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La tête en friche: Jean Becker frönt in dieser sanften Komödie erneut seiner filmischen Leidenschaft, dem einfachen Leben auf dem Land und der großen Menschlichkeit "einfacher" Leute. Ein 50-Jähriger lernt durch eine über 90-Jährige die Lust am Lesen kennen.

Handlung und Hintergrund

Der korpulenten und ungebildeten Arbeiter Germain um die 50 trifft auf die feinsinnige und kultivierten Margueritte mit über 90. Das ungleiche Duo sitzt auf der Parkbank. Sie liest ihm aus Romanen vor und öffnet ihm die Tür zur Literatur - einer für ihn fremden Welt, warf er doch kurz zuvor noch den Guide Michelin und den „Guide Maupassant“ (Guy de Maupassant) in einen Topf. Seine Kumpels beobachten Germains Wandlung mit Skepsis.

Germain, ein korpulenter und ungebildeter Arbeiter um die 50, trifft auf die feinsinnige und kultivierten Margueritte, die bereits 90 Lenze zählt. Das ungleiche Duo sitzt auf der Parkbank. Sie liest ihm aus Romanen vor und öffnet ihm die Tür zur Literatur - einer für ihn fremden Welt, warf er doch kurz zuvor noch den Guide Michelin und den „Guide Maupassant“ (Guy de Maupassant) in einen Topf. Seine Kumpels beobachten Germains Wandlung mit stetig wachsender Skepsis.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Jean Becker
Produzent
  • Louis Becker
Darsteller
  • Gérard Depardieu,
  • Gisèle Casadesus,
  • François-Xavier Demaison,
  • Claude Maurane,
  • Patrick Bouchitey,
  • Jean-François Stévenin,
  • Claire Maurier,
  • Sophie Guillemin,
  • Mélanie Bernier,
  • Régis Laspalès,
  • Bruno Ricci,
  • Lyès Salem
Drehbuch
  • Jean Becker,
  • Jean-Loup Dabadie
Musik
  • Laurent Voulzy
Kamera
  • Arthur Cloquet
Schnitt
  • Jacques Witta
Casting
  • Sylvia Allegre

Kritikerrezensionen

    1. Gérard Depardieu kann man sich gut vorstellen in dieser Rolle eines Beinahe-Analphabeten, eines gutmütigen Mannes in Latzhose, der Gemüse auf dem Markt verkauft. Eines insgeheim wissbegierigen Menschen, der sich Bildung aber nicht zutraut. In der Verfilmung des Romans von Marie-Sabine Roger spielt der französische Schauspieler den Charakter Germain, der im Park Freundschaft mit einer 95-jährigen Dame schließt. Diese ungleiche Verbindung steckt voller Überraschungen und bildet das vergnügliche Zentrum des Films von Regisseur Jean Becker.

      Germain leidet, wie gelegentliche Rückblenden zeigen, noch immer unter Kindheitserlebnissen, in denen er als dumm verspottet wurde. Seine eigene Mutter war die Haupttäterin, sie konnte ihrem unehelichen Sohn keine Liebe geben und kann es immer noch nicht. Germain wohnt im Garten vor ihrem Haus, in einem Wohnwagen, und erträgt ihre Wutausbrüche geduldig. Er hat eine Stammkneipe, wo er seine Kumpel trifft und die Wirtin tröstet, wenn sie Liebeskummer hat. Und Germain hat eine wesentlich jüngere Freundin, die sogar ein Kind von ihm will.

      Aber erst als er die alte, zerbrechliche Margueritte im Park kennen lernt, nimmt Germains Leben die entscheidende Wendung. Mit der gebildeten Dame kann er endlich nachholen, wovon er sich bislang ausgeschlossen fühlte: Bücher lesen, Redewendungen verstehen, in die Welt des Geistes und der Fantasie eintauchen. Die 1914 geborene Schauspielerin Gisèle Casadesus ist der lebhafte und charmante Mittelpunkt der Geschichte. Margueritte spricht mit Germain stets anerkennend und nimmt auch seine weniger feinen Sprüche mit Humor. Als sie Germain einmal als guten Leser lobt, weil er gut zuhören könne, befreit sie sein Gemüt von alten Wunden, aber der Weg zum Selberlesen wird für ihn noch steinig sein.

      Um diese schöne Freundschaft herum drapiert der Regisseur jede Menge kleiner Handlungen, die dem Film insgesamt ein wenig den Charakter einer TV-Produktion verleihen. Mal spricht Germain mit seiner schnurrenden Katze, mal schlichtet er in seinem Stammcafé Streit oder verblüfft die Kumpel mit einem literarischen Zitat. Dann wieder schaut er im Haus nach seiner Mutter oder schreibt seinen Namen auf ein Mahnmal am Friedhof. Diese vielen Nebenschauplätze fügen sich nicht alle zu einer überzeugenden Gesamtdramaturgie, sondern erwecken nur den Eindruck, dass die Geschichte in Bewegung ist. Inhaltlich gibt es in dem ziemlich konventionellen Verlauf aber wenig Überraschungen.

      Fazit: Eine alte Dame ermutigt einen einfachen Mann, Bücher zu lesen: Hübscher kleiner Film mit Gérard Depardieu.
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    2. Das Labyrinth der Wörter: Jean Becker frönt in dieser sanften Komödie erneut seiner filmischen Leidenschaft, dem einfachen Leben auf dem Land und der großen Menschlichkeit "einfacher" Leute. Ein 50-Jähriger lernt durch eine über 90-Jährige die Lust am Lesen kennen.

      Gérard Depardieu lernt in dieser sanften Komödie als ungehobelter Kerl und Fast-Analphabet durch die Begegnung mit einer alten Dame die Lust am Lesen.

      Jean Becker frönt erneut seiner filmischen Leidenschaft, dem einfachen Leben auf dem Land, der großen Menschlichkeit so genannter „kleiner“ Leute. Nach „Dialog mit meinem Gärtner“ und „Ein Sommer auf dem Land“ geht er ein ernstes Thema mit sehr viel Leichtigkeit an. Die (Liebes)Geschichte zwischen dem korpulenten und ungebildeten Arbeiter Germain um die 50 und der feinsinnigen und kultivierten Margueritte mit über 90 ist delikat, anrührend und mit großer Zärtlichkeit inszeniert. Da sitzt dieser Koloss im Blaumann mit der zerbrechlichen Lady auf der Parkbank, sie liest ihm aus Romanen vor und öffnet ihm die Tür zur Literatur. Eine fremde Welt, warf er doch kurz zuvor noch den Guide Michelin und den „Guide Maupassant“ (Guy de Maupassant kannte er nicht) in einen Topf. Während seine Kumpel im Bistro irritiert seine Wandlung vom Einfaltspinsel zum Wortakrobaten verfolgen, lernt der erwachsene Mann, der ohne Liebe aufwuchs, wie schön es ist, herzliche Zuneigung und Hilfe zu bekommen und zu geben.

      In der Verfilmung von Marie-Sabine Rogers Roman setzt Becker auf bewährte Werte, auf Naivität und Unschuld, auf Einfachheit, auch wenn die manchmal sehr gewollt und gekünstelt daher kommt, vor allem bei den Buddys an der Bar. Aber die Protagonisten haben das Herz am rechten Fleck und die Kombination von Depardieu mit der 96-jährigen Gisèle Casadesus (seit ihrem ersten Film „Die Ausgebufften“ von 1934 eine feste Größe im französischen Film), die durch Vorlesen seine Vorstellungskraft weckt, macht den nostalgisch angehauchten Film zum schauspielerischen Erlebnis. Die Wiederholungen in der ersten Hälfte vergisst man gerne, wenn die Begegnungen zwischen Germain und Margueritte und Germain und seiner jüngeren Freundin im Verlauf der Handlung an Gefühlsintensität gewinnen. Und wenn am Ende der gutmütige Außenseiter und Vater in spe die alte Dame aus dem Altersheim entführt, wird „Das Labyrinth der Wörter“ zum sympathischen Feelgood-Movie. mk.
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