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Løvekvinnen: Eva Arctanders Geburt im Winter 1912 ist ein tragisches Ereignis. Ihre Mutter stirbt bei der Entbindung und ihr Vater (Rolf Lassgård) weiß nichts mit ihr anzufangen: Statt der kleinen süßen Baby-Tochter, die er erwartete, liegt ein behaartes Knäuel in seinen Armen. Eva leidet an einem seltenen Gendefekt, der ihr am ganzen Körper Haare wachsen lässt. Beschämt wird sie von ihrem Vater, einem bodenständigen Bahnhofsmitarbeiter...

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Handlung und Hintergrund

Eva Arctanders Geburt im Winter 1912 ist ein tragisches Ereignis. Ihre Mutter stirbt bei der Entbindung und ihr Vater (Rolf Lassgård) weiß nichts mit ihr anzufangen: Statt der kleinen süßen Baby-Tochter, die er erwartete, liegt ein behaartes Knäuel in seinen Armen. Eva leidet an einem seltenen Gendefekt, der ihr am ganzen Körper Haare wachsen lässt. Beschämt wird sie von ihrem Vater, einem bodenständigen Bahnhofsmitarbeiter, im Haus eingesperrt und von der Gesellschaft ferngehalten. Die Nachricht macht im kleinen Heimatdorf natürlich trotzdem schnell die Runde. Dem Gerede der Nachbarn zum Trotz verliert die kleine Eva nicht den Mut und die Lust am Leben. Gegen den Willen ihres Vaters verlässt Eva das Haus und schließt sogar Freundschaften: Ihr Kindermädchen setzt sich für sie ein und ein Bahnangestellter und Kollege ihres Vaters bringt ihr das Morsen bei. Eva – das „Katzenbaby“, dass zum „Löwenmädchen“ heranwächst - kämpft für ihr Recht, die Schule besuchen zu dürfen und ihre Kindheit zu genießen. Sie möchte wie ein normales Mädchen leben, während ihr Vater vornehmlich darum bemüht scheint, mit Hilfe der weltbesten Ärzte Evas seltene Krankheit zu ergründen. Evas Schicksal wird in drei Teilen erzählt: Mit sieben Jahren (Aurora Lindseth Løkka), mit 14 Jahren (Mathilde Thomine Storm) und als erwachsene Frau (Ida Ursin-Holm).

Hintergründe

Die Romanvorlage zu diesem Coming-of-Age-Drama erschien 2006 aus der Feder des norwegischen Autors Erik Fosnes Hansen. In dieser norwegisch-deutschen Produktion inszeniert Regisseur Vibeke Idsøe („Karlson vom Dach“, 2002) auch Stars aus dem deutschen Raum, wie unter anderen Ken Duken. Die seltene Genstörung ist als Hypertrichosis lanuginosa bekannt und ist bereits auf Malereien der Renaissance dokumentiert. Die fiktive Geschichte von Eva ist Beispielhaft für den Umgang mit dem Fremden in der Gesellschaft: Was wir nicht kennen, ist suspekt und wird zunächst unter Generalverdacht ausgegrenzt. Das Drama entfaltet sich als Plädoyer für die Würde eines jeden Menschen und setzt somit ein moralisches Zeichen, das auch ein Jahrhundert nach der Erzählzeit des Films nichts von seiner Aktualität verloren hat.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Vibeke Idsøe
Produzent
  • Fredrik Wikström,
  • John M. Jacobsen,
  • Reza Bahar,
  • Marcus B. Brodersen
Darsteller
  • Ida Ursin-Holm,
  • Mathilde Thomine Storm,
  • Aurora Lindseth Løkka,
  • Rolf Lassgård,
  • Ken Duken,
  • Burghart Klaußner,
  • Connie Nielsen,
  • Kjersti Tveterås
Drehbuch
  • Vibeke Idsøe
Musik
  • Uno Helmersson
Schnitt
  • Per-Erik Eriksen
Casting
  • Nancy Bishop,
  • Anja Dihrberg

Kritikerrezensionen

    1. Als Evas Mutter bei ihrer Geburt im Winter 1912 ums Leben kommt, ist dies ein schwerer Schlag für den Stationsmeister Arctander. Doch seine Trauer verwandelt sich in Schock, als er einen ersten Blick auf sein Kind wirft. Evas ganzer Körper ist von einem Flaum blonder Haare bedeckt, sodass sie eher einem Tier als einem Menschen ähnelt. Weil Arctander aber weiß, dass es das Letzte ist, was ihm seine Frau auf der Welt hinterließ, steht er zu seinem Versprechen, das Kind bei sich zu behalten. Von vornherein stellt er die Regel auf, dass Eva niemals in Kontakt mit den Menschen in der Stadt treten darf. Doch Eva, die zu einem selbstbewussten Mädchen heranwächst, wird das Stationshäuschen als Zuhause bald zu eng. Sie will die Welt erkunden und ein Teil von ihr sein. Arctander aber hat Angst. Er weiß: Die Welt kann ein grausamer Ort sein für jemanden, der so anders erscheint als alle anderen. Der norwegische Spielfilm DAS LÖWENMÄDCHEN von Regisseurin Vibeke Idsøe basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsroman von Erik Fosnes Hansen, der auch für das Drehbuch mit verantwortlich zeichnet. Erzählt wird die berührende Geschichte eines starken Mädchens, das nicht akzeptiert, nur wegen seines Aussehens von der Gesellschaft ausgestoßen zu werden. Auf ruhige Weise entwickelt der Film seine Figuren, die dem Zuschauer im Laufe der Handlung ans Herz wachsen. Zeigt der großartige Rolf Lassgard in der Rolle des Stationsmeisters Arctander zunächst noch seine mürrisch herrische Seite, so entblößt sich nach und nach sein weiches mitfühlendes Herz, mit dem er seine Tochter aufrichtig liebt. In der Rolle der Eva glänzen gleich drei verschiedene Jungdarstellerinnen, denen es jeweils gelingt, die Stärke, Unabhängigkeit und Ausstrahlung des jungen Mädchens glaubhaft zu verkörpern. Ein großes Verdienst der Maske ist es, dass man als Zuschauer das „Fremde“ in Evas Gesicht immer mehr als ganz natürlich annimmt und so die Schönheit und den unverhohlenen Mut erkennen kann, die sich in ihrem Ausdruck spiegeln. Eva wird zu einer Heldin, der man gerne durch die Geschichte voller Höhen und Tiefen folgt. Mit seinen warmen Bildern, seiner stimmungsvollen Musik und seiner grandiosen Ausstattung ist DAS LÖWENMÄDCHEN großes skandinavisches Kino für die ganze Familie.

      Jurybegründung:

      Ein augenfälligeres Bild von einem Außenseiter wird sich nur schwer finden lassen. Die Titelheldin dieses Films wird infolge eines Gendefekts mit einem Pelz von blonden Haaren am ganzen Körper geboren und behält diese Behaarung für den Rest ihres Lebens. Dass diese Eva in den engen und spießigen Verhältnissen eines kleinen norwegischen Städtchens im Jahr 1912 geboren wird, macht es nicht einfacher für sie, denn ihr Vater, als Stationsmeister eine Respektsperson, sperrt sie für viele Jahre in die obere Etage des Bahnhofsgebäudes ein. Wie sie zuerst zaghaft und dann mit viel Geduld und Willenskraft Menschen für sich einnimmt, die ihr immer mehr Kontakte zur Außenwelt ermöglichen, wie sie mit der Ablehnung des Vaters umgeht, wie sie gedemütigt wird und dann in der Mathematik eine (nicht umsonst körperlose) Welt entdeckt, in der sie schließlich anerkannt wird - all das wird hier im klassischen Stil eines historischen Films mit einer aufwendigen und äußerst stimmigen Ausstattung erzählt.
      Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Erik Fosnes Hansen, der auch am Drehbuch mitarbeitete. Wohl auch deshalb wird hier episch und ohne melodramatische Zuspitzungen erzählt. So verzichten die Filmemacher etwa auf die Gelegenheit, das Leben des Löwenmädchens in einem „menschlichen Kuriositätenkabinett“, bei dem sie mit siamesischen Zwillingen, Liliputanern und einem „Echsenmann“ durchs Land tingelt, mit drastischen Bildern zu illustrieren. Stattdessen nimmt sich die Regisseurin Vibeke Idsøe die Zeit für eine lange Sequenz mit einem Gespräch des fast schon erwachsenen Löwenmädchens mit einer schönen, einfühlsamen Frau, bei der sie wie davor noch nie Verständnis findet und die ihr einen Weg in ein unabhängiges Leben zeigt. Doch im Mittelpunkt des Films steht das komplizierte Verhältnis von Eva zu ihrem Vater, der ihr lange die Schuld für den Tod seiner geliebten Frau bei der Geburt gibt. Rolf Lassgård verkörpert ihn wunderbar als einen mürrischen Griesgram, in dessen Gefühlspanzer sich im Laufe des Films immer mehr Risse zeigen, und dessen Liebe zu seiner Tochter erst in der letzten, grandios inszenierten Szene offenbart wird. Bemerkenswert sind auch die Leistungen der drei Schauspielerinnen, die Eva zuerst als Kind, dann als Mädchen und schließlich als Frau spielen. Ihnen ist es zu danken, dass der Zuschauer sehr schnell Eva nicht als einen „Fehler der Natur“ sieht, sondern als einen einzigartigen Menschen, der sich willensstark und anmutig gegen die anderen zu behaupten weiß. Dabei ist auch die Maske zu loben, durch die das Gesicht des Löwenmädchens sehr nuancierte Gefühlsregungen ausdrücken kann und eine ganz eigene Schönheit bekommt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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