Ganz allein sitzt der kleine Kater auf der Straße. Seine Besitzer haben ihn ausgesetzt, und jetzt weiß er nicht, wo er hingehen soll. Auf einmal sieht er vor sich ein großes Haus. Hier müsste er doch ein Plätzchen zum Schlafen finden. Und tatsächlich nimmt ihn der leicht verschrobene und sehr liebenswürdige Hausherr Lawrence gerne bei sich auf und nennt ihn von nun an „Thunder“. Lawrence ist ein alter Zauberer und hat um sich herum viele liebenswerte Wesen versammelt, die er teilweise selbst geschaffen hat. Alle freuen sich über Thunder als neues Familienmitglied. Fast alle. Denn der Hase Jack und die Maus Maggie mögen den Neuankömmling gar nicht und tun alles, um Thunder wieder loszuwerden. DAS MAGISCHE HAUS ist das neue belgische Animationsabenteuer von den Machern von SAMMYS ABENTEUER. Und erneut gelingt Regisseur Ben Stassen eine zauberhafte Geschichte, die schon kleine Zuschauer begeistern wird. Der Held ist natürlich Thunder, der sich von einem schüchternen Kätzchen in einen mutigen Stubentiger verwandelt, und der lernt, sich im Leben durchzusetzen und sich schützend vor seine neu gewonnene Familie zu stellen. Diese Familie ist ein bis ins kleinste Detail liebevolles Sammelsurium an Fantasiefiguren, die jede für sich genommen einzigartig erscheint. Die Animationstechnik ist ausgefeilt, die erschaffene 3D-Welt lädt ein, die einzelnen Zaubereien fast hautnah zu erleben. Am Ende kann der kauzige und grundgute Zauberer Lawrence noch einmal beweisen, dass er mit seinen Tricks immer noch Kinderaugen zum Staunen bringen kann. Aber natürlich nur mit Hilfe von Thunder, Maggie und Jack. Denn zusammen geht nun einmal alles besser. Ein zauberhafter Märchenfilm.
Jurybegründung:
Der europäische Animationsfilm hat kräftig aufgeholt gegenüber den US-amerikanischen Platzhaltern - dies zumindest muss man annehmen, wenn man Ben Stassens und Jeremyn Degrusons Film DAS MAGISCHE HAUS als Vergleichsmaßstab heranzieht und erstaunt feststellen muss, dass diese Produktion ebenso gut aus einer der berühmten Animationsschmieden Hollywoods stammen könnte. Dabei sind es bei diesem Film nicht nur die technischen Standards und die gelungene Verwendung von 3D-Effekten, sondern auch ein ausgesprochenes Händchen für souveränes und unterhaltsames Storytelling, das Kinder ab ca. 8 Jahren ebenso viel Spaß bereiten dürfte wie deren erwachsenen Begleitpersonen.
Die Geschichte dreht sich um den kleinen Kater Thunder, der im magischen Haus des Zauberers Lawrence neue Freunde und ein Zuhause findet, das er gemeinsam mit seiner künftigen ?Familie‘ gegen den Zugriff des geldgierigen Neffen Daniel beschützen muss. Und dazu ist die ganze Phantasie der kleinen Katze nötig, denn ihr neues Herrchen liegt im Krankenhaus und kann in das Geschehen nicht eingreifen. Hinzu kommt, dass der Hase Jack, bislang unter den seltsamen Mitbewohnern des Zauberers die Nummer Eins, den Fremdling mit viel Misstrauen beäugt. Erst als die Gefahr des Verlustes offensichtlich wird, überwindet Jack die Abneigung gegenüber dem Eindringling und Fremdling.
Sicherlich: Wirklich neu ist die Geschichte nicht, die DAS MAGISCHE HAUS erzählt. Da Stassen und Degruson sich aber von Anfang an bedingungslos auf ihren vierbeinigen Protagonisten einlassen und häufig genug dessen Perspektive einnehmen, folgt man Thunder gerne auf seinen Gängen durch den Haus, das nur auf den ersten Blick so gruselig aussieht wie einst das Anwesen, in dem EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN hauste. Auch andere filmische Vorbilder kommen einem schnell in den Kopf, doch der Film belässt es bei vagen Anklängen und vertraut stattdessen auf die Kraft der Geschichte und der liebevoll gezeichneten und animierten Charaktere. Besonders auffällig ist dabei, dass - obwohl es durchaus um große Werte wie Freundschaft, Solidarität und Außenseitertum geht - DAS MAGISCHE HAUS stets den richtigen Ton und eine Balance aus Emotionalität und Unterhaltung findet, ohne ins Rührselig-Kitschige abzugleiten, was gerne mal bei US-Produktionen geschieht.
Kindgerecht ist auch das Erzähltempo des Filmes, das auf rasante Sequenzen immer wieder Phasen der Erholung einbaut, in denen die Zuschauer verschnaufen können, ohne sich dabei zu langweilen. Erfreulich ist an diesem Film auch, dass die 3D-Effekte mit Augenmaß eingesetzt wurden - sie bieten einen echten Mehrwert und stehen dennoch nicht im Vordergrund.
Möglicherweise sind ja Filme aus den USA, was den Stand der Animationstechnik angeht, nach wie vor führend. DAS MAGISCHE HAUS aber zeigt, dass nach wie vor eine liebevoll und kindgerecht erzählte Geschichte der entscheidende Faktor ist, wenn es darum geht, die Gunst der jungen Zuschauer zu erobern.
Aufgrund der reichlich vorhandene Qualitäten und des enormen Unterhaltungswerts des Filmes erteilte die Jury dem Film einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)