Das merkwürdige Kätzchen: An einem Samstag im Herbst sind Karin und Simon bei ihren Eltern und der jüngsten Schwester Clara zu Besuch. Die Zusammenkunft der Familie ist Anlass für ein gemeinsames Abendessen, zu dem im Verlauf des Tages auch weitere Verwandte erscheinen. Während die Familienangehörigen die Wohnung mit ihren Gesprächen, Alltagshandlungen und Kochvorbereitungen beleben, streifen die Katze und der Hund durch die Räume. Auch...
„Das merkwürdige Kätzchen“ im Kino
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Handlung und Hintergrund
Eine Katze und ein Hund streifen durch die Wohnung ihrer Besitzer. Was sie sehen: Die erwachsenen Kinder Karin und Simon sind zu Besuch, mittendrin die jüngste Schwester Clara. Gemeinsam bereiten sie ein Abendessen vor, zu dem später noch weitere Verwandte stoßen werden. Sie erleben, wie die Familienmitglieder miteinander umgehen, von oberflächlichen Gesprächen bis zu konkreten Vorhaltungen. Es wird deutlich, wie Unausgesprochenes die Atmosphäre beeinflusst, aber ebenso wird die Nähe und Vertrautheit der Menschen spürbar.
Besetzung und Crew
Regisseur
Ramon Zürcher
Produzent
Silvan Zürcher,
Myriam Eichler,
Johanna Bergel
Darsteller
Jenny Schily,
Anjorka Strechel,
Mia Kasalo,
Luk Pfaff,
Matthias Dittmer,
Armin Marewski,
Leon Alan Beiersdorf,
Sabine Werner,
Kathleen Morgeneyer,
Monika Hetterle,
Gustav Körner,
Lea Draeger
Drehbuch
Ramon Zürcher
Musik
Thee More Shallows
Kamera
Alexander Haßkerl
Schnitt
Ramon Zürcher
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Unter Verzicht auf einen stringenten Plot spielt "Das merkwürdige Kätzchen", das Langfilmdebüt des Schweizer Filmstudenten Ramon Zürcher, an einem einzigen Tag in einer Berliner Mietswohnung. Nur in wenigen Szenen verlässt die Kamera diese Räume, während sich die Figuren zumeist in der Küche als zentralen Ort aufhalten. Zwischen teils improvisierten Dialogen, exakt festgelegten Bildkompositionen und choreographierten Abläufen verfolgt das für die Berliner Hochschule dffb produzierte Werk den Tagesablauf einer Familie. Arm an äußerer Handlung, werden mehrere Erzählungen der Figuren stärker ins Blickfeld gerückt. Einige dieser Monologe illustrieren Zürcher und Kameramann Alexander Hasskerl durch kurze Rückblenden, so etwa Simons Begegnung mit einer merkwürdigen Frau auf einer Party, doch zu einer geschlossenen Dramaturgie formen sich diese kleinen Geschichten nicht.
Mit einer an Robert Bresson gemahnenden ausschnitthaften Kamera, bei der das Geschehen häufig außerhalb des Bildfeldes stattfindet, und statischen, ruhigen Einstellungen im Stil der "Berliner Schule" skizziert Zürcher gleichsam die wachsende Kommunikationsunfähigkeit innerhalb der Gemeinschaft. Zunehmend reden die Charaktere aneinander vorbei und hören nicht mehr zu. Dabei verzicht der junge Filmemacher auf manche Montagesequenz und auf eine Schuss-/Gegenschuss-Dramaturgie. Szenen mit aufeinander abgestimmten Aktionen laufen nach präziser Chronologie ab, wie etwa die finale Szene, als die Kamera lange die halb geöffnete Badezimmertür beobachtet, bevor die Stille des Abends wieder einkehrt. Gelegentlich erinnert dieses Prinzip an filmische Installationen, was kein Zufall ist, da Zürcher zuvor Videokunst studierte.
Die Spannungen innerhalb der Familie treten nicht offen zutage, sondern äußern sich in vielen kleine Irritationen: Von allen ungehindert rollt ein Glas vom Tisch, eine Flasche rotiert allein in einem Wassertopf, und aus nichtigem Grund erhält das jüngste Mädchen eine Ohrfeige, was sie jedoch unbeeindruckt wegsteckt. Die pubertierende Tochter reagiert launisch-sarkastisch auf jeden Dialog. Besonders die im Grunde unbeteiligt wirkende Mutter erweist sich als latent aggressiv, wenn sie mit dem Mixer die Gespräche der Anderen übertönt oder so tut, als wolle sie mit dem Fuß auf die abgelenkte Katze treten. Nur das titelgebende "merkwürdige" Kätzchen selbst verhält sich relativ normal, wenn man davon absieht, dass es ständig verbotenerweise Essen vom Tisch stibitzen will.
Die einzelnen Kapitel werden durch ein eingängiges Musikmotiv gegliedert. Durch den sonstigen Verzicht auf einen Filmscore gewinnt die Tonspur aus Alltagsgeräuschen umso stärker an Bedeutung und trägt zum Realismus bei. Zumindest wird das Konzept aus fragmentarischen Miniaturen in Echtzeit dank der relativ kurzen Laufzeit nicht überstrapaziert, so dass Zürchers Versuchsanordnung sich nicht totzulaufen droht.
Fazit: "Das merkwürdige Kätzchen" liefert ein reduziert angelegtes Generations- und Familienporträt, bei dem eine zumeist statische Kamera als Bruch mit den Sehgewohnheiten fungiert.