Die Geschichte vom weinenden Kamel, Die Höhle des gelben Hundes, jetzt Das Lied von den zwei Pferden so wie sich die Titel der Filme von Byambasuren Davaa ähneln, weichen auch die Filme nicht vom Erwartbaren ab. Landschaften, Tiere (hier: Pferde), Traditionen und Bräuche, das Leben in der mongolischen Steppe, ruhige, schöne Bilder: ist das Ethno-Kitsch? Oder ist es die Authentizität eines vergessenen, hierzulande vielleicht auch nie gekannten Volkes?
Die mongolischstämmige Davaa, die in München Regie studiert hat, inszeniert ihr Land, sie dreht ihre Filme für den Westen, für den westlichen Blick ins Unbekannte. In eine Kultur, die wir kaum kennen, eine Kultur, die Davaa in gewisser Weise auch auf Film konserviert denn gerade im Lied von den zwei Pferden deutet sie auch den Verlust von Tradition und Brauchtum an, es geht auch um die Teilung der Mongolei, denn Urna stammt aus dem chinesischen Teil, die Pferdekopfgeige war während der Kulturrevolution zerstört worden, viele Lieder der Mongolen behandeln den Verlust der Unabhängigkeit, das Eindringen der chinesischen Besatzer. Verschiedene Völker, Nationen, Kulturen, verschiedene Schriften und unterschiedliches Liedgut machen die innermongolische Problematik aus, die der Film zeigt. Zudem sieht man im Hintergrund der weiten Steppenlandschaft immer wieder die Goldminen, die das wird auch angesprochen mit ihren hochgiftigen Chemikalien die Natur verseuchen.
Insofern geht der Film durchaus auf aktuelle Probleme ein.
Und andererseits versinkt der Film in romantische Bilder, in liebevolle Heimatbeschreibung, in Schwärmerei gar: Er singt das Hohelied von Ursprünglichkeit, Naturverbundenheit, Familienbewusstsein, Gastfreundlichkeit und Nächstenliebe, Traditionsbewusstsein und Identität mit der eigenen Kultur; von der Schönheit der Bilder, des Landes, der Menschen und ihrer Lieder, und diese Hymne auf die Mongolei übertönt die leisen modernekritischen Untertönen.
Denn natürlich weiß Davaa auch, was die Leute von ihr erwarten, das Publikum in Deutschland, im Westen: keine Miesmacherei, kein aufrüttelndes Pamphlet, sondern ein schönes, ruhiges, geruhsames Werk für einen schönen Abend, an dem man mal nicht die Probleme der Welt vor Augen geführt bekommt.
Und natürlich gelingt ihr das. Wer wollte auch etwas anderes von ihr!
Mit ihrer Geschichte von Land und Leuten und Musik, mit ihren kleinen komischen Momenten, mit ihren großartigen Landschaftsaufnahmen punktet Davaa. Sie wendet dabei ihre bewährte Strategie an, die irgendwo zwischen Fiktion und Dokumentation liegt die Protagonisten sind authentisch, aber die Kamera scheint immer vorher schon zu wissen, was passiert
Vielleicht ist diese Filmart am besten als eine Art Re-Enactment zu verstehen, als filmische Wiederaufbereitung von tatsächlich Geschehenem oder tatsächlich Möglichem, denn wahrscheinlich wäre die Suche nach dem verlorenen Pferdelied kaum vonstatten gegangen, hätten sich nicht die bekannte mongolische Sängerin Urna und die mongolisch-deutsche Regisseurin Davaa in München getroffen. Ich suchte nach neuen Filmthemen, sagt die Regisseurin, da ich immer wieder auf die Musik und Symbolik meines Heimatlandes angesprochen werde, habe ich Urna ein Filmkonzept vorgestellt, das sie als Sängerin zurück in das Heimatland der Mongolen führt. Wie in allen meinen Filmen entstehen jedoch viele Geschichten aus fast zufälligen Begegnungen mit Menschen, die wir vor Ort treffen.
Fazit: Ethnische Entdeckungsreise in die Mongolei oder Edelkitsch?