasyfilmen mögen.

      darstellerisch: 4 Sterne
      märchenhaft: 5 Sterne
      lehrreich: 4 Sterne
      berührend: 5 Sterne
      spannend: 4 Sterne

      Gesamtbewertung: 3 1/2 Sterne.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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